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Heute im Gespräch: Verkehrssoziologe Alfred Fuhr von Fuhrwerk, Bureau für Kundensoziologie in Frankfurt.
Fuhr: Es dürfte die öffentliche Spekulation über einen Verkauf von Opel durch GM sein, die für die meisten Autoexperten und die Betroffenen in Rüsselsheim selbst eine ärgerliche Überraschung darstellte.
Fuhr: Eine wirkliche Entwicklung sehe ich nur bei den Premium-Marken, die ihrem Plan folgen, unbeirrt alle möglichen Nischen aktiv aufsuchen und ganze Kollektionen von Autos wie Handtaschen herstellen und anbieten – das reicht vom Kleinstwagen bis zum SUV. Für jede und jeden ist da – so die Hoffnung – etwas dabei. Ansonsten erwarte ich 2012 Krisen bei den in dieser Hinsicht weniger gut aufgestellten Herstellern, die da nicht mehr mitkommen und in den einzelnen Fahrzeugklassen nicht nachziehen können oder wollen. Vom Kulturgut entfernt sich das Auto immer weiter und wird mehr und mehr zum „nice-to-have“-Accessoire oder bewusst eingesetzten Statussysmbol. Das gilt besonders für Oberklasse-Fahrzeuge und das klassische Zweitwagenangebot.
Fuhr: Nein. E-Mobility hat meines Erachtens noch keine Chance gegen das gelernte und bereits verinnerlichte Qualitäts- und Nutzungsverständnis der kaufwilligen Autofahrerinnen und Autofahrer in Deutschland. Wer in einer Umfrage sich für ein reines E-Automobil ausspricht, ist noch lange nicht bereit, ein solches Fahrzeug zu kaufen; dies hat erst vor kurzem eine Studie der TU- Berlin bestätigt. Gegen einen Kauf spricht das als zu teuer wahrgenommene Batterieproblem, wenn schon nach wenigen Jahren die Batterie ausgetauscht werden muss; zudem eine gefühlte Reichweitenbegrenzung und damit zeitweise Unverfügbarkeit des Fahrzeuges. Solch ein Auto kauft weder die schwäbische Hausfrau noch die 50-plus-Generation.
Der politischen Correctness und dem medialen Hype mag es gefallen, doch wer möchte wirklich auf einem kleinen Kraftwerk sitzen, dass wenige Tage nach einem Unfall Feuer fangen und von der Feuerwehr nicht nicht einfach so gelöscht werden kann? Hinzu kommen ein ungelöstes Recyclingproblem und die Frage nach der Verfügbarkeit der Rohstoffe für die Akkus. Das Elektroauto ist ein schönes Beispiel für das „so-tun-als-ob“ und damit ein willkommenes Alibi für alle, so weiterzumachen wie bisher. Es ist keine Zeit für Experimente am Markt, sondern für die Konsolidierung des bisher Erreichten auf dem Automarkt.
Fuhr: Einen neuen großen Entwurf einer einzelnen Marke vermag ich nicht zu erkennen. Es gibt hier eben wie in der Musik viel Retro, weil nichts besseres in der immer kürzer werdenden Entwicklungszeit entstehen kann, die den Designern von den marketinggetriebenen Vorständen gegeben wird. Das stark wachsende SUV Segment enttäuscht durch wirklich häßliche Aufblähungen von Autodesign-Klassikern.
Fuhr: Chinesische Autos sind politische Halbfertigware von Zwangskooperationen oder schlicht Fälschungen. Dafür gibt es bei uns gar keine Nachfrage, solange wir das Originalangebot kennen, weil wir es zuerst in unseren Automedien oder auf der guten alten IAA gesehen haben.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 29.12.2011 aktualisiert am 29.12.2011
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