Sébastien Loeb führt Rallye Türkei an.: Taktikspiele überschatten spannende Rallye

(motorsport-magazin.com) Der heutige Freitag der Rallye Türkei bewies ein weiteres Mal, dass das Reglement für die zweite Saisonhälfte dringend geändert werden muss. Noch nach der vorletzten Etappe des Tages lagen drei Ford Piloten in Führung, doch da niemand als führender Fahrer in den Samstag gehen wollte, kam es auf der letzten Etappe zum kollektiven Langsamfahren. Damit liegt am Ende des Tages nun erneut Sébastien Loeb in Führung vor einem Ford Quartett. Henning Solberg darf sich derzeit über Rang zwei freuen, während auf Position drei Jari-Matti Latvala folgt. Auf Position vier liegt Gigi Galli unmittelbar vor Mikko Hirvonen.

So sportlich fragwürdig die Taktik Fords aber auch war, so hat sie zumindest zur Folge, dass morgen nun von einem Fünfkampf an der Spitze auszugehen ist. So hat der viertplatzierte Galli gerade einmal 2,2 Sekunden Rückstand auf Loeb, während sich auch Hirvonen mit 6,9 Sekunden Rückstand absolut in Schlagdistanz befindet. Da alle fünf Fahrer auch vor der letzten Etappe dicht zusammen lagen, ist morgen von einem spannenden Kampf auszugehen. Favoriten ist dabei durch seine spätere Startposition nun Mikko Hirvonen, der im Vergleich zu den letzten Rallyes eine deutliche Steigerung zeigte und das Tempo seines Teamkollegen weitestgehend mitgehen konnte.

Als herausragende Leistung muss die Performance des Stobart Teams bezeichnet werden. Mit vier Etappenbestzeiten erzielte Stobart Ford genauso viele Bestzeiten, wie die Werksteams von Citroen und Ford zusammen. Überhaupt fuhr Stobart heute auf einem Niveau mit dem großen Bruder, dem BP Ford Werksteam. Hätte Galli nicht als Folge einer zu langen Reparatur zehn Strafsekunden erhalten, wäre er zwischenzeitlich sogar in Führung gegangen. Auch wenn es kaum vorstellbar scheint, dass das Team morgen diese Leistung fortsetzen kann, ist es in dieser Form ein klarer Sieganwärter.

Doch auch ohne Sieg könnte es das Wochenende von Stobart Ford werden, denn Subaru konnte heute die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Petter Solberg kam mit fast 50 Sekunden Rückstand nur als fünfter ins Ziel und hatte noch Glück, dass ihn ein gebrochener rechter Querlenker auf der siebten Etappe keine nennenswerte Zeit kostete. Chris Atkinson musste hingegen nach einer gebrochenen vorderen Aufhängung auf der sechsten Etappe den Tag vorerst beenden. Somit hat Stobart morgen die große Chance viel Boden auf Subaru gutzumachen.

Hinter Solberg folgt auf Position sieben derzeit Matthew Wilson, mit einem Rückstand von nur einer Minute und zwanzig Sekunden auf die Spitze. Nur Achter ist dahinter Daniel Sordo, der nach seinen starken Leistungen bei den letzten Rallyes heute einen eher enttäuschenden Tag erlebte und auf der siebten Etappe durch eine beschädigte hintere Aufhängung viel Zeit verlor.

Die Top Ten komplettieren derzeit Toni Gardemeister und Conrad Rautenbacher. Federico Villagra hatte auf Position elf somit knapp das Nachsehen im Duell Munchi’s gegen Suzuki, das jedoch noch nicht entschieden scheint. Für Per Gunnar Andersson verlief der Tag nicht problemfrei. Der Schwede hatte neben Hydraulikproblemen auch mit seiner Löschanlage zu kämpfen, die sich nach einer Erschütterung selbst auslöste und für rutschige Pedale und nasse Streckenotizen sorgte. Er beendete den Tag nur auf Position zwölf.

Der heutige Rallye Tag war zweifelsohne einer der spannendsten der Rallye WRC Geschichte. Doch er wird wohl für seine neue Dimension an Taktikspielen in Erinnerung bleiben. Allerdings kann man diesen Vorwurf nicht Ford machen, sondern dem Reglement. Ähnlich wie die Safety Car Regel der Formel 1 muss hier eine neue Regelung geschaffen werden. Für den Moment bleibt nur festzuhalten, dass die Rallye Fans wohl auch morgen ein außerordentlich spannender Rallye Tag erwartet, wenn Sébastien Loeb aus der fast aussichtlosen Führungsposition seinen Spitzenplatz gegen gleich vier Ford Piloten zu verteidigen versuchen wird.

adrivo Sportpresse GmbH

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