Seat

Seat Alhambra: Verkannter Spanier

Der Alhambra der spanischen VW-Tochter Seat hat seit 1996 eine gemeinsame Herkunft mit dem VW Sharan. Die beiden baugleichen Großraumlimousinen unterschieden sich dabei am meisten bei den unterschiedlichen Markenemblemen, die sie tragen. Diese Tradition setzen die beiden Nachfolger-Fahrzeuge seit 2010 auch weiterhin fort.

[foto id=“402980″ size=“small“ position=“left“]Wo Seat Alhambra draufsteht, ist eigentlich VW Sharan drin. Aber nach dem Willen von VW-Boss Dr. Martin Winterkorn muss ein Seat weniger kosten als ein VW – trotzdem sollen die Spanier damit wirtschaftlich auch auf einen grünen Zweig kommen und schwarze Zahlen schreiben. Kein leichtes Unterfangen bei solchen Vorgaben. Wir haben den Seat Alhambra in der Spitzenversion als 2.0 TSI mit 147 kW/200 PS und Doppelkupplungsgetriebe getestet. In der Ausstattungsversion „Style“ kostet der geräumige Spanier ab 35 000 Euro. Damit ist er rund 3 000 Euro günstiger als ein ebenso motorisierter VW Sharan in ähnlicher Ausstattung. Diese Vorgabe hat die mediterrane Konzerntochter also erfüllt. Bleiben noch die schwarzen Zahlen. Die kommen über den Verkauf zustande und da ist es entscheidend, was das Fahrzeug [foto id=“402981″ size=“small“ position=“right“]kann und bietet.

Modernste Technik aus dem VW Konzern

Unter der 4,8 Meter langen, 1,9 Meter breiten und 1,7 Meter hohen Karosserie des Alhambra verbirgt sich modernste Technik aus dem VW Konzern. Der Zweiliter-Motor kombiniert die derzeit aktuellen Technologien von Direkteinspritzung und Turboaufladung. So ausgestattet, beschleunigt der leistungsstärkste Alhambra in 8,3 Sekunden auf 100 km/h und erlaubt ein maximales Reisetempo von 212 km/h. Im Innenraum mit Platz für Sieben herrscht selbst bei hohen Geschwindigkeiten ein angenehmer Geräuschpegel. Geklappere oder Windgeräusche bleiben draußen vor. Das werksseitige Versprechen, dass sich der Van im Schnitt mit 8,4 Liter Superbenzin begnügen soll, kann der Van jedoch nicht einlösen. Mit einem durchschnittlichen Konsum von 9,7 Litern pro 100 Kilometer hat sich unser Alhambra als wesentlich schluckfreudig erwiesen. [foto id=“402982″ size=“small“ position=“left“]Bei flotter Fahrweise sind Verbräuche über zwölf Liter keine Seltenheit.

Im Alltag

Außer an der Tankstelle kommt mit dem geräumigen Südländer im Alltag jedoch überwiegend Freude auf. Das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe wechselt sanft seine Fahrstufen, die Bremsen greifen bei Bedarf kraftvoll und zuverlässig zu, und das Fahrwerk schluckt Unebenheiten der Fahrbahn ohne Probleme; trotz seiner sportlichen Auslegung. Selbst die Mitfahrer auf der optional erhältlichen zweiten Rückbank erreichen entspannt und ohne Symptome von Seekrankheit den Zielort. Die Lenkung mit dem griffigen Multifunktionslenkrad arbeitet direkt und leichtgängig. Darum lässt sich der spanische Van auch gut und exakt selbst über kurvenreiche Landstraßen steuern. Doch in engen Kehren neigt sich, trotz des sportlich [foto id=“402983″ size=“small“ position=“right“]ausgerichteten Fahrwerks, naturgemäß die Karosserie mit dem hohen Schwerpunkt etwas zur Seite, der deutlich untersteuernd ausgelegte Fronttriebler ist aber unter allen Umständen gut und sicher beherrschbar.

In der Stadt gestaltet sich der Umgang mit dem Alhambra etwas anstrengender. Besonders Einparkaktionen, die auf Grund der für einen Spanier unüblichen üppigen Körpermaße selten ohne längere Suche zum Ziel führen, gestalten sich etwas mühseliger. Wirklich präzise lassen sich vom Fahrersitz die Abmessungen der Karosserie nicht abschätzen. Schön, dass die Rückfahrkamera beim Topmodell serienmäßig vorhanden ist. Sie erleichtert das Rangieren erheblich.

Für die Insassen auf den Frontsitzen bietet Seat gut geformtes und vielseitig verstellbares Gestühl. Der Fahrer findet zudem einen Armaturenträger mit übersichtlichen Anzeigen und logisch sortierten Bedienelementen vor. Ergonomisch passt alles, wenn auch die Aufsitzflächen etwas länger sein könnte. Den Zugang in das geräumige hintere Passagierabteil gibt der Fronttriebler per Knopfdruck frei. Auf beiden Fahrzeugseiten rutschen die Schiebetüren dann automatisch nach hinten. Dies ist ausgesprochen praktisch, weil platzsparend. Selbst in engen Parklücken entsteigen die Hinterbänkler wesentlich entspannter der [foto id=“403032″ size=“small“ position=“left“]Großraumlimousine als die Frontinsassen. Diesen elektrischen Komfort-Gimmick muss der Kunde allerdings auch mit 990 Euro extra bezahlen.

Fazit

Wer sich für einen Seat Alhambra entscheidet, muss dafür keinerlei Abstriche im Vergleich zum Konzernbruder VW Sharan in Kauf nehmen. Der Käufer bekommt die identische Technik, die gleiche Ausstattung, das auf den Millimeter übereinstimmende Platzangebot und inzwischen auch die kongruente Verarbeitungsqualität für sein Geld. Und davon muss der Alhambra-Kunde deutlich weniger als bei VW bezahlen. Es gibt somit objektiv keinen Grund, den VW Sharan dem Seat vorzuziehen. Trotz des Preisvorteils von rund 3 000 Euro bei der getesteten Version sieht das die Zielgruppe noch immer anders und vertraut unverständlicherweise Weise mehr auf das Wolfsburger Emblem in der Motorhaube, als auf das rote „S“ der Spanier zu bauen.

Bewertung

Pluspunkte:
+ Viel Platz, viel Komfort und Agilität
+ günstiger Anschaffungspreis in der Fahrzeugklasse

Minuspunkte:
Unter dem Strich hoher Testverbrauch
– wegen der Abmesssungen unhandlich in der Stadt

Datenblatt Seat Alhambra 2.0 TSI

Fünftüriges, bis zu siebensitzige Großraumlimousine
Länge/Breite/Höhe: 4,90 Meter/1,90 Meter/1,74 Meter
Radstand: 2,92 Meter
Kofferraumvolumen: 267 bis 2 297 Liter (Siebensitzer)
Wendekreis: 11,9 Meter
Leergewicht: 1 721 kg
max. Zuladung: 991 kg
max. Anhängelast: 2,0 Tonnen (gebremst bei 12 Prozent)
Tankinhalt: 70 Liter
 
Motor:
 
Turbogeladener 2,0 Liter-Vierzylinder-Direkteinspritzer mit 147 kW/200 PS mit Sechsgang-Doppelkupplung
max. Drehmoment: 280 Nm bei 1 700 – 5 000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 221km/h
Verbrauch: 9,7 l Super auf 100 km
CO2-Emission: 196 g/km
 
Preis: ab 35 500 Euro

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