Lotus

Skurril und britisch: 1962 kam der Lotus Elan

Ein charismatischer Konstrukteur und seine Idee vom ultimativen Leichtbau, britische Skurrilität und die guten Vibrationen der Sechziger Jahre: das alles zusammen führte im September 1962 beinahe zwangsläufig zur Geburt des Lotus Elan. Der kompromisslos auf Sportlichkeit getrimmte Zweisitzer war der vielleicht schönste David aller Zeiten, der es am liebsten mit den Goliaths der Branche aufnahm.

Das entsprach exakt dem Selbstverständnis seines Schöpfers, der seine ersten Autos als Student an der TU London eigenhändig zusammenbastelte und in der Folge bis in die höchsten Höhen des Motorsports in der Formel 1 aufstieg: Anthony Colin Bruce Chapman, wie der vielleicht berühmteste Motorsport-Brite mit vollem Namen hieß, gründete Lotus nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Herstellung von Kit Cars. [foto id=“424897″ size=“small“ position=“left“]Er lieferte Bauteile und seine Kunden bauten sich daraus aberwitzige Fahrzeuge, mit denen sie bei Wettbewerben quer über die englischen Felder hetzten, mitunter durch Wassergräben drifteten und die Enten und Füchse unwaidmännisch erschreckten.

Darauf baute Colin Chapman auf, es entstanden der offene Lotus Seven, später der Elise und 1962 kam der schnittige Elan: dem schnauzbärtigen und immer tadellos korrekt gekleideten Chapman reichte der Briten-Sportler nicht einmal unter die Achseln, 114 Zentimeter hoch und nur 580 bis 670 Kilogramm leicht katapultierte sich der Elan in knapp sieben Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Unter der Kunststoffkarosserie steckte das von Chapman konstruierte stabile Kastenprofil-Fahrgestell mit einem Mittelträgerchassis und die flache Haube mit den einst modischen Klappscheinwerfern verbarg einen 1,6-Liter-Vierzylinder aus dem Ford Lotus Cortina.

Das Pendant zu unserem Ford 15m RS entwickelte mit zwei Weber-Doppelvergasern 77 kW/105 PS bei 5 500 U/min und hatte mit dem knapp 3,70 Meter langen Zweisitzer leichtes Spiel. Tapfere Fahrer konnten ohne Rücksicht auf ihr Hörvermögen bis zu etwa 190 km/h beschleunigen. In einer TV-Serie transportierte der Lotus Elan die Schauspielerin Diana Rigg im [foto id=“424898″ size=“small“ position=“right“]schwarzen Leder-Outfit als erfahrene Karatekämpferin Emma Peel zum Star (in Deutschland: Mit Schirm, Charme und Melone) und die „Swinging Sixties“ fuhren auf den kultigen Lotus ab.

Alles war in der Carnaby Street möglich, Mode und Röcke wurden bunter und kürzer und auf deutschen Straßen konnte man mit dem Elan um die bürgerlichen Limousinen Kreise fahren. Der Fahrer befand sich mit seiner Augenhöhe etwa auf der Nabe des Lastwagens neben sich an der Ampel, und mitunter spürte er jeden Kieselstein auf der Fahrbahn direkt in der Wirbelsäule. Gaswegnehmen vor Kurven war eine unnötige Übung. Der Elan lief auf schmalen 13-Zoll-Rädern wie auf Schienen. Unmittelbarer konnte man die Dynamik des Fahrens mit einem Dach über Kopf nirgends erleben. Bis 1972 blieb der Elan als Roadster und als Coupé im Programm von Lotus und zwei Jahre später lief auch der Elan +2 aus. Der war eigentlich ab 1967 nur gebaut worden, weil Colin Chapman mehr Platz für die Familie brauchte. Immerhin wurden 17 392 Exemplare produziert, und schließlich kehrte der Lotus Elan als Grundidee für den Mazda MX-5 „Miata“ im Jahr 1989 wieder. Mit Klappscheinwerfern, ultimativem Leichtbau und japanischem Sinn für britischen Humor.

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