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Sébastien Ogier rast mit Bravour im Polo R WRC bei der Rallye Frankreich zum heiß ersehnten Sieg in der Fahrer-Weltmeisterschaft. In der ersten Wertungsprüfung, der Powerstage, in der es Punkte für die Fahrerwertung gibt, machte der Volkswagen-Pilot alles klar. Damit kann er sich nun auf das letzte Duell mit seinem großen Rivalen Sébastien Loeb konzentrieren. Rekordweltmeister Loeb wird nach der Rallye Frankreich am Sonntag seine erfolgreiche Karriere im WRC-Zirkus beenden.
Seit 1970 hat es kein Hersteller in seiner ersten Saison geschafft, einen Titel zu gewinnen. Volkswagen liefert bei der WRC also eine Weltpremiere. Nun gilt es, Citroen auf Distanz zu halten, um auch noch die WM in der Herstellerwertung zu gewinnen. Zehntausende Zuschauer sind in den Straßen der elsässischen Metropole Straßburg Zeugen der Sensation. Bei noch zwei ausstehenden WM-Läufen sind Sébastien Ogier und sein Beifahrer Julien Ingrassia nicht mehr von ihren Spitzenplätzen in der WRC-Fahrer- und Beifahrerwertung zu verdrängen.
Den Riesenjubel des Teams begleiteten Freudentränen des Helden. Als der frisch gebackene Fahrer-Weltmeister Sébastien Ogier nach der Powerstage im Servicepark aus seinem Polo R WRC stieg, gab es kein Halten mehr. Selten hat jemand einer Saison derart seinen Stempel aufgedrückt. Ogiers Konto weist bisher sechs Gesamtsiege bei insgesamt zehn ausgetragenen Läufen auf. Mit 85 Siegen in den 181 gefahrenen Wertungsprüfungen (WP) entschied der VW-Pilot rund 47 Prozent der in diesem Jahr bislang gefahrenen Sonderprüfungen für sich.
„Ich bin einfach überglücklich und könnte die ganze Welt umarmen. Das Gefühl ist einfach unbeschreiblich. Mit dem Weltmeistertitel geht ein Traum in Erfüllung. Auf der so wichtigen ersten Prüfung habe ich versucht, keinen Fehler zu machen, aber dennoch schnell zu sein. Jetzt ist die Erleichterung riesig“, jubelte Sébastien Ogier sichtlich bewegt und weiter: „Als kleiner Junge habe ich mit meinem Vater Stars wie Ari Vatanen bei der Rallye Monte Carlo bewundert. Und jetzt bin ich mit Julien selbst Rallye-Weltmeister, verrückt. Aber ohne das fantastische Team bei Volkswagen wäre dieser Erfolg nicht möglich geworden. Ich möchte mich bei allen bedanken und wir werden es am Sonntag richtig Krachen lassen“, wirft Ogier seinen Blick auf die bis zum Sonntag zu fahrende Rallye Frankreich.
Ein großer Teil von Ogiers Erfolg geht auf das Konto seines Beifahrers Julien Ingrassia. Die Navigationsanweisungen und Kommandos während der Wertungsprüfungen kommen nämlich vom Co-Piloten. Macht er auch nur einen Fehler, endet die Fahrt durch uneinsehbare Streckenabschnitte, Sprünge und Kehren sehr leicht im Graben, an Bäumen oder am Felsen. Gute Navigatoren sind rar in der Szene. Seine Kollegen aus der Beifahrer-Branche attestieren, dass „Julien im Auto zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk, stets besonnen und cool, ja wie eine Maschine seine Arbeit verrichtet.“
Worte die der frisch gebackene Entwicklungschef bei Volkswagen gerne hören dürfte. Heinz-Jakob Neußer ist seit Juli im Amt und folgte in dieser Position auf Ulrich Hackenberg, der das Projekt WRC für Volkswagen einst auf die Schiene gesetzt und damit den Grundstein für den jetzigen Erfolg gelegt hat. Beide Technik-Vorstände drückten in Straßbourg gestern gemeinsam mit der Mannschaft die Daumen für Ogiers Auftritt auf der Powerstage. Für die beiden Entwickler ist Motorsport eine Herzensangelegenheit. Für die Marke Volkswagens wäre „die Konstrukteurs-WM das i-Tüpfelchen für diesen gelungenen Einstand in der WRC. Aber dass wird noch spannend“, analysiert Motorsport-Direktor Jost Capito mit Blick auf die Konkurrenz nüchtern.
Fest steht: Volkswagen wird mit dem Titelverteidiger Sébastien Ogier ab dem kommenden Jahr auf jeden Fall vom Jäger zum Gejagten. Für Fords Team-Chef Malcolm Wilson zeichnete sich dieser Trend bereits beim ersten VW-Sieg im Februar in Schweden ab, als er orakelte: „In der Vergangenheit hieß der Sieger am Ende des Jahres immer Sébastien, kam aus Frankreich und fuhr ein anderes Fabrikat. Das wird sich in Zukunft nicht ändern.“
Die Siegerfeier im Team Volkswagen fiel aber zunächst aus. Noch sind 19 Wertungsprüfungen bei der Rallye Frankreich zu absolvieren. Die Party wird dann am Sonntag umso größer sein. Doch jedem ist klar, dass es jetzt noch um den Titel in der Hersteller-Wertung geht. Die Lage ist hier nicht ganz so eindeutig wie in der Fahrer-WM. Unter Umständen fällt diese Entscheidung sogar erst bei der letzten Rallye dieser Saison in Wales.
geschrieben von auto.de/(ampnet/tw) veröffentlicht am 04.10.2013 aktualisiert am 04.10.2013
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