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Kennzeichen müssen nichts können, bisher jedenfalls. Doch während in Deutschland immer noch auf traditionell geprägte Kombination aus Buchstaben und Zahlen gesetzt wird, ist das Ausland längst weiter: Integrierte Chips bieten Zusatzinformationen, ein nicht entfernbares drittes Kennzeichen erschwert Schilderdieben das kriminelle Handwerk. Und es ist noch viel mehr möglich – integrierte Hologramme oder spezielle Wasserzeichen etwa.
Geht es um die technologische Zukunft des Autokennzeichens, dann gibt es dafür weltweit nur eine Adresse. Und die findet sich im nordrhein-westfälischen Siegen. Dort residiert, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, die Firma Utsch, die nicht weniger als der weltgrößte Produzent und Lieferant solcher Schilder ist. Mit den Siegener Kennzeichen fährt man im Irak wie in Dänemark, das Unternehmen ist in Brasilien ebenso aktiv, wie in Kamerun, Malaysia oder der Schweiz. Allein im Jahr 2012 hat Utsch weltweit rund 50 Millionen Kennzeichen produziert.
Wer sich bei den Schildermachern über die technologischen Möglichkeiten informiert, wird Deutschland bald als Entwicklungsland erkennen – und sich vielleicht auch wünschen, dass es dabei bleibt. Denn anderswo geht es längst um weitere Kennzeichnungen oder das elektronische Auslesen der Fahrzeugdaten.
„Dritte Kennzeichen zum Beispiel werden in vielen Ländern der Welt bereits eingesetzt, etwa in Asien oder Afrika“, sagt Helmut Jungbluth, Vorstandsvorsitzender der Erich Utsch AG. Dieses dritte Kennzeichen ist allerdings keine weitere geprägte Aluplatte, sondern eine Identifizierungsmöglichkeit der anderen Art. Schlicht gesagt handelt es sich um eine selbstklebende Folie im Scheckkarten-Format. „So ein drittes Kennzeichen enthält unter anderem die Legende des eigentlichen Kennzeichens – also die Kombination aus Buchstaben und Zahlen, die wir alle kennen“, erklärt Jungbluth. „Befestigt wird es an der Innenseite der Windschutzscheibe.“
Stiehlt jemand die[foto id=“505056″ size=“small“ position=“left“] herkömmlichen Schilder an Front und Heck, kann er damit kaum etwas anfangen, weil bei der Montage an einem anderen Fahrzeug eben das Fehlen des passenden dritten Kennzeichens auffällt. Ein Versuch, das Klebekennzeichen von der Scheibe zu friemeln ist zum Scheitern verurteilt. Die zusätzlich etwa mit Hologrammen vor Fälschung geschützte Folie wird bei einem solchen Versuch zerstört.
Das allerdings ist nur das Basisprogramm. „Neben den selbst zerstörenden Folien und Hologrammen können dritte Kennzeichen als weiteres Merkmal auch einen Chip enthalten.“ Die Fähigkeiten solcher Chips werden in der Abkürzung RFID zusammengefasst, was für Radio-Frequency Identification steht. Es handelt sich also um Funketiketten, die eine Reihe von zusätzlichen Informationen beinhalten können – bis hin zur Steuernummer. Bei Utsch nennt man die hauseigene Kombination aus Kennzeichen-Folie und Chip Iltag (Intelligent License Tag). Der enthaltene Datenträger lässt sich von den Zulassungsbehörden oder der Polizei mit Informationen beschreiben, bis zu 1.000 Zeichen sind möglich.
Während herkömmliche Kennzeichen vom menschlichen Auge oder Kameras erkannt werden, benötigt der Chip passende Lesesysteme, die seine Daten von außerhalb des Fahrzeugs auslesen können. Genutzt wird so etwas in Bereichen mit Zugangskontrollen oder auch an Mautstellen.
Eine andere Ausführung des elektronischen Kennzeichens hat in Großbritannien der Hersteller Hills Numberplates entwickelt. Dort arbeitet man nicht mit einem dritten Kennzeichen, sondern kombiniert die Chips mit den herkömmlichen Schildern zu e-plates. Der Chip wird so in das Kennzeichen integriert, dass er sich nicht ohne Beschädigung entfernen lässt. Auch bei Utsch hat man mittlerweile die traditionellen Aluschilder mit einem RFDI-Chip „verheiratet“ und bietet diese weltweit an.
Die Elektronik im oder um das Nummernschild mag für Behörden praktisch und nützlich sein. Doch die Systeme haben nicht nur Anhänger. Vor allem in Hinblick auf den Datenschutz gelten solche Chips als fragwürdig. Sind die Straßen umfassend mit Lesegeräten ausgerüstet, lässt sich das Bewegungsmuster nahezu jeden Autofahrers verfolgen – was natürlich nicht jedem recht ist. Hinzu kommt das Problem mit weiteren Angaben, die im Chip hinterlegt sein können. Laut Helmut Jungbluth wird dort aber meist nur das eigentlich Kennzeichen sowie eine Chipkennzeichnung gespeichert, es gebe einige wenige Länder, die zusätzliche Informationen speichern.
Bei Utsch hält man es aktuell eher für unwahrscheinlich, dass solche Elektronik auch in Deutschland in absehbarer Zeit eingesetzt wird. Was sich allerdings schnell ändern kann, wenn die Maut für Pkw doch noch Realität wird.
Was sich aller Elektronik zum Trotz nicht ändern wird, ist das Vorhandensein von geprägten Schilder. Die lassen sich laut Helmuth Jungbluth nämlich nicht gänzlich durch elektronische Maßnahmen ersetzen. „Menschen müssen im Straßenverkehr das Kennzeichen auch mit den eigenen Augen immer erkennen können. Daher wird uns das Kfz-Kennzeichen an Front und Heck des Fahrzeugs wie seit Anbeginn des Autozeitalters erhalten blieben.“ Was aber zusätzliche Sicherheitsmerkmale nicht ausschließt: Bei Utsch spricht man von integrierten Hologrammen, Wasserzeichen oder Wappen oder auch in Barcodes integrierten Informationen.
Nicht ändern wird sich auch das Material der Kennzeichen. Zwar gab und gibt es Versuche mit Kunststoff – aber: „Aluminium ist weltweit fest etabliert. Es ist leicht, haltbar, kostengünstig und recyclebar, so dass hier in absehbarer Zeit kein Änderungsbedarf zu erkennen ist.“
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 26.03.2014 aktualisiert am 26.03.2014
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