Sébastien Ogier kann bereits bei der WRC Rallye Deutschland den Titel holen

Volkswagen ist auf dem Weg zum Titelgewinn in der Rallye Weltmeisterschaft. In Finnland holte das Team nun den sechsten Gesamtsieg im achten von dreizehn WM-Läufen. Sébastien Ogier rangiert nach seinem ersten Sieg in Finnland nun mit 181 Punkten an der Spitze der Fahrerwertung. Im folgen sein Team-Kollege Jari-Matti Latvala (91) und Ford-Pilot Thierry Neuville (91).

Sensation in greifbarer Nähe[foto id=“477202″ size=“small“ position=“right“]

Damit ist die Tür für eine nie für möglich gehaltene Sensation schon im ersten Jahr des WRC-Engagements von Volkswagen sperrangelweit offen: Der Gewinn der Rallye Weltmeisterschaft ist in greifbare Nähe gerückt. Unter günstigsten Voraussetzungen könnte dieses Szenario sogar schon in 14 Tagen beim WM-Lauf in Deutschland eintreten. Wahrscheinlicher ist aber, dass es noch zwei bis drei WRC-Läufe dauern wird, bis es soweit ist.

In Finnland blieb die Rallye über einen langen Zeitraum spannend. Nur Sekunden trennten die ersten drei Fahrer Ogier (Volkswagen), Neuville (Ford) und Hirvonen (Citroen). Dann schaltete der Franzose im Polo R WRC aber förmlich einen Gang hoch und baute den Vorsprung auf seine Verfolger kontinuierlich aus. Rund eine Million Zuschauer säumten die Wertungsprüfungen der Rallye Finnland. Das Interesse für diesen Sport ist groß, wenn man bedenkt, dass Finnland bei einer ähnlichen Gesamtfläche wie Deutschland lediglich rund 5,5 Millionen Einwohner hat.

Höhepunkt der Saison

Der achte Lauf zur Weltmeisterschaft ist ein Höhepunkt der Saison. Finnland ist die schnellste Rallye des Jahres. Nirgendwo sonst ist das durchschnittliche Tempo der WRC-Renner höher. Da fällt es den Rallye-Piloten manchmal schwer, zwischen den scharf gefahrenen WP, für die Verbindungsetappen auf öffentlichen Straßen den Gasfuß zu zügeln. „Was dem Polo hier fehlt[foto id=“477203″ size=“small“ position=“left“] ist ein Tempomat, den ich auf 60 km/h einstellen kann“, lenkt WM-Favorit Sébastien Ogier verschmitzt lächelnd seinen Blick auf die strikten Tempolimits in Finnland. Kurz zuvor erwischte es den Franzosen bei einer Polizeikontrolle. Konsequenz: Nach einer Geldstrafe durfte der Volkswagen-Pilot weiterfahren.

Auf den mit Bäumen umsäumten Schotter-Pisten gehen die Besatzungen in den gezeiteten Abschnitten dann aber bis ans Limit ihrer Autos und manchmal darüber hinaus. Bei Geschwindigkeiten jenseits von 190 km/h, spektakulären Sprüngen und großen Steinen am Wegesrand bleibt kein Spielraum für Fehler. Das ist die Herausforderung in Finnland. Wer hier siegen will hat eigentlich nur zwei Möglichkeiten: „Entweder du trittst voll drauf oder du landest im Wald. Finnland gewinnt man in der Regel durch Erfahrung“, bestätigt der ehemalige finnische Weltmeister von 1978 Markku Alén. Er gewann diese Rallye in seiner Karriere drei mal und weist darauf hin, „dass der Aufschrieb der Beifahrer lediglich ein Richtwert ist, weil jede einzelne Kurve ihre eigenen Tücken hat. Man muss hier schon ein paar Mal gefahren sein, um jede Ecke genau zu kennen.“

Finnischen Fahrer favorisiert[foto id=“477204″ size=“small“ position=“right“]

Darum sind hier die finnischen Fahrer favorisiert. Allen voran Citroen-Pilot Mikko Hirvonen. Das bestätigt auch der erste Tag der Rallye. Neben Hirvonen brillieren einige Lokalmatadore auf den ersten WP und lassen etablierte Fahrer hinter sich – zur besonderen Freude der einheimischen Fans, die mit unzähligen Wohnmobilen und Zelten die Parkplätze überquellen lassen. In der Region Jyväskylä, 240 Kilometer nördlich von Helsinki, erleben sie einen engen Dreikampf um die Spitze wie es ihn dieses Jahr noch nicht gegeben hat: Ständige Führungswechsel zwischen Sébastien Ogier im Polo R WRC, Mads Ostberg im Ford Fiesta WRC und Mikko Hirvonen im Citroen. Erst als am zweiten Tag die Sonne hervorstach, setzte sich Ogier langsam ab.

Für die Finnen ist die WRC die Top-Liga des Motorsports. International gilt die Rallye-WM hinter der Formel-1 als wichtigste Rennserie. Aber im Gegensatz zur Königsklasse, kommen in der WRC ausschließlich seriennahe Straßen-Fahrzeuge zum [foto id=“477205″ size=“small“ position=“left“]Einsatz. Für viele ist zudem die fahrerische Herausforderung beim Rallye-Sport höher. Ein oft genannter Grund: Auf der Rundstrecke können die Protagonisten im Training und der Qualifikation die gleichen wenigen Kurven mehrfach fahren, um den optimalen Einlenkpunkt zu finden.

Die Rallye-Piloten fahren in einem WM-Lauf weit mehr als 100 mal so viele Kurven und sehen jede einzelne von ihnen in der Vorbereitung auf einen WM-Einsatz nur zwei Mal. Dann müssen Brems- und Einlenkpunkte sitzen – ganz zu schweigen vom stets variierenden Belag zwischen Sand, Schotter und Asphalt. Sébastien Ogier und sein Beifahrer Julien Ingrassia haben das in Finnland am besten hinbekommen. Nun wartet die gesamte Rallye-Szene auf den WM-Lauf in Deutschland.

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