Smart

Smart Fortwo Cabrio

: Wenn kleine Dinge großen Spaß machen

Preisfrage: Offener Zweisitzer mit Heckmotor und Turbokraft? Könnte ein rassiger Roadster sein, ist aber in unserem Fall ein mit Turbodiesel. Eine spannende Mischung.

Für Herz und Verstand

Neidische Blicke für Smartfahrer. Doch, das gibt es wirklich. Und zwar bei der Parkplatzsuche in völlig verstopften Innenstädten. Dort ist der zweieinhalb Meter kurze smart fortwo nämlich der absolute Parkplatzking. Notfalls reicht dem Zweisitzer eine halbe Lücke. Hat der Kleine dann noch eine Stoffmütze auf dem Kopf, schmelzen besonders Frauen dahin. „Niedlich, süß und knuffig“, zirpen sie. Anscheinend weckt das Cabrio mit dem Grinsegesicht Muttergefühle.

Große Zweifel am kleinen Auto

Die Männer im Bekanntenkreis begegnen dem Testwagen zunächst reservierter. „Halbe Portion“, heißt es da. Die Annäherung an Tempo 100 in 19,8 Sekunden, wurde mit „halbe Ewigkeit“ kommentiert. Auch eine Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h entlockt der GTI-, TDI und V6-Fraktion nur ein müdes Lächeln. Einsteigen Jungs! Selbst Zwei-Meter-Kerle finden – oh Wunder – problemlos Platz. Das traute dem Fortwo zuvor keiner zu. Große und bequeme Sitze, reichlich Luft über dem Scheitel und ausreichend Bewegungsfreiheit für die Schultern überraschen die Zweifler. Ungewohnt ist auch der Blick nach hinten: die Heckscheibe direkt vor der Nase. Trotzdem passen zwei Getränkekisten in den 150-Liter-Kofferraum. Wer die Beifahrerlehne nach vorne klappt, vergrößert den Stauraum auf Golf-Niveau (363 Liter).

Nix für Sportler

Apropos, erfahren. Das Fahrwerk wurde über die Jahre zwar immer besser, doch so richtig komfortabel ist die Federung immer noch nicht. Das soll sich mit dem Nachfolger ändern, der für 2007 angekündigt ist. Man könnte das steife Abrollverhalten wohlwollend als sportlich bezeichnen – schließlich knurrt auch der Dreizylinder-Turbodiesel nach Kräften. Doch leider ist die gefühllose Lenkung gnadenlos indirekt ausgelegt. Also nix mit Sport! In engen Kurven kurbelt man sich den Wolf. Daran sind die schmalen 145er-Gummischeibchen an den Vorderrädern nicht ganz unschuldig. Sie bauen nicht nur bei Nässe wenig Seitenführung auf. Der Smart möchte deshalb in schnellen Kurven mit der Nase am liebsten geradeaus. 175er-Bereifung, die diesen Effekt spürbar mindert, bleibt der Ausstattungsvariante pulse vorbehalten. Auch das automatisierte Sechsgang-Schaltgetriebe verlangt zumindest einige Gewöhnung. Wer die Gangwechsel manuell mit dem Hebel auf dem Mitteltunnel erledigt, kann die Schaltrucke mit einem sensiblen Gasfuß reduzieren. Im Automatik-Modus überrascht der Antrieb dagegen immer wieder mit unerwarteten Reaktionen. Entweder bleibt das Hochschalten lange aus oder es erfolgt völlig unvermittelt. Verstehe das Getriebe, wer will.

Kleines Auto, großer Geizhals

An der nächsten Tankstelle zählt das alles nicht mehr. Selbst wenn der CDI dort auf dem letzten Tropfen ausrollt, bleibt es bei maximal 30 Euro pro Tankfüllung. Mehr als 27 Liter Diesel passen – inklusive Reserve – nicht in den Tank. Dank einem Durchschnittsverbrauch, der sich bei Verzicht auf Vollgas problemlos unter vier Liter drücken lässt, reicht der Sprit für mindestens 500 Liter. Da ärgert sich der Ölscheich gewaltig. Seit Juli ist auch ein Russpartikelfilter an Bord. Und das ohne Aufpreis. Allerdings ist es ein offenes System, das nicht so sauber arbeitet, wie es möglich wäre. Die Schadstoffnorm Euro IV ist trotzdem kein Problem. Zudem hängt der kleine Turbodiesel gut am Gas. Ohne Stoppuhr möchte man dem 799-Kubikzentimeter-Dreizylinder mehr als die 41 PS (30 kW) zugestehen, die das Datenblatt ausweist.

Wonne in der Sonne

Mit den ersten milden Sonnenstrahlen schmelzen dann die letzten Vorbehalte dahin. Das Verdeck zieht sich per Knopfdruck hinter die Köpfe zurück, was auch aus einiger Entfernung mit der Funk-Zentralverriegelung funktioniert. Richtig offen ist der smart dann allerdings noch nicht. Dazu müssen erst die beiden seitlichen Dachholme entfernt und im Kofferraumdeckel verstaut werden. Im Praxistest ist das nur selten passiert, denn innerorts schmälern die Holme das Frischluftvergnügen kaum. Für den kompletten Strip kann das Verdeck per Hand ganz zurückgezogen und mit festem Druck über der kleinen Heckklappe arretiert werden. Dann macht das Cabrio auch bei höherem Tempo Spaß. Der Fahrtwind kann ungehindert nach hinten zischen, er verfängt sich nun nicht mehr lautstark im sonst hoch stehenden Verdeck.

Erst zahlen, dann sparen

Beim Preis orientiert sich der Stadfloh nicht an seinen Maßen, sondern am großen Frischluftspaß, den er vermittelt. Der Testwagen kommt mit der Ausstattungsvariante passion auf 15.270 Euro. Klimaanlage, elektrische Fensterheber, Lederlenkrad, Alufelgen und ESP sind an Bord. Seitenairbags, Servolenkung und Radio kosten allerdings über 1.200 Euro extra. Die Rechnung kleines Auto und kleiner Motor gleich kleiner Preis, geht also nicht auf. Das funktioniert nur mit dem Basis-Benziner, der mit 12.660 Euro das günstigste Cabrio auf dem deutschen Markt darstellt.

Fazit: Auch wenn die Anschaffung nicht ganz billig ist, macht das Sparen Spaß. Mini-Tankrechnungen und sein ausgeprägtes Stadttalent machen das „smart fortwo cabrio CDI“ zu einem echten kleinen Sonnenschein.
Holger Schilp

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