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Mehr als 25 Meter lang, über 60 Tonnen schwer und künftig auch in Deutschland unterwegs – das Thema Riesen-Lkw polarisiert. Kritiker befürchten Gefahren für die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer, andere sehen sie als einziges Mittel gegen den drohenden Verkehrsinfarkt.
Die von den Befürwortern am liebsten „Euro Combi“ genannten Gespanne transportieren mit zwei Fahrten so viel Güter wie konventionelle Lkw mit drei Fahrten. Insgesamt 150 Kubikmeter Ladung fassen die Gigaliner in Auflieger und Anhänger. „Wer nach effizienten Lösungen für das steigende Straßengüterverkehrsaufkommen sucht, kommt am ‚Euro Combi‘ nicht vorbei“, so der Verband der Automobilindustrie (VDA). Der Bundesverband Güterverkehr und Logistik (BGL), der seit Jahren über einen Mangel an Nachwuchsfahrern klagt, begrüßt den Versuch ebenfalls. Mehr als ein Drittel der Lkw-Fahrer seien älter als 50 Jahre und würden in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen. In den Gigalinern sieht der Verband eine Chance, dem drohenden Fahrermangel entgegenzuwirken.
Ähnliche Vorteile sehen auch das Bundesverkehrsministerium und diverse Landesverkehrsministerien – sie haben für das kommende Jahr einen neuen großen Feldversuch angekündigt, um die Gigaliner im Autobahn-Alltag zu testen. Bislang sind lediglich einzelne Fahrzeuge auf Basis von seit 2005 erteilten Ausnahmegenehmigungen unterwegs. Bei dem nun größer aufgezogenen Versuch wollen aber nicht alle Länder mitmachen; auf der Verkehrsministerkonferenz stimmten acht Bundesländer gegen den Versuch, unter anderem Nordrhein-Westfalen. Für den ADAC ist diese Verweigerung ein weiterer Grund für Skepsis beim Thema Gigaliner. Aus Sicht des Automobilclubs bringen die geplanten Tests keine neuen Erkenntnisse. Interessanter wäre zu wissen, wie sich die überlangen Gespanne auf Landstraßen und in Städten fahren. Problematisch dürfte etwa die Fahrt durch Kreisverkehre werden. Darüber hinaus befürchten Experten durch das hohe Gewicht der Gigaliner auf Dauer Schäden an Straßen und Brücken.
Praktische Fragen sind aber nicht alles. Kritiker halten Gigaliner auch für ein Sicherheitsrisiko. So dauere es noch deutlich länger, einen Gigaliner zu überholen als einen konventionellen Lkw. Unfälle mit den großen Fahrzeugen könnten zudem verheerend enden. Vor allem der Bahnverkehrs-Lobbyverband „Allianz pro Schiene“ hat Bedenken: Ein Monstertruck mit 60 Tonnen besitze bei 80 km/h fast die gleiche Bewegungsenergie wie ein 40-Tonner mit Tempo 100, sowie den entsprechend langen Bremsweg. Fahrzeughersteller und Logistik-Verbände weisen derartige Berechnungen allerdings zurück.
Nicht zuletzt befürchten Kritiker bei einer Einführung der Gigaliner auch eine verkehrspolitische Weichenstellung. Die Stärkung des Gütertransports auf der Straße würde eine Schwächung des als umweltfreundlicher geltenden Bahnverkehrs bedeuten. NRW beispielsweise will sich statt für die Riesen-Lkw daher für eine Stärkung von Schienen- und Wasserwegen aussprechen.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 11.10.2010 aktualisiert am 11.10.2010
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