Rennbericht aus Sepang, Kuala Lumpur

Bis nach Australien reiste Ferrari, um einen roten Alptraum zu
erleben. Die Weiterreise nach Malaysia hat sich für die Scuderia wieder
gelohnt – wenn auch am Ende nur für Kimi Räikkönen. Am Start musste
sich der Finne noch hinter seinem Teampartner Felipe Massa anstellen,
doch 1,2 Sekunden Rückstand ließen ihm für den ersten Boxenstopp alle
Möglichkeiten, an Massa vorbeizugehen.

Der Brasilianer stoppte in Runde 17, Räikkönen drehte derweil die
schnellste Rennrunde und kam dann zu seinem ersten Tankstopp an die
Box. Nach 7,9 Sekunden Standzeit brauste er wieder los und kam vor
Massa auf die Bahn zurück. „Mein Auto war nach dem ersten Stopp besser,
ich konnte schneller fahren und den Vorsprung ausbauen“, sagte
Räikkönen. „Ab dem ersten Stopp lief alles glatt.“ In Runde 25 führte
er mit 4 Sekunden vor seinem Teamkollegen. Fünf Runden später erledigte
sich auch dieses Problem: Massa strandete im Kiesbett. „Ich habe keine
Ahnung, was passiert ist“, sagte der Brasilianer. „Das Heck ist ohne
Vorankündigung ausgebrochen.“ Für Räikkönen bedeutete dies eine
Sonntagsspazierfahrt. Vor seinem zweiten Stopp in Runde 37 hatte er
24,5 Sekunden Vorsprung auf den Zweiten Robert Kubica, der bis zu
seinem zweiten Stopp die zwischenzeitliche Führung genießen durfte.
Danach gehörte der Sieg dem amtierenden Champion.

Platz 2 ging an Robert Kubica, der nach Monza 2006 seinen zweiten 2.
Platz einfuhr. „Nach dem Pech von Australien ist das ein tolles
Ergebnis. Wir wussten, dass wir nicht mit Ferrari mithalten konnten.“
Er versuchte dranzubleiben, musste dann aber seinen Speed gehen.
„McLaren hatten wir stärker erwartet, aber nach dem 2. Stopp konnte
Heikki den Abstand nicht verringern.“ Kovalainen war nach der Strafe
vom Samstag mit Platz 3 ebenfalls zufrieden. „Meine Strategie hat gut
funktioniert. Ich konnte praktisch immer frei fahren.“ Nur im 1. Stint
störte ihn etwas Graining. „Danach war das Auto gut. Im letzten Stint
hatte ich nach vorne und hinten Luft und bin mein Rennen sauber zu Ende
gefahren. Das war das Maximum, das wir heute rausholen konnten.“

Die Action zwischen der Strategie

Auch der zweite Start des Jahres hatte es in sich. Vorne drängte
Massa seinen Teamkollegen Räikkönen zur Seite, verteidigte so die
Führung in Kurve 1. „Ich hatte einen etwas besseren Start als Felipe“,
sagte Räikkönen, „aber in der Situation wusste ich bereits, dass ich
eine Runde länger draußen bleiben würde als er. Deshalb wollte ich
keine Kollision riskieren. Ich hätte ihn vielleicht überholen können,
wenn ich mehr gepusht hätte.“

Dahinter versuchte Heidfeld außen an Trulli vorbeizugehen, der
behauptete seinen Platz und Heidfeld fiel auf Platz 10 zurück. Kubicas
Start war nicht ganz so gut, er hatte durchdrehende Räder. „Es war eng
mit Trulli, dabei habe ich das Auto innen auf der schmutzigen Seite
beinahe verloren.“ In diesem Moment half ihm das Duell zwischen
Heidfeld und Trulli. Auf der anderen Seite fuhr Hamilton an beiden
vorbei und auf Platz 5 nach vorne. Für Sebastien Bourdais war das
Rennen in der nächsten Kurve vorbei – der Franzose landete in seinem
Toro Rosso im Kiesbett.

Ein paar Kurven weiter, aber nicht bis zum Ende der ersten Runde,
schafften es Nico Rosberg und Timo Glock. Der Williams-Pilot griff den
Toyota seines Landsmanns an und sie kollidierten – für Glock war das
Rennen beendet, Rosberg musste sich einen neuen Frontflügel abholen.
„Nico hat anscheinend versucht, mich in Kurve 14 zu überholen“,
schilderte Glock. „Ich habe ganz normal eingelenkt, er hat versucht
reinzufahren, hat mich dabei mit seinem Vorderrad an meinem Hinterrad
getroffen, er war also noch nicht ganz daneben.“ Dabei brach Glocks
Hinterradaufhängung.

Ein paar Runden länger mischte Adrian Sutil mit. Dann streikte seine
Hydraulik – wie schon eine Woche vorher in Melbourne. „Ich konnte nicht
mehr schalten, der 3. Gang blieb stecken“, sagte er. „Das ist sehr
schade. Irgendwie ist der Wurm drin. Nach dem enttäuschenden Qualifying
war ich sicher, dass es im Rennen besser laufen würde, aber der Ausfall
kam zu früh.“

Länger war Sebastian Vettel in seinem Toro Rosso unterwegs. Doch
dann rollte auch er mit qualmendem Auto am Streckenrand aus. „Der
Hydraulikdruck ist in den Keller gefallen“, so Vettel. „Ich konnte
nicht mehr runterschalten, nicht mehr hochschalten, ich hing im 2. Gang
fest, habe die Servolenkung verloren und musste aufgeben.“ Den Rauch
erklärt er sich durch die Hitze. „Es sah so aus, als wäre irgendetwas
am Motor kaputtgegangen, aber das Wasser hat 120 Grad, da qualmt es
schnell mal. Schade, wir hätten als 11. oder 12. ins Ziel fahren
können.“

Auch am Überholmanöver des Rennens war ein Deutscher beteiligt. Kurz
nach dem Start flogen Nick Heidfeld, David Coulthard und Fernando
Alonso nebeneinander auf die Schlusskurve zu, Heidfeld ging innen an
beiden Kontrahenten vorbei, Alonso schnappte sich Coulthard am Ende der
Geraden. Erinnerungen an Spa-Francorchamps 2000 wurden wach. In diesem
Fall mit Coulthard in der Rolle des Ricardo Zonta.

Der Rest vom Feld

Für McLaren lief der Grand Prix nicht wie erwünscht. Nach der
Strafversetzung beider Piloten nach dem Qualifying kämpften sie sich
einige Plätze nach vorne, blieben dann aber im Verkehr stecken. Bei
Kovalainen reichte ein unauffälliges, aber fehlerfreies Rennen für sein
erstes McLaren-Podium hinter Räikkönen und Kubica. Hamilton verschenkte
seine Chance auf einen Podestplatz bei einem verpatzten Boxenstopp. Der
rechte Vorderreifen wehrte sich beim ersten Stopp.

In den Schlussrunden machte sich Hamilton auf harten Reifen noch
einmal auf die Jagd nach Jarno Trulli auf Platz 4. Aber der Italiener
machte keinen Fehler, Hamilton kam nicht mehr vorbei. „Noch ein paar
Runden mehr und er hätte es vielleicht geschafft“, glaubte Teamchef Ron
Dennis. Das gleiche Spiel spielten dahinter Mark Webber und Fernando
Alonso, die auf den Plätzen 7 und 8 ins Ziel einliefen. Zwischen
Hamilton und Webber kreuzte Nick Heidfeld als Sechster die Ziellinie.
Der Deutsche setzte als Schlusspunkt immerhin die schnellste Rennrunde.

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