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Fast final
Bislang hat Renault vor allem mit großen Ankündigungen von sich reden gemacht. Denn viel mehr als ein paar Prototypen und das Versprechen, zusammen mit der Konzernschwester Nissan demnächst 500.000 Elektroautos pro Jahr zu verkaufen, hatten die Franzosen nicht zu bieten. Doch jetzt macht Konzernchef Carlos Ghosn langsam ernst und schickt nach dem Nissan Leaf auch den Renault Zoe auf die Straße. Noch ist der Kleinwagen im Format des Clio zwar eine Mischung aus Designstudie und Prototyp. „Aber genau so, ohne große Änderungen, wird der Zoe im nächsten Sommer in Serie gehen“, verspricht der verantwortliche Designer Axel Breun, „90 Prozent aller Teile sind schon final.“
Während die Kunden also noch gut ein Jahr auf die Jungfernfahrt warten müssen, durften wir mit dem Zoe schon eine kleine Spritztour machen. Wie immer bei handgeschnitzten Prototypen wacht dabei ein Aufpasser über das Tempo, und so leise wie sonst in einem Elektroauto ist es an Bord auch noch nicht. Denn irgendwo knarzt und quietscht immer eine Scheibe im Rahmen, drückt ein Sitz gegen die Konsole oder eine reibt eine Plastikplanke auf der Trägerstruktur. Aber selbst wenn man ihn noch mit Samthandschuhen anfassen muss, macht der Zoe schon bei dieser ersten Testfahrt viel Spaß.
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Er ist spritzig und handlich und vor allem überraschend geräumig. Weil der Wagen nicht zunächst als Verbrenner konstruiert und dann erst zum Stromer umgerüstet wurde, konnte Designer Breun alle Elektrokomponenten platzsparend unterbringen. Dank der Akkus im Boden sitzt man daher vielleicht ein bisschen höher als im normalen Clio. Aber dafür rückt man auch weiter nach vorne und macht so bei 4,09 Metern Gesamtlänge und 2,92 Metern Radstand automatisch Platz für die Hinterbänkler. Selbst der Kofferraum ist mit 292 Litern alltagstauglich – zumindest, wenn irgendwann der weiße Hochglanzkunststoff des Messemodells einer soliden Verkleidung weicht.
Aber der Zoe wirkt mit seinem riesigen Glasdach, den hellen Farben, den schlanken Sitzen mit ihren integrierten Kopfstützen und den fast schwebenden Bedienelementen nicht nur leichter und geräumiger als ein Clio. Er schmeichelt dem Fahrer zudem mit einem üppigen Wellness-Programm. "Wir wollten eine ganz besondere Wohlfühlatmosphäre schaffen", sagt Designer Breun mit Blick auf die Geruchsfilter in der Klimaanlage, die Parfümspender in der Lüftung, die Lichtspiele hinter den transparenten Konsolen und die sphärischen Klänge, die Renault anstelle des Motorsounds eigens für den Zoe komponieren ließ.
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Die Liebe zum Detail, die edlen Materialien und die phantasievollen Formen – all das ist bei einem Kleinwagen aus Frankreich schon eine schöne Überraschung. Doch der größte Trumpf des kleinen Stromers ist sein Preis: Kaum mehr als 20.000 Euro soll der Zoe kosten, wenn er im nächsten Jahr auf den Markt kommt. „Zieht man davon noch die 5.000 Euro Subvention ab, die es zum Beispiel hier in Frankreich für Elektrofahrzeuge gibt, dann liegt der Zoe gleichauf mit einem Clio Diesel“, rechnet der Designer vor.
Im Staunen geht das Kleingedruckte allerdings schnell unter: Denn anders als bei den durchweg 10.000 Euro teureren Konkurrenten wie dem Mitusbishi i-Miev oder dem Nissan Leaf ist die Batterie bei Renault im Preis nicht inbegriffen. Aber selbst wenn man dafür wie geplant noch 70 Euro Miete im Monat zahlen muss, bleibt der Zoe ein Schnäppchen und kann als erster Stromer sogar halbwegs mit einem Hybrid-Auto wie dem Toyota Prius konkurrieren.
So phantasievoll das Design und die Innenausstattung wirken, so nüchtern ist neben der Preiskalkulation die Technik hinter dem neuen Markengesicht mit der riesigen Raute: Wie im elektrischen Kangoo und im umgebauten Fluence setzt Renault auch im Zoe auf einen einzelnen Elektromotor an der Vorderachse, der hier auf 60kW/82 PS und bis zu 222 Newtonmeter Drehmoment ab der ersten Umdrehung kommt - kein Wunder also, dass der Zoe auf den ersten Metern einen Antritt hat wie der Clio V6, mit dem der Designer zur Testfahrt gekommen ist. Der Stromer wird gespeist aus einem Lithium-Ionen-Akku, für den Breun bei 22 kWh Kapazität eine Reichweite von 160 Kilometern in Aussicht stellt.
Wo andere Elektroautos danach für Stunden an die Steckdose müssen, hat Renault eine schnelle Alternative vorgesehen. Natürlich kann man auch den Zoe binnen vier bis 8 Stunden daheim in der Garage oder in 30 Minuten an der Starkstrombuchse laden - aber man kann an einer speziellen Quickdrop-Station auch einfach in 3 Minuten den Akku wechseln. Dumm nur, dass es in Frankreich demnächst erst eine und in Deutschland noch gar keine solche Einrichtung gibt. Aber für Designer Breun ist der Aufbau der entsprechenden Infrastruktur kein Problem: "Bis zur Markteinführung ist ja noch ein Jahr Zeit."
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Fünftüriger Kleinwagen mit Elektroantrieb und Lithium-Ionen-Akkus | |
Antrieb: | 60 kW/82 PS |
max. Drehmoment: | 222 Nm |
Vmax: | 135 km/h |
Batteriekapazität: | 22 kWh |
Reichweite: | ca. 160 km |
CO2: | 0 g/km (lokal) |
Preis: | ca. 21.000 Euro |
Alternative zu: | Nissan Leaf, den Elektro-Drillingen von Mitsubishi, Peugeot und Citroen oder Hybriden wie Toyota Prius |
Passt zu: | Vordenkern mit grünem Gewissen und Sinn für den Alltag |
Sieht gut aus: | vor dem Null-Energie-Haus und dem Waldorf-Kindergarten |
Was kommt noch: | Das Serienmodell im Sommer 2012, und mit ihm drei weitere Renault Elektroautos |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 21.02.2011 aktualisiert am 12.06.2019
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