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Shanghai – Regen! Nichts als Regen. Wolkenbruchartig. Sintflutartig. An diesem Sonntag droht die Mega-Metropole im Mündungstrichter des Jangtse am Ufer des Huangpu förmlich unterzugehen. Die Wolken hängen so tief, dass man von den oberen Stockwerken des Grand-Hyatt-Hotels im über 420 Meter hohen Jinmao-Tower fast nichts mehr sieht. Bis auf die Spitzen von Chinas höchsten Häusern, die im supermodernen Finanzstadtteil Pudong in Höhen bald bis 500 Meter hinauf durch die graue Schwaden brechen.
Shanghai. „Stadt über dem Meer“. Da kann Doi Zhang, mit der wir trotz Regen zu einer Citytour aufbrechen, nur lachen: „Es müsste heute besser im Meer‘ heißen. Wir sollten aufpassen, dass wir bei nächster Gelegenheit nicht gleich wegschwimmen.“ Tun wir Gott sei Dank nicht. Aber der „Kopf des Drachens China“ wird mächtig nass. Doi, die 32-Jährige, die vom Land in die Stadt gezogen ist, „weil hier die Chancen, einen Job zu bekommen und Geld zu verdienen, besser sind“, bestätigt uns, was wir zuvor auf dem 9000 Kilometer langen Flug von Frankfurt/Main über Polen, Weissrussland, Russland [foto id=“510304″ size=“small“ position=“right“]und die Mongolei an Chinas Pazifikküste in einem Shanghai-Reiseführer gelesen haben:
Dass Shanghai vom Fischerdorf zur Mega-City aufgestiegen ist. Dass es Anfang der 1990er-Jahre vielleicht eine Handvoll Gebäude gegeben hat, die höher als 100 Meter waren. Dass es fast 20 Jahre später mittlerweile über 4000 sein sollen. Dass Veränderungen schneller vonstatten gehen „als die Sonne morgens mitunter scheinen kann, wenn sie scheint“.
Düster ist es am frühen Nachmittag am Huangpu, wo sich in der Frühe, wenn nur leichter Dunst über den Grünflächen liegt, Frauen und Männer bisweilen elegant im Tanz mit Schwertern und Fächern üben. Gegenüber, am anderen Ufer, sind die Umrisse stählerner und gläserner Fassaden gewagter Hochhaus-Architektur auszumachen. Eine – bei diesem Wetter – gespenstische Szenerie. Wer am je nach Verkehr etwa eine Stunde außerhalb gelegenen Flughafen nicht mit dem Auto abgeholt wird oder ein Taxi nimmt, kann sich mit der Magnetschwebebahn made in Germany in Richtung Stadt katapultieren lassen. Mit Tempo 430. „Ja, mir kommt es manchmal vor“, wirft Doi, angesprochen auf diesen Transrapid, ein, „als seien wir alle hier in der Tat zukunftstrunken.“
Und doch brennen auch die Menschen in Shanghai in den Tempeln ehrfurchtsvoll Räucherstäbchen ab, um Buddha, Konfuzius und andere, an die sie glauben und von denen sie Beistand erhoffen, gnädig zu stimmen. „Das ist Shanghai“, stellt Robert Zsolny, der den Führer über die Stadt geschrieben hat (Müller-Verlag/Erlangen, 2009, 14,90 Euro), fest: „Treibhaus des Lebens.“
Von Pudong aus sind wir zunächst auf der Century Avenue gefahren. Von dort durch den Yan’an-Road-Tunnel in die Altstadt hinüber. Am Bund mit dem Kolonialambiente entlang. Zum Platz des Volkes an der Nanjing Road. An der französischen Konzession vorbei. Über die [foto id=“510305″ size=“small“ position=“left“]Avenue Joffre. Dann in den Central District. Nach Hongkou. Und nach Tilanqiao. „Ich wohne jetzt auch schon längere Zeit hier“, betont Doi Zhang, „aber jeden Tag ändert sich wieder was.“
Shanghai beeindruckt durch schiere Größe. Doch bei aller Hektik und Dynamik: Es heißt, die Stadt habe sich, was man freilich nicht immer so empfinden mag, ihre Schönheit bewahrt. Die sich zum Beispiel auch in der Lebensfreude ihrer Bewohner ausdrücken soll. „Wir gehen in Bars und Clubs, vergnügen uns“, bestätigt Doi, dass Shanghaier im Sommer nach Feierabend in ihren Wohnvierteln bisweilen sogar in Schlafanzügen einkaufen und sich in Parks an mehr oder weniger exotischen Leibesübungen versuchen – beispielsweise dem Rückwärtsgehen …
Autor Zsolny spricht von einer Art Dornröschen-Schlaf, in den die Zeit des Mao-Kommunismus die Stadt versetzt haben mag. „Wenn das wirklich so war“, erwidert Doi darauf, „sind wir längst daraus erwacht.“ Von Aldous Huxley, dem in die USA ausgewanderten britischen Schriftsteller (1894-1963), ist überliefert: „In keiner Stadt, im Westen wie im Osten, hatte ich je solch einen Eindruck von konzentriertem, üppigem, geballtem Leben.“
Da sind, wie Zsolny es beschreibt, Wolkenstürmer und altehrwürdige Villen, von futuristischen Bauten bestandene Magistrale und schmale Alleen, über die sich ein grüner Baldachin spanne. In den vielfältigen Vierteln und Straßen lasse sich, wie unter einem Brennglas gebündelt, die rasante Entwicklung Chinas beobachten. Shanghai spiegele die jüngere Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft des Reichs der Mitte wie keine zweite wider. „Wer weiß“, sagt Doi, „in ein paar Jahren sind wir in der Tat vielleicht die wirklichen Kapitalisten.“
Die bedeutendste Wirtschaftsstadt der kommunistischen Volksrepublik zählte zuletzt schon mehr als 18 Millionen Menschen, über die Hälfte davon im unmittelbaren Kernbereich. Das gesamte Verwaltungsgebiet ist direkt der Staatsregierung unterstellt. In Shanghai, etwa auf Höhe von Nordafrika gelegen, ist zu Beginn der 1920er-Jahre die Kommunistische Partei Chinas gegründet worden. Mitte der 1960er-Jahre nahm dort die Kulturrevolution unter Mao ihren Ausgang. Die Stadt soll über den größten Hafen der Welt verfügen. Seit gut 20 Jahren ist der Stadtteil Pudong, in dem mit dem über 490 Meter hohen World Financial Center eines der weltweit höchsten Gebäude steht, Sonderwirtschaftszone.[foto id=“510306″ size=“small“ position=“right“]
Der Flug nach Shanghai dauert von Deutschland aus rund zehn Stunden. Zur Einreise ist ein Visum notwendig, wenn man länger als 72 Stunden bleiben will. Der Zeitunterschied beträgt plus sechs oder plus sieben Stunden. Sehenswert sind etwa Long-Hua-Tempel mit siebenstöckiger Pagode, Jade-Buddha-Tempel und Yu-Yuan-Garten. An der „Bund“-Uferpromende reihen sich koloniale und westliche Bauten aneinander. Die Sommer in Shanghai können sehr heiß, die Winter sehr kalt sein. Als beste Reisezeiten empfehlen sich Frühling und Herbst, wenn auch die Luftfeuchtigkeit erträglich bleibt. Mit Englisch kommt man im Zentrum durchaus schon weiter. Landeswährung ist der Yuan/Renmimbi.
Wir waren im Grand Hyatt (fünf Sterne, 53. bis 87. Etage im Jinmao-Tower, www.hyatt.de) untergebracht. Shanghais Küche ist neben Reis, Fisch und Meeresfrüchten natürlich ebenfalls vor allem durch Huhn und Ente bestimmt. Die Gerichte werden mit viel Öl, Sojasauce und Reisewein zubereitet, oft süßsauer angerichtet. Xiaolong-Baozi-Maultaschen sind mit Gemüse oder Fleisch gefüllt. Der grüne Tee schmeckt etwas bitter. Tsingtao-Bier ist eher leicht. Es gibt chinesische Weine. Und Maotai-Schnaps sollte man einmal probieren. Information: Fremdenverkehrsamt der Volksrepublik China, Ilkenhansstraße 6, 60433 Frankfurt/Main, Telefon 069-520135 www.china-tourism.de.
Nur ganz Mutige sollten sich in Chinas Millionen-Städten ins Verkehrsgewühl wagen! Auch in Shanghai reiht sich im Grunde ein Stau an den anderen. In den Zentren ist neben Fußgängern insbesondere auf die Heerscharen von Fahrrad- und Rollerfahrern zu achten. Gerade erst sind zudem die Verkehrsregeln verschärft worden. Wer etwa bei Gelb noch über die Ampel fährt, wird jetzt genauso hart bestraft, als wäre er bei Rot über die Kreuzung gefahren. Autos dürfen nur mit einer gültigen chinesischen Fahrerlaubnis bewegt werden. Temporäre Führerscheine müssen beantragt werden. Es gibt Unternehmen, die Mietwagen mit Fahrer anbieten. Mietwagen sind in China generell nicht billig. /Fotos: Koch
geschrieben von auto.de/Reise/Günther Koch/KoCom veröffentlicht am 12.05.2014 aktualisiert am 12.05.2014
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