Durch Transsylvanien, über die Karpaten und die Walachei ins Donau-Delta – die Namen klingen geläufig, Donau sowieso und auch die Namen der Landschaften gehören zum Allgemeingut. Richtig deutsch wird es bei den Stadtnamen. Der Skoda Euro Trek 2016 durch Rumänien startet in Sibiu – früher Hermannstadt – und führt über Brasov – früher Kronstadt – durch Siebenbürgen nach Constanta, die Ferienstadt am Schwarzen Meer, Traum-Urlaubsziel zu DDR-Zeiten. Alles so vertraut und doch zum Schluss ganz weit weg, an der Grenze zu Moldawien, ehemals Mitglied der Sowjetunion.
Rund 800 Kilometer bewegten wir uns oft abseits asphaltierter Straßen von West nach Ost mit dem Skoda Octavia Scout, einem Kombi mit automatisch zuschaltendem Allradantrieb, rund 40 Millimeter höher gelegter Karosserie, Schlechtwege-Paket und Unterfahrschutz. Unter der Haube arbeitet der Zwei-Liter-Diesel mit 132 kW / 184 PS und einem maximalen Drehmoment von 380 Newtonmeter zusammen mit einem Sechs-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Der Verbrauch dieser Kombination wird nach dem NEFZ mit fünf Litern auf 100 km angeben. In den Karpaten mit vielen Steigungen und Geländepassagen im kleinen Gang und mit einem Dachgepäckträger samt aufgeschnalltem Reserverad, die auf den schnellen Strecken, die Arbeit der Aerodynamiker versauen, lag der Wert bei acht Litern pro 100 km.
Unser Pfadfinder hatte natürlich auch die Fahrer-Assistenzsysteme an Bord, die heute ein Fahrzeug der gehobenen Kompaktklasse so mit sich führt. Multikollisionsbremse, Front-Radarassistent, adaptiver Abstands-Assistent, City-Notbremsfunktion und Spurhalte-Assistent weiß inzwischen jedermann zu schätzen, aber auf den Feld-, Wald- und Bergwegen der Karpaten sind sie weniger lebenswichtig. Auch die Navigation verlor ihren Reiz, spätestens als das Führungsfahrzeug unserer kleinen Kolonne Wege wählte, die auch bei kleinstem Maßstab nicht mehr sichtbar wurden.
„Schaltet den Park-Assistenten aus, sonst werdet ihr unterwegs verrückt“, lautete der Tipp des Skoda-Mitarbeiters auf der Brückenrampe. Wir sollten über eine lange Hängebrücke mit einer Fahrbahn aus Brettern den Fluss Buzau überqueren. Deren Pfeiler stehen so eng, deren Brücken-„Geländer“ so dicht, dass mit Park-Assistent Dauer-Piepen angesagt wäre. „Und klappt die Außenspiegel an“. Mit angehaltenem Atem und dem Wissen, dass andere es schon geschafft haben, ertragen wir das Gerappel der vermutlich viel zu dünnen Bretter. Meine Frau wäre zu Fuß gegangen.
Diese 300 Meter waren der abenteuerlichste Teil der Strecke. Sonst bewegte uns der Scout völlig unaufgeregt durchs Land. Überfordert war er nie, angenehm immer. Die Offroad-Strecken waren allerdings auch so ausgesucht, dass ein Scheitern selbst in den schlammigen Passagen überraschend gewesen wäre.
Überraschungen bot dann eher die Landschaft und dem Fahrer ab und an der Funkruf von vorn: „Vorsicht, Kuhherde!“ oder „Pferdegespann!“. So rollten wir durch ein Land, das zur europäischen Union gehört, in dem aber Panje-Pferdchen und kleine Ackerwagen Straßen und Wege beleben. Hübsche Altstädte, Dörfer in denen die Armut sichtbar wird, gepflegtere Dörfer, Schilder, die auf die vielen EU-Projekte hinweisen, nagelneue Straßen, überlastete Fernstrecken, in den Bergen Gemüsegärten hinter den hoch geschlossenen Höfen, im Flachland des Deltas Felder in Kolchosengröße, alle paar Meter ein Werbeschild fürs Pflanzenschutzmittel und hunderte herrenlose Hunde. Stunde auf Stunde rollen wir durch die Gegensätze: wilde Natur und Agrarindustrie, verträumte Altstädte und sozialistischer 80er-Jahre Beton – so liebenswert und vertraut aber doch so weit weg von unserer Welt.
Die letzte Pause vor unserem Abflug in Constanta nach München verbringen wir am Fuß einer Festung aus dem 12. Jahrhundert: Enisala, angelegt von den Genuesern, die von hier aus die Wasserwege beherrschten, bis die Osmanen im 15. Jahrhundert kamen. Wir bewegen uns in einem Land, dessen Sprache von den alten Römern beeinflusst wurde. Laut Schulwissen soll der römische Dichter Ovid dabei eine große Rolle gespielt haben. Wir bewegten uns im Scout als Pfadfinder auf geschichtsträchtigem Boden.
Diese Einsicht bekommt beim Start unseres Fliegers in Constanta einen aktuellen Bezug: Wir heben ab entlang einer Reihe von Flugzeugen offenbar der Kunstflugstaffel der rumänischen Luftwaffe: Mig 21, lange Jahre der Standardjäger der sowjetischen Bruderstaaten.
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