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Der Blitzer wird 60
Der Blitzer feiert Geburtstag – vor exakt 60 Jahren entlarvte erstmals ein Radargerät einen Zu-Schnell-Fahrer. Die Geräte haben sich in dieser Zeit massiv verändert – ihr Zielpunkt ist weitgehend gleich geblieben: Nach wie vor dient das Nummerschild zur Identifizierung. Die Firma Tönnjes East aus Delmenhorst will das ändern. Der Autofahrer wird noch gläserner.
Die Spezialisten setzen auf Nummernschilder mit eingebautem RFID-Chip ((englisch: radio-frequency identification) samt Identifikationsnummer. Das sogenannte "IDePlate" von Tönnjes verfügt über diese Funktion, die "von autorisierten Lesegeräten" zur Entschlüsselung genutzt werden kann. "Ein Feldversuch in Kooperation mit dem niederländischen Verteidigungsministerium im vergangenen Jahr hat ergeben, dass unser System 100 Prozent der Pkw erfasst - egal bei welcher Wetterlage oder Sicht", sagt Tönnjes-Chef Dietmar Mönning. Und: "Es ist an der Zeit, den kamerabasierten Blitzer in den Ruhestand zu schicken." Er berichtet von Fällen, bei denen Raser ihr gefährdendes Verhalten auf die Spitze treiben: Im Münchner Richard-Strauss-Tunnel etwa wurde ein Biker in drei Monaten 26 Mal geblitzt, doch wegen der extrem hohen Geschwindigkeit war das Kennzeichen nicht zu erkennen. "Mit dem IDePlate wäre das nicht passiert", so Mönning.
Ein stationäres Lesegerät hätte die individuelle Nummer des Kennzeichens gelesen und den Raser entlarvt. Auch gestohlene Kennzeichen hält der Geschäftsmann für eine große Sicherheitslücke. Laut Schätzungen werden deutschlandweit pro Jahr rund 160.000 Nummernschilder geklaut. Hier kommt ein weiteres Tönnjes East-Produkt in Form eines Windschutzscheiben-Aufklebers ins Spiel. Dieser sogenannte "IdeStix" enthält ebenfalls einen digitalen Chip. Werden Nummernschilder also an einem anderen Auto angebracht, verrät das "dritte Kennzeichen" den Lesegeräten, dass etwas faul ist. Bedenken von Datenschützern kontert Mönning mit dem Hinweis auf seinen niederländischen Kooperationspartner NXP Semiconductor, Spezialist im Bereich Verschlüsselungstechnik. Und er hat auch gleich noch zwei Einsatzmöglichkeiten ausgemacht: "Diese Technologie kann auch Grenzkontrollen erleichtern und bei Terrorszenarien frühzeitig wichtige Hinweise zur Aufklärung liefern."Dass die neue Technik auch Schattenseiten haben kann, ist allerdings die Kehrseite der Medaille. Denn auch böse Buben könnten sich trotz aller gegenteiliger Bemühungen auf dunklen Pfaden die "autorisierten Lesegeräte" organisieren - und wüssten damit deutlich mehr über einen Autobesitzer als anhand der guten, alten Autonummer. Und noch ein Haken lässt sich ausmachen: Um diese Lesegeräte flächendeckend anstatt Kameras einsetzen zu können, müssten die Hightech-Kennzeichen für alle Fahrzeuge vorgeschrieben werden.
Copyright: Jenoptik
geschrieben von MID veröffentlicht am 19.07.2017 aktualisiert am 19.07.2017
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