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Noch brennen auf dem Genfer Automobilsalon die Scheinwerfer vom Messehimmel, noch glänzen die Neuheiten der Hersteller im Lichte ebenjener und noch räkeln sich hier und dort leichtbekleidete Schönheiten vor und auf Motorhauben. Aber machen wir uns nichts vor, die Messe ist zwar noch bis zum 16. März geöffnet, aber im Grunde schon gelesen. Die Zeit läuft eben schneller, als die Autohersteller neue Trends kreieren können.
Apropos Trend: Der war in diesen Tagen im ausländer- und automobilfreundlichen Genf leicht zu identifizieren. Nachdem in den letzten Jahren die Themen Sicherheit, Design, Verbrauch und E-Mobilität in allen Facetten beleuchtet wurden, war diesmal die sogenannte Konnektivität an der Reihe.
Um die wahrscheinlich wichtigste Botschaft der Hersteller mal auf den Punkt zu bringen: Das Auto wird also demnächst zu einer Art rollendem Smart-Phone, kann mehr oder weniger alles, was ein solches Telefon auch zustande bringt. Und das dann wohlgemerkt in jedem Auto vom Kleinwagen Toyota Aygo bis zum S-Klasse-Coupé, um an dieser Stelle auch mal zwei Genf-Premieren zu nennen. Wir sind dann also mehr oder weniger ständig online, bewegen uns fahrend in sozialen Netzwerken, lassen uns E-Mails vorlesen, nutzen mehr oder weniger sinnvolle Apps etc. etc. etc.
Schade nur, dass der Konsument da vielleicht dann doch nicht so richtig mitspielen wird. Die Umfrage einer Unternehmensberatung lässt zumindest leichte Zweifel aufkommen. Vier von fünf Autofahrern wünschen sich demnach dann doch lieber Innovationen, die den Kraftstoffverbrauch senken, knapp die Hälfte wünscht sich Systeme, die Unfälle vermeiden helfen und fast ähnlich viele wollen, dass die allgemeine Umweltbelastung reduziert wird.
Und wie viele Autofahrer wünschen sich bessere Infotainment-Systeme, Online-Zugang oder die Integration der sogenannten sozialen Medien? Wie bitte? Ganze neun Prozent? Ja, Sie haben richtig gelesen NEUN Prozent. Vielleicht ist der Autofahrer doch gar nicht so modern und aufgeschlossen, wie er von den Marketing-Strategen in deren Powerpoint-Präsentationen dargestellt wird. Oder anders gesagt: Vielleicht ist er nicht ganz so dumm. Vielleicht will er einfach nur bequem, schnell und günstig vom berühmten Ort A zum nicht minder häufig zitierten Ort B kommen. Vielleicht unterstützt durch ein intelligentes Navigationssystem, das ihn an den schlimmsten Staus vorbei führt. Egal. Auf jeden Fall wissen wir jetzt schon mal wer die Schuld hat, wenn die schöne neue Konnektivitäts-Welt der Hersteller nicht ganz so funktioniert, wie von den Herstellern geplant.
Richtig. Das Produkt war dann halt seiner Zeit voraus, was ja im Werbe-Sprech eigentlich nur heißen soll: Ihr da draußen seit einfach nur zu rückständig für unsere Angebote. Was zwar eine Unverschämtheit wäre, aber die Arroganz der Aussage nicht mildern würde. Vielleicht aber ist der sogenannte Verbraucher auch einfach nicht so blöd, wie heute meistens vorausgesetzt wird. Und das wäre dann ja eine wirklich gute Nachricht in einer Woche automobiler Neuheiten-Hysterie.
Apropos Neuheiten: Das Durchschnittsalter der deutschen Pkw ist im vergangenen Jahr weiter angestiegen, von 8,7 auf 8,8 Jahre. Man mag das gar nicht glauben, wenn man all die schicken Business-Limousinen, -Kombis und -SUV auf unseren Autobahnen vorbeiziehen sieht. Man mag es schon eher glauben, wenn man sich die Parkplätze der Supermärkte oder die Nebenstraßen der Innenstädte anschaut. Die Fahrzeuge der Autofahrernation Deutschland im Schnitt rund neun Jahre alt? Das spricht entweder für die Langzeitqualität der Autos, die problematische Etatlage vieler Haushalte oder die Vernunft des mobilen Homo Oeconomicus. Oder für alles auf einmal. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 10.03.2014 aktualisiert am 10.03.2014
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