Sauber Motorsport feiert sein 40-jährtiges Bestehen

Beim Grossen Preises von Deutschland in Hockenheim am 25. Juli feiert Sauber Motorsport sein 40-jähriges Bestehen. Die beiden C29 von Pedro de la Rosa und Kamui Kobayashi werden einen entsprechenden Schriftzug tragen.

Rückblende: Peter Sauber hatte sich für Autos nicht speziell interessiert und schon gar nicht für den Rennsport. Autos sind für ihn heute noch ein Mittel, um von A nach B zu gelangen. Dass Peter Sauber nun das 40-jährige Bestehen von Sauber Motorsport feiern kann, hatte in der frühen Phase vor allem mit Zufall, dann aber mit ausgeprägtem Durchhaltewillen und später mit viel Arbeit und Geschick zu tun.

Peter Saubers Vater besaß ein Unternehmen für elektrotechnische Anlagen mit rund 200 Mitarbeitern an der Wildbachstrasse in Hinwil. Der Weg von Peter Sauber schien vorgezeichnet. Er absolvierte eine Ausbildung als Elektromonteur mit dem Ziel, sich weiterzubilden und dann in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Doch es kam alles anders. 1967 fuhr Peter Sauber mit einem VW Käfer zur täglichen Arbeit. Bis ihn ein Freund dazu überredete, diesen tunen zu lassen. Damit beteiligte sich Peter Sauber 1967 dann zum Spass an ein paar Club-Rennen. Was aber viel wichtiger war: Seine Lust am Basteln wurde geweckt. Er veränderte den Käfer so stark, dass dieser letztlich die Strassenzulassung verlor.

Das führte zum nächsten Schritt. 1970 entschied Peter Sauber, sich mit dem Bau von offenen, zweisitzigen Rennsportwagen als selbstständiger Unternehmer zu etablieren. Im Keller des Elternhauses in Zürich entstand der Sauber C1. Als Typenbezeichnung wählte Sauber den ersten Buchstaben des Vornamens seiner Ehefrau Christiane. Noch im gleichen Jahr gründete er die PP Sauber AG und bezog die eigens dafür gebaute Werkstatt auf dem Firmenareal seines Vaters an der Wildbachstrasse. Mit dem C1 gewann er 1970 den Schweizer Meistertitel bei den Sportwagen, beliess es dann aber bald bei vereinzelten Auftritten als Rennfahrer. 1974 stülpte er den Helm zum letzten Mal über und verlegte sich nun ganz aufs Konstruieren. Das „C“ als Markenzeichen wurde beibehalten.

Sauber hatte sich keine einfache Aufgabe gestellt. In der Schweiz vom Bau von Rennsportwagen zu leben, schien ein Ding der Unmöglichkeit. Aber das war für Sauber noch lange kein Grund, aufzugeben. Er biss sich durch. Arbeitstage endeten oft spät in der Nacht. Das Geld war knapp. Internationale Beachtung fand Sauber durch den C5, mit dem Herbert Müller 1976 die damals prestigeträchtige Interserie gewann. Es folgten erste Einsätze in Le Mans. Sauber Motorsport hatte mittlerweile vier Mitarbeiter.1981 gewannen Hans-Joachim Stuck und Nelson Piquet auf einem von Sauber gebauten BMW M1 nach Gruppe-5- Reglement das 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Das folgende Jahr war ein entscheidendes für Peter Sauber. Er erhielt vom Schweizer Kunststoffunternehmen Seger & Hoffmann den Auftrag, ein Fahrzeug für die Sportwagen-Weltmeisterschaft (Gruppe C) zu bauen. Es war der Sauber C6. In dieser Zeit entstand der Kontakt zu Ingenieuren bei Mercedes, die sich für das Thema Rennsport interessierten. Ganz privat natürlich, denn beim Stuttgarter Automobilhersteller war internationaler Motorsport seit dem schweren Unfall in Le Mans 1955 tabu.

Ab 1985 verwendete Sauber in seinen Rennsportwagen Mercedes-Motoren und rückte damit Stuttgart noch ein bisschen näher. Bereits ein Jahr später gewannen Henri Pescarolo und Mike Thackwell auf einem Sauber C8 das 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Weitere Erfolge kamen hinzu, was letztlich Mercedes zur Rückkehr in den internationalen Motorsport bewog. Ab 1988 war Sauber offiziell Werksteam von Mercedes. Höhepunkt dieser Partnerschaft war das Jahr 1989, in dem man nicht nur die Sportwagenweltmeisterschaft für Fahrer und Teams gewann, sondern auch beim legendären 24-Stunden-Rennen in Le Mans einen Doppelsieg feierte. Ein Jahr später konnte der Gewinn der Weltmeistertitel wiederholt werden. Sauber Motorsport war auf rund 50 Mitarbeiter angewachsen. In diese Zeit fiel auch die Gründung des Junior-Teams, eine Idee vom damaligen Sauber-Geschäftspartner Jochen Neerpasch. Die Wahl fiel auf Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger. Allen dreien hat Peter Sauber den Einstieg in die Formel 1 ermöglicht.

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Bestehen – Teil II

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[foto id=“309905″ size=“small“ position=“left“] Weil der Stern der Sportwagen-WM zu sinken begann, orientierte sich Mercedes in Richtung Formel 1. Im Sommer 1991 wurde sie zum gemeinsamen Projekt erhoben, die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Sauber baute auf dem Firmengelände in Hinwil eine neue Fabrik. Doch bereits im November kam die Hiobsbotschaft. Wegen des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds entschied sich der Mercedes-Vorstand gegen einen werksseitigen Einstieg in die Formel 1. Sauber hatte zwei Optionen: Sich mit einer finanziellen Abfindung zurückzuziehen oder diese als Startkapital für die Formel 1 zu nutzen. Im Januar 1992 entschied er sich zum Sprung ins kalte Wasser. Im Herbst fanden die ersten Testfahrten mit dem C12 statt, der von einem Ilmor-Triebwerk befeuert wurde. Knapp 70 Mitarbeiter zählte das Unternehmen damals. Am 14. März 1993 standen in Kyalami wie geplant zwei Sauber C12 für Karl Wendlinger und JJ Lehto am Start zum Grossen Preis von Südafrika. Mit dem fünften Rang des Finnen und zwei WM-Punkten wurde die Premiere ein gefeierter Erfolg.

Verträge mit Red Bull und Petronas bildeten ab 1995 ein solides Fundament und erlaubten dem Schweizer Team, sich als feste Größe in der Formel 1 zu etablieren. In den Jahren 1995 und 1996 war Sauber Werksteam von Ford, ab 1997 fuhr man mit Ferrari-Motoren, die den Namen des Titelsponsors Petronas trugen. Der Durchbruch ließ noch auf sich warten. Dann aber folgten 2001 drei Höhepunkte in der Teamgeschichte Schlag auf Schlag: die Partnerschaft mit der Schweizer Grossbank Credit Suisse, der Mitte Oktober feststehende vierte Rang in der Konstrukteurs-WM und wenige Tage später der erste Spatenstich zum eigenen Windkanal. In dieser Zeit brachte Peter Sauber auch frisches Blut in die Formel 1: Er holte Kimi Räikkönen und Felipe Massa in sein Team und empfahl später den Verantwortlichen bei BMW auch Robert Kubica.

Im Jahr 2005, mittlerweile über 60 Jahre alt, suchte Peter Sauber nach einem Weg, sein Lebenswerk in starke Hände zu geben. Ein Angebot von BMW schien die Lösung. Der Automobilhersteller, der seit der Saison 2000 mit Williams am Start war, wollte ein eigenes Werksteam. Am 22. Juni 2005 verkündete BMW die Übernahme von Mehrheitsanteilen am Schweizer Team. Das dritte Jahr des BMW Sauber F1 Teams, die Saison 2008, wurde zum nächsten Höhepunkt der Teamgeschichte. Mittlerweile war der Ausbau in Hinwil abgeschlossen, der Personalstand betrug nun über 400 Mitarbeiter. Für 2008 hatte man sich den ersten Sieg zum Ziel gesetzt. Es wurde gleich ein Doppelsieg. Robert Kubica gewann in Kanada vor Nick Heidfeld. Insgesamt schaffte das BMW Sauber F1 Team 2008 elf Podestplätze. In Bahrain holte Kubica die erste Poleposition, Heidfeld steuerte die ersten beiden schnellsten Rennrunden zur Statistik bei. Das Team wurde am Ende mit 135 Punkten WM-Dritter.

Nach einem schwierigen Start in die Saison 2009 folgte am 29. Juli eine schockierende Nachricht: BMW verkündete anlässlich einer Pressekonferenz in München den Ausstieg aus der Formel 1 zum Saisonende. Mit Platz sechs in der Weltmeisterschaft (36 Punkte) verabschiedete sich BMW aus der Formel 1. Am 27. November 2009 fand die nächste Pressekonferenz statt, diesmal in Hinwil: Peter Sauber hatte sich mit BMW geeinigt und sein Lebenswerk wieder zurückgekauft. Die Freude war getrübt, denn BMW hatte zuvor bereits entschieden, Personal abzubauen. Von damals 388 Mitarbeitern wurde auf 260 reduziert. Mit diesem Personalbestand, mit Ferrari als Motorenpartner und den Piloten Kamui Kobayashi und Pedro de la Rosa nahm die Schweizer Mannschaft die Saison 2010 in Angriff.

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