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Rover
Es gibt auch feinen britischen Automobilbau außerhalb von Bentley, Jaguar und Rolls-Royce. Rover, 2005 zuletzt in den Medien mit der aufsehenerregenden Pleite, ist so ein Kandidat. Der Hersteller hatte tatsächlich schon bessere Zeiten und sogar Produkte, mit denen sich auch die zeitgenössische Politprominenz im Königreich sehen lassen konnte. In den ausgehenden Fünfzigerjahren zeichnete sich das Label nicht nur durch Modelle mit vornehmer Eleganz aus, die Qualität der Autos war auf einem wenige Jahre später längst nicht mehr erreichten Level. Das macht Fahrzeuge wie beispielsweise den 1958 eingeführten P5 für heutige Oldtimer-Fans interessant.
Der am oberen Ende der Businessklasse angesiedelte Viertürer ist längst ein Hingucker mit seinem landestypisch schnörkeligen Auftritt;[foto id=“503741″ size=“small“ position=“right“] viel Chrom, ein ausladendes Hinterteil sowie breite Türrahmen verleihen der heckangetriebenen Limousine mit dem markanten Kühlergrill etwas Charmantes. Als Clou gab es ab Anfang der Sechziger sogar eine deutlich flacher anmutende Coupé-Version mit vier Türen – von wegen, die Mercedes CLS-Strategen haben sich etwas Neues einfallen lassen.
Sorgte anfangs ein standesgemäßer Reihensechszylinder mit drei Litern Hubraum für Vortrieb (Exportautos mussten auch mit zweieinhalb auskommen), spendierten die Techniker der vierten Serie, dem so genannten P5B (1967), einen 3,5 Liter großen V8 aus dem Hause Buick. Stolz prangt das „3.5 Litre“-Badge auf Flanken und Kofferraum-Klappe. Doch der Kenner würde den Achtender ohnehin identifizieren. Denn spätestens wenn der Druck auf den Starterknopf – auch wieder so ein Trendgimmick aus früher Zeit – die mächtige Vergaser-Maschine zum Leben erweckt, muss nicht[foto id=“503742″ size=“small“ position=“left“] mehr das Radio für akustischen Genuss sorgen. Der Dreieinhalber bollert gut vernehmlich los und klingt gar nach mehr Volumen, als der Modellschriftzug glauben macht. Mit einem Preis von weit über 20.000 Mark je nach Ausführung rangierte der P5 übrigens deutlich über einem Mercedes W114/115 (Strichacht) und hatte den Anspruch, auch Käufern der Baureihe W108/109, dem Vorläufer der S-Klasse, eine Alternative zu sein. Zwar besaß der schrullige Brite eine deutlich kleinere Karosse, dafür allerdings eine ganze Portion mehr Klasse im eher von VW Käfer und Opel Rekord geprägten Sechzigerjahre-Straßenbild.
Und dann erst diese verspielten Innenraum-Details: hintere Leseleuchte in der vorderen Kopfstütze, Fond-Heizung oder sogar Cupholder im Bereich der hinteren Armlehne – alles vorhanden. Letztere unterstreichen abermals den Trendsetter-Charakter des P5. In der Mittelkonsole lässt sich ein kleiner Ablagetisch herausziehen und bietet den vorn sitzenden Passagieren [foto id=“503743″ size=“small“ position=“right“]zumindest im Stand etwas Ablagefläche; klappt man den Tischdeckel hoch, kommt das Bordwerkzeug zum Vorschein. Nicht alle gute Ideen jedoch erweisen sich in der Praxis als nützlich. So ist das gesamte Armaturenbrett zwar mit durchgängiger Ablagefläche ausgerüstet -, doch in Kurven und beim Abbiegen fliegt das dort untergebrachte Gut natürlich hin und her.
Vielleicht ein versteckter Hinweis, dass der betagte P5 lieber langsamer durch Windungen geführt wird? In der Kehre neigt sich der mit Blattfedern an der Hinterachse ausgerüstete Rover nämlich merklich zur Seite und demonstriert eindrucksvoll, dass Fahrdynamik vor über fünfzig Jahren wohl noch kein Thema war. Fahrkomfort aber wohl. Der Rover federt herrlich und bügelt sogar hartnäckige Straßenpatzer weg, als sei die Fahrbahn gerade neu geteert. Das dünne Lenkrad arbeitet mit einem hohen Maß an Servounterstützung, und überhaupt ist Servolenkung ein zu jener Zeit untrügliches Zeichen für nahezu überschwänglichen Luxus.
So richtig souverän wird der Gleiter dank des potenten Motors. Über die Leistungsangaben streiten sich die Geister – je nach Maßeinheit. In „British Horse Power“ ausgerückt darf er sich mit 185 Pferdchen schmücken, während die deutsche Literatur schlicht 112 kW/152 PS ausweist. Der geschmeidige Dreigang-Wandlerautomat ist obligatorisch und betont den[foto id=“503744″ size=“small“ position=“left“] Langstreckencharakter des Briten. Üppige Lederfauteuils sowie feine Holztäfelungen machen auch dem Auge klar, dass hier Oberklasse-Anspruch erhoben wird.
Die Instrumente sind simpel gehalten und bringen einen Hauch Funktionalität in den edlen Tourer. Der ist nach so vielen Jahren immer noch über alle Zweifel erhaben und überaus robust. Man sollte jedoch äußerst penibel darauf achten, alle 5.000 km einen Ölwechsel vorzunehmen, denn der Achtzylinder neigt zum Verschlammen. Bemerkenswert ist die Preislage des P5 3 ½ Litre: Obwohl er in puncto Prestige wohl deutlich unterhalb etwa eines Rolls-Royce Silver Shadow rangiert, werden für gut erhaltene Exemplare drastische Kurse aufgerufen. Wenn sich der Händler allerdings der 30.000 Euro-Schwelle nähert, ist Vorsicht angesagt. So abgehoben teuer sind selbst Einser-Kandidaten nicht. Und die muss man bei den Engländern erst einmal finden.
1958: Der Rover P5 kommt als 3 Litre auf den Markt 1963: Einführung der zweiten Serie 1966: Einführung der dritten Serie 1967: Der P5B wird eingeführt mit 3,5 Liter großem V8 1973: Die P5-Baureihe läuft nach 15 Jahren aus |
Viertürige obere Mittelklasse | |
Länge/Breite/Höhe (m): | 4,75/1,78/1,55 |
Radstand (m): | 2,81 |
Motor: | Achtzylinder-Otto mit Zweifach-SU-Vergaser |
Hubraum: | 3.5-Liter |
Leistung: | 112 kW/152 PS |
maximales Drehmoment: | 274 Nm bei 2.600 U/min |
Vmax: | 177 km/h |
0-100 km/h: | 12 s |
Ehemaliger Neupreis: | 17.950 DM |
Heutiger Marktpreis nach Classic Data: |
Note 2: 16.600 Euro Note 3: 7.700 Euro Note 4: 2.300 Euro |
Auspuff-Endtopf: etwa 175 Euro Automatikgetriebe: etwa 1.000 Euro Motorhaube: etwa 420 Euro |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 14.03.2014 aktualisiert am 14.03.2014
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