Rückschau und Ausblick: – Fragen an Christoph Stürmer

Heute im Gespräch: Christoph Stürmer vom Beratungsunternehmen IHS Automotive in Frankfurt.[foto id=“397348″ size=“small“ position=“right“]

Herr Stürmer, welches automobile Ereignis hat Sie 2011 am meisten überrascht?

Stürmer: Die weltweiten Auswirkungen des Tsunami in Japan und der Überflutungen in Thailand waren erheblich schlimmer als ursprünglich erwartet und haben verborgene „Cluster-Risiken“ der Automobilindustrie offengelegt. Sie werden mit der Zeit einen strukturellen Umbruch im Logistikmanagement und Risikobewußtsein bewirken.

Wie wird sich die Automobilbranche im nächsten Jahr entwickeln?

Stürmer: Vereinfacht gesagt: je weiter weg von Europa, desto besser; insgesamt sollte es ein weiteres Wachstumsjahr geben, das die Industrie zu weiteren Investitionen in Kapazitätsaufbau und Produktangebot zwingen wird. Der Wettbewerb um Finanzierung und Kapital wird sich weiter verschärfen – auf allen Wertschöpfungsstufen.

Sind die ehrgeizigen Ziele zur Elektromobilität aus Ihrer Sicht zu halten?

Stürmer: Wenn die Technologie reif und attraktiv wäre, würde die natürliche Nachfrage rasant ansteigen. Im Moment braucht es aber noch starke Unterstützung, um ein stabiles Wachstumsmoment zu etablieren – je schneller wirklich überzeugende Produkte auf den Markt kommen, desto schneller wird sich auch der Markt entwickeln. Die aktuellen Ziele erscheinen für die verfügbare Technik etwas „zu groß“.

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Welche Marken sehen Sie im Design als führend an – und welche haben Sie enttäuscht?

Stürmer: Der neue Saab 9-5 hat mit seiner gestalterischen Geschlossenheit überrrascht – leider wird man wohl nicht so viele davon sehen. Auch Jaguar und Land Rover zeigen überzeugende Familiengestaltung; Lincoln setzt auf überdeutliche Symbolik. Die Designsprachen von Mercedes-Benz und Audi wirken etwas erschöpft und suchen ein neues Leitthema, wie es BMW gerade durchgehend umsetzt.

Werden uns die Chinesen mit ihren eigenen Marken in absehbarer Zeit überzeugen können?

Stürmer: Die chinesische Regierung hat einen gnadenlosen Wettbewerb zwischen den Herstellern ausgerufen, der auch über die Präsenz in Auslandsmärkten ausgetragen wird. Die meisten chinesischen Marken konzentrieren sich auf die Schwellenmärkte in Afrika und Südamerika; nur die neue Marke Quoros hat sich Deutschland als Kernmarkt herausgesucht. Es wird auf jeden Fall spannend – und für Zulieferer und Entwicklungsdienstleister sehr lukrativ.

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