Silvretta Classic unter Strom – Elektrisch durch die Alpen

Vergangenheit und Zukunft liegen mitunter nur wenige Meter voneinander getrennt. Während der aus allen Zylindern röhrende Mercedes 300 SL unter dem Applaus der Zuschauer von der Startrampe der Silvretta Classic rollt, nähert sich weitgehend unbeobachtet und lautlos eine A-Klasse E-Cell  mit Elektroantrieb der Startbühne und nimmt wie die anderen rund 200 Teilnehmer die Strecke im beschaulichen Vorarlberg unter die Räder.

Seit drei Jahren gehören Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zum Teilnehmerfeld der Oldtimer-Veranstaltung, und in diesem Jahr mussten oder durften die Stromer, Brennstoffzellenmodelle und Plug-in-Hybride zum ersten Mal die Route der Klassiker fahren. Mit ihrem Auftritt widerlegten die Elektroversionen von Mini, A Klasse, Smart sowie der Toyota Prius Plug-in und Co das hartnäckige Vorurteil, dass es der elektrischen Mobilität an Dynamik mangelt. Das hat sich offensichtlich selbst bei den Veranstaltern noch nicht herumgesprochen, die in der Fahrerbesprechung  die Elektropiloten noch darum baten, „die anderen Teilnehmer nicht aufzuhalten“. Nun, am Ende zeigten sich die „Alternativen“ von ihre dynamischen Seite, und niemand sprach mehr von „mobilen Straßensperren“, auch wenn der eine oder andere Oldtimerfahrer Probleme hatte, die moderne Konkurrenz zu akzeptieren und dabei mitunter seine Fassung verlor.

Den größten Anteil an der alternativen Flotte stellte Mercedes mit sieben Fahrzeugen vom Elektro-Smart über die elektrisch angetriebene A-Klasse bis zur B-Klasse mit Brennstoffzelle und dem Sportwagen SLS AMG E-Cell, der vom ehemaligen Formel-1-Piloten Karl Wendlinger gesteuert wurde. BMW schickte den E-Mini und Active E ins Rennen, während Toyota die ehemalige Rallyefahrerin Isolde Holderied einen Prius Plug-in fahren ließ. Auch die [foto id=“426438″ size=“small“ position=“right“]an dynamische Fortbewegung gewohnte Pilotin genoss die Dynamik ihres Prius. „Das macht richtig Spaß, mit dem Plug-in hier zu fahren“, meinte sie, obwohl es am ersten Tag nur zu einem enttäuschenden Rang im hinteren Feld gereicht hatte. Volkswagen vertraute auf den bewährten Golf mit Elektroantrieb. Außerdem standen Opel Ampera, Audi A1 Etron, Ford Fiesta, Citroën C-Zero und der Volvo C 30 Electric am Start. Das Feld zeigte einschließlich einiger Exoten wie Fisker Karma, Tesla Roadster und RaceAbout Electric aus Finnland, wie vielseitig die alternative Modellpalette schon heute ist – nun müssen die Kunden nur noch zugreifen, wenn die ersten Serienversionen mit E-Antrieb demnächst auf den Markt rollen. In der Starterliste fehlte allerdings ausgerechnet der Nissan Leaf, der als erstes Elektromobil zum Auto des Jahres (2011) befördert worden war.

Mercedes nutzte die E-Silvretta, um sein Engagement für eine CO2-freie Mobilität zu demonstrieren, wobei sich kaum eine bessere Bühne denken lässt. Denn die Turbinen des Kraftwerks am Fuße des Silvretta-Stausee versorgen die Region mit regenerativ gewonnener Elektrizität, was die positive Energie- und Umweltbilanz der Stromer überhaupt erst ermöglicht. Für die elektrisch angetriebene A Klasse war die Rallye wahrscheinlich der letzte Auftritt vor großem Publikum. Nach 500 gebauten Exemplaren wurde die Produktion eingestellt, und in der aktuellen Neuauflage des Kompaktmodells ist keine Elektroversion vorgesehen. „Für einen elektrischen Antriebsstrang ist schlicht kein Platz“, erklärt ein Mercedes-Sprecher und verweist auf die schon jetzt günstigen Umweltwerte des Kompaktmodells.

Der Elektroantrieb bleibt in der Kompaktklasse allein der B-Klasse vorbehalten, wobei die Stuttgarter einen Kurswechsel vollzogen haben. Die ursprünglich geplante Version mit Reichweitenverlängerung oder Range Extender wurde gestrichen, und stattdessen steht auf dem Pariser Automobilsalon Im Herbst eine Variante mit klassischem Elektroantrieb, die wahrscheinlich im nächsten Jahr zu den Händlern kommen wird. Der elektrische [foto id=“426439″ size=“small“ position=“left“]Antriebsstrang entsteht bei Tesla in Kalifornien und wird in Deutschland mit der B-Klasse verbunden. Auch der Elektrosportwagen SLS wird im kommenden Jahr auf den Markt rollen.

Dort bewegt sich bereits der kleine Smart, von dem im kommenden Jahr, so Projektleiter Volker Störkmann, mehr als 10.000 Exemplare abgesetzt werden sollen. „Langfristig rechnen wir mit einem Elektroanteil von zehn bis 20 Prozent.“ Allerdings ist die elektrische Zukunft nicht gerade preiswert. Die Preisliste für den Zweisitzer beginnt bei 19.900 Euro plus Mehrwertsteuer, und wer auf Nummer sicher gehen will, kann den Smart für 15.900 Euro (ebenfalls plus Mehrwertsteuer) kaufen und die Batterie für 65 Euro im Monat mieten. „Wir garantieren die Miete zehn Jahre lang, so dass der Kunde kein Problem hat, sollte der Akku einmal ausfallen“, erklärt Störkmann.

Der Elektro-Smart (Reichweite 145 Kilometer) spielt für Mercedes gleichzeitig die Rolle der „Einstiegsdroge“ in die Welt der elektrischen Mobilität. „Wer einmal mit dem Smart elektrisch gefahren ist, will nichts anderes mehr fahren“, ist Störkmann überzeugt.

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