Service: Kinder als Beifahrer auf dem Motorrad

Leidenschaftliche Motorradfahrer, die ihrem Hobby wegen Familienzuwachses weiter nachgehen wollen, steigen meistens auf ein Gespann um. Doch auch auf der Solomaschine können Kindern, wenn sie dann wollen, mitfahren. Dabei gilt es einige Dinge zu beachten.

Grundsätzlich gilt: Es ist den Eltern selbst überlassen und in deren Verantwortung, ob und ab welchem Alter sie ihre Kinder auf dem Motorrad „befördern“, solange sie die gesetzlichen Bestimmungen erfüllen.

Zunächst einmal schreibt die Straßenverkehrsordnung vor, dass „zweirädrige Kraftfahrzeuge, auf denen ein Beifahrer befördert werden darf, mit einem Haltesystem für Beifahrer ausgerüstet sein müssen“. Dazu zählen neben dem Soziussitz die Fußrasten. Eine Ausnahme bilden Kinder unter sieben Jahren, wenn für sie ein besonderer Sitz mit Schutz gegen die Speichen montiert wird. Entsprechende Kindersitze gibt es im Motorradhandel.

Ist das Motorrad für den Zweipersonenbetrieb zugelassen, muss der Beifahrer lediglich mit den Füßen die Rasten sicher erreichen und eine Möglichkeit haben, sich mit den Händen an einem dafür vorgesehenen Rahmenteil der Maschine festzuhalten. So ist die Altersangabe „unter sieben Jahren“ etwas verwirrend, denn wer beispielsweise als Achtjähriger mangels langer Beine die Soziusrasten mit den Füßen noch nicht sicher erreicht, der muss zu Hause bleiben – es sei denn, er passt noch in den Kindersitz. Verfügen Sohn oder Tochter über ausreichend lange Beine, kann ein spezieller Gurt mit Haltegriffen hilfreich sein. Er wird über der Bekleidung des Fahrers angelegt. Größere Kinder legen ihre Hände auf die Oberschenkel des Fahrers oder halten sich im Hüftbereich des Piloten fest. Das ergibt einen sicheren Halt und unterstützt den Oberkörper beim Abbremsen und Beschleunigen. Der kleine Passagier sollte niemals mit einem Gürtel gesichert werden, egal ob an der Maschine, dem Sitz oder der Hüfte des Fahrers, warnt das Institut für Zweiradsicherheit (IfZ).

Kinder sind keine „kleinen Erwachsenen“, die einfach nur noch größer werden. Ihr Körperbau ist noch schwächer. Deshalb sollte vor allem kein zu schwerer Helm ausgesucht werden, da Hals- und Nackenmuskeln beim Motorradfahren ohnehin stark beansprucht werden. Bis zu 1,5 Kilo darf der Kopfschutz wiegen, damit er im Handel noch als Kinderhelm angeboten werden darf. Manche Hersteller bieten ein auswechselbares Innenfutter an, so dass der Helm „mitwachsen“ kann. Grundsätzlich sollte auf ein möglichst geringes Gewicht geachtet werden, um höheren Belastungen für die Halswirbelsäule des Kindes zu vermeiden. Wichtigstes Kriterium ist und [foto id=“98286″ size=“small“ position=“right“]bleibt aber, dass der Helm optimal passt. Er muss eng am Kopf anliegen, ohne zu drücken. Das IfZ rät außerdem, auch auf ausreichende Belüftungsmöglichkeiten des Helms zu achten. Kinder sollten auch den Verschlussmechanismus beherrschen, so dass sie den Helm selbstständig auf- und absetzen können.

Grundsätzlich gilt auch für Kinder: Gute Motorradkleidung ist für die Sicherheit unabdingbar. Jacken und Hosen mit Protektoren sowie Stiefel und Helme gibt es mittlerweile auch in kleinen Größen.

Vor der ersten Ausfahrt sollte die komplette Motorradmontur zu Hause angezogen und ausprobiert werden, damit sich das Kind daran gewöhnt und Fragen, wie etwa nach einem beschlagenen Helm, in Ruhe geklärt werden können. Gleiches gilt für eine kleine Einweisung in die spezifischen Fahreigenschaften eines motorisierten Zweirades. Die Schräglage kann zum Beispiel ebenfalls im Kinderzimmer, zum Beispiel rittlings auf einer schmalen Sitzbank, geübt werden.

Sollte keine Gegensprechanlage vorhanden sein, müssen Fahrer und kleiner Beifahrer sich vorher auf Zeichen verständigen, falls unterwegs ein Problem auftritt.

Die ersten Ausfahrten sollten nicht zu lange dauern und nicht über allzu anspruchsvolle und kurvenreiche Strecken führen. Das IfZ empfiehlt spätestens nach einer halben Stunde eine Pause. Häufig sind die kleinen Passagiere auch noch nicht in der Lage, über den Fahrer hinwegzuschauen. Sie müssen meistens noch zur Seite gucken. Das trübt nicht nur das Fahrvergnügen, sondern ermüdet auch zusätzlich. Mit zunehmendem Alter können die Touren dann anspruchsvoller werden. Dennoch gilt: Fährt ein Kind auf dem Motorrad mit, stehen stressfreies Fahren und sanftes, genussvolles Dahingleiten im Vordergrund. Auf Beschleunigungsorgien und maximalen Schräglagen sollte verzichtet werden – nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern auch, um dem Nachwuchs nicht möglicherweise schon gleich durch Angst die Freude am eigenen Hobby zu nehmen.

Nach der Tour sollte über die Empfindungen gesprochen werden. Was hat dem Sohn oder der Tochter besonders gut gefallen, und was gar nicht?

Beim Institut für Zweiradsicherheit gibt es eine kostenlose Broschüre mit dem Titel „Sicher hinten drauf – Kinder auf dem Motorrad“, in der diese und viele weitere Tipps zusammengefasst sind. Sie steht als Download unter www.ifz.de im Internet bereit und kann auch per Post bestellt werden.

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Gast auto.de

April 9, 2011 um 6:25 pm Uhr

wow!

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