Elektroautos sorgen beim deutschen Kunden nicht gerade für Furore. Doch einige Autohersteller, Universitäten, Leasing-Firmen und andere Unternehmen arbeiten am Durchbruch der E-Mobilität. Im Sommer 2016 startet das Projekt Ruhr-Auto-e der Universität Duisburg-Essen (UDE) mit einer Sonderaktion durch.
Um den Umstieg auf ein Elektrofahrzeug zu erleichtern, will man gemeinsam mit Nissan am Preis schrauben: Bis zum 15. September soll der Stundenpreis für den Nissan Leaf an allen Ruhr-Auto-Stationen um ein Drittel gesenkt werden - von 4,90 Euro auf 3,25 Euro pro Stunde. Ruhr-Auto-e bietet eine Flotte von mehr als 40 Elektroautos und Plug-in-Fahrzeugen - insgesamt acht verschiedene Modelltypen - zum Testen an und verfügt damit über das breiteste Modellangebot beim Mieten von Elektroautos in Deutschland. Neuster Flotten-Zuwachs ist der BMW 225xe Plug-In. "Dieses Fahrzeug gibt es aktuell noch nirgendwo anders zu mieten", betont Andreas Allebrod, geschäftsführender Gesellschafter der Drive-CarSharing GmbH, Betreiber des Bundesprojekts Ruhr-Auto-e. Ferdinand Dudenhöffer, Professor an der UDE, die im Bereich Elektromobilität forscht und das Projekt Ruhr-Auto-e koordiniert, beklagt beim Diskussionsforum im Essener Glaspavillon der Uni die Rückläufigkeit der Zulassungszahlen. Das Ziel von einer Million Elektroautos bis 2020 auf deutschen Straßen, wie es die Bundesregierung anvisiert, hält er seit langem schon für illusorisch. Doch man bleibe am Ball. "Wir wollen mit Ruhr-Auto-e zeigen, dass Elektromobilität praktikabel und sicher ist", so Dudenhöffer.
Immerhin 700.000 abgerechnete Kilometer habe das Projekt bislang zu verzeichnen. Optimistischer bezüglich des Million-Ziels zeigt sich derweil Diskussions-Teilnehmer Thomas Hausch, Europa-Chef bei Nissan. "Die Verkaufszahlen müssen jedes Jahr verdoppelt werden", fordert er. Dann seien bis 2020 tatsächlich eine Million E-Autos bundesweit unterwegs, teilt er dem staunenden Publikum mit. Die Bereitstellung von Kaufprämien halte er dabei für den Bestandteil einer richtigen Strategie. Wichtig sei auch der weitere Ausbau des Netzes von Schnellladestationen. Mindestens 400 sollten es sein. Beim kontrovers diskutierten Thema Kaufprämie bleibt Tesla-Deutschland-Chef Jochen Rudat unterdessen gelassen. Denn ein Fahrzeug dieser Preisklasse ist von der Förderung mit Bundesmitteln ausgeschlossen. Man wolle mit der Prämie ja nicht unbedingt die Reichen fördern, heißt es aus Kreisen des Bundesverkehrsministeriums. "Ein starkes Produkt schafft auch so seinen Weg", sagt Rudat. Im Mai habe man so viel verkauft wie niemals zuvor. Konkrete Zahlen wolle er aber nicht nennen. "In der Schweiz ist Tesla sogar Marktführer vor den anderen Luxus-Marken", wirft Branchenkenner Dudenhöffer an dieser Stelle ein.
Ein wichtiger Faktor bei der Fortentwicklung sind Unternehmen, die Fahrzeugflotten betreiben. Der im nordrhein-westfälischen Hilden ansässige Bäckerei-Betrieb Schüren mit vielen Filialen in Düsseldorf und anderen Städten hat sich schon 2011 für eine Elektro-Flotte mit Nissan-Fahrzeugen entschieden. Man fahre 40.000 Kilometer pro Jahr und habe festgestellt, dass sich der höhere Anschaffungspreis auf lange Sicht amortisiere, sagt Bäckermeister Roland Schüren. "Durch geringe Strom- und Werkstattkosten haben wir den Mehraufwand wieder raus." Da aber auch Privatleute ihre Berührungsängste mit den E-Autos verlieren sollen, machen die Universität und Nissan den Erwerb eines entsprechenden Pkw oder Nutzfahrzeugs finanziell schmackhaft. Um die Elektromobilitätsprämie des Bundes von 4.000 Euro bei Kauf eines Elektroautos weiter zu verstärken, erhält jeder Käufer eines Nissan Leaf oder e-NV 200 die Kosten für 72 Stunden, die er zuvor bei Ruhr-Auto-e mit Nissans gefahren ist, komplett erstattet - eine Aktion, die noch bis Jahresende laufen soll.
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