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Rustikab: Günstig zum eigenen Fernreise-Mobil

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noch die restlichen, schmalen Stehwände und die Wände der Hängeschränke montiert. Dann kommen noch die Klappen für den Heckstauraum, das Batteriefach und die Tür dazu. In mühevoller Kleinarbeit und mit handwerklichem Geschick verkleidet Karin Fischer den Fahrzeughimmel. Noppenschaumstoff, überzogen mit blauem Stoff, schmückt den Blick nach oben. Der Geräuschpegel im Fahrerhaus sinkt, endlich sind während der Fahrt Gespräche ohne Geschrei möglich. Horst Fischer dokumentiert seine Fortschritte beim Bau seines Fernreisemobils in einem Internet-Blog. Zudem ist er in einigen einschlägigen Internet-Foren unterwegs. Von dort erreichen ihn immer wieder Fragen, Tipps, Anregungen und Vorschläge. Darunter auch Stimmen, die bezweifeln, dass er das fertige Fahrzeug unter 7,5 Tonnen bekommen werde. Sein eigener Plan liegt sogar bei 6,3 Tonnen. Vollgetankt und mit Fahrer wiegt das nackte Fahrgestell des Renault TRM genau 3930 Kilogramm. Mit aufgesetztem Koffer folgt der nächste Wiegegang. Das Ergebnis: 4590 Kilogramm. Horst Fischer stellt fest: „Zu schwer ist der Aufbau meines Erachtens nicht. Zu teuer oder schwierig zu bearbeiten ist er auch nicht. Außerdem ist er äußerst zäh und stabil. Einziger Nachteil: Unlackiert und in dem handelsüblichen Rot-Braun ist er nicht sonderlich hübsch.“ Mit aufgesetzter Kabine ist der Renault TRM 330 Zentimeter hoch, 220 Zentimeter breit und 575 Zentimeter lang. Die gegenüber dem Basisfahrzeug erhöhte Außenlänge ist durch den Heck-Alkoven der Wohnkabine bedingt, Horst und Karin Fischer wollen unbedingt ein Festbett und eine Sitzgruppe. Andererseits sollen die 310 cm Brückenlänge des Renault-Lkw nicht überschritten werden. Um das alles im Wohnraum realisieren zu können, wird die Kabine für das Doppelbett einfach nach hinten gezogen: mit einem Heck-Alkoven für eine Liegefläche von 140 x 200 cm und einem Stauraum darunter, der die Geländetauglichkeit des Renault nicht einschränkt. Durch seinen kurzen Radstand ist der TRM etwas kopflastig. Er braucht zwingend Gewicht auf der Hinterachse, sonst neigt er zu durchdrehenden Rädern an der Hinterachse. Durch die Kabine kommt schon einiges Gewicht auf die Hinterachse, Horst baut im Stauraum noch einen zusätzlichen Dieseltank ein. So können weitere 280 Liter Diesel gebunkert werden. Der Tank ruht auf Antirutschmatten und hat seinen Platz im „Keller“ der Wohnkabine. Neben, über und hinter dem Tank bleibt noch Platz und Stauraum. Beim Möbelbau entscheidet sich Horst Fischer für Birke-Multiplex. Dachhauben, ein 48-Liter-Kompressorkühlschrank von Waeco, Standheizung, Fenster und Schlösser werden im Handel bestellt. Durch die Heckverlängerung des Wohnkoffers ist im Wohnbereich ausreichend Platz für zwei Hochschränke. In einem ist der Kühlschrank verbaut, im anderen das transportable WC untergebracht. Die Sitzgruppe ist für zwei Personen konzipiert. Ein Schiebefenster an der Tür und vier Ausstellfenster von Seitz sorgen für Licht und Frischluf. Dazu spendiert Fischer seiner Wohn-Kiste ein 70 x 50 cm großes Midi-Heki im Wohn-/Kochbereich und eine 40 x 40 cm Dachluke über dem Heckbett. Für die Küche gibt es einen gasbetriebenen Zweiflamm-Kocher, integriert in eine Spülen-Kombination. Für Frischwasser sorgen zwei je 47 Liter fassende Wassertanks mit Shurflo-Pumpe. Trinkwasser wird aus Kanistern entnommen, die funktionieren auch ohne Pumpe ganz simpel über die Schwerkraft. Für Wärme sorgt eine Standheizung von Webasto zuständig, eine AirTop EVO 3900 mit Höhenregulierung. Auf eine 230 Volt Elektroinstallation verzichtet Weltenbummer Fischer bei seinem Frontlenker ganz bewusst. Seine Erfahrung während der siebenmonatigen Zentralasien-Reise zeigte, dass es per Lichtmaschine und Solar geladenem Bordakku geht. Dank sparsamer Stromabnehmer reichen die 240 Ah der Batterie aus. Zur Warmwasser-Bereitung und zum Kochen setzen Fischers auf den festinstallierten und mit Gas betriebenen Zweiflammkocher. Außerdem sind Multifuel-Kocher an Bord. Mit auf Reisen geht auch immer ein Vulkan-Wasserkocher. Je nach verwendetem Brennmaterial raucht der allerdings etwas stark. Die mit Diesel betriebene Heizung landet im Stauraum unter dem Bett. Die Abgas- und Verbrennungsluftrohre sind nach unten geleitet. Die Frischluft wird unter dem Heckalkoven angesaugt. Die Austritte in den Stauräumen blasen nicht in den Wohnraum, sondern in die Hinterlüftungen der Stauräume. Sie erwärmen so die Hohlräume mit trockener Heizungsluft und sorgen für einen Zwangsaustausch der Luft. Über den Heizungsrohren verlaufen die Wasserleitungen, die so zusätzlich beheizt werden. Ziemlich genau zehn Monate baut er, unterstützt von seinem Vater und seiner Frau Karin, an seinem Fernreise-Renault. Getauft wird das rustikale Mobil auf den Namen Dschiggetai, das ist ein asiatischer Wildesel. Nicht mehr als 20 000 Euro wollte der Allgäuer ausgeben. Am besten nicht viel mehr als 15.000 Euro. Gelandet ist er bei den Kosten so ziemlich genau in der Mitte. Zugegeben, dieses Ziel ließ sich nur durch ein wenig Verhandlungsgeschick und ein paar gute Kontakte erreichen. Dann kommt für Fischers die erste Nacht im neuen Mobil, bei minus fünf Grad. Probewohnen sozusagen. Fazit von Horst Fischer: „Die Fuhre ist gelungen. Wir haben geschlafen wie kleine Götter.“ Offenbar sehen das mit der „gelungenen Fuhre“ auch andere so. Denn es gibt nach Fertigstellung etliche Anfragen, ob Horst Fischer es sich vorstellen könne, auch für andere eine Kabine zu bauen. Kann er – und das war dann die Geburtsstunde von Rustikab (www.rustikab.de). Einem kleinen Unternehmen im Allgäu, bei dem man nun rustikale und funktionale Fernreisemobile kaufen kann, wenn man sie nicht selbst bauen will oder kann – so wie Horst Fischer.
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