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Audi
Ralf Kunkel ist derzeit nicht zu beneiden. Er muss etwas einen Klang geben, das eigentlich gar keinen Klang hat. Denn Kunkel leitet die Akustik-Entwicklung bei Audi und brütet vor allem über den Elektroautos, die bei den Bayern in ein paar Jahren an den Start gehen werden.
Obwohl von Natur aus eher leise und keineswegs mit dem Sound eines Verbrenners vergleichbar, sollen auch sie den passenden Klang haben. „Den brauchen wir aus dreierlei Gründen“, sagt Kunkel. Zum einen sei der Sound eines Autos mittlerweile so prägend wie das Design oder die Fahrleistungen und damit letztlich ein Kaufgrund. Zum anderen fordern mit Blick auf den Schutz der Fußgänger immer mehr Behörden und Verbände, dass die stillen Stromer zumindest in der Stadt nach etwas klingen. Und zum dritten gehört der Klang eines Autos zum emotionalen Erlebnis dazu, ist der Entwickler überzeugt: „Beschleunigung will man nicht nur fühlen, sondern auch hören können.“
Deshalb steht fünf Kunkel fest, dass seine Arbeit mit dem Beginn des Elektro-Zeitalters längs nicht erledigt ist. Zumal er noch ein ganz anderes Problem hat. „In einem Elektroauto treten Geräusch in den Vordergrund, die bei einem Benziner oder Diesel vom Motor überlagert und von den Insassen gar nicht gehört werden.“ Deshalb muss er den Konstrukteuren noch stärker auf die Finger schauen, damit die Reifen leiser rollen, der Wind still an der Karosserie vorbei streicht und Lüfter oder Ventilatoren sich nicht in den Vordergrund spielen.
Aber wie soll ein Elektro-Auto nun klingen? „Auf jeden Fall typisch Audi“, sagt Kunkel. „Wir wollen keinen E-Car-Sound, sondern einen E-Tron-Sound“, gibt er die Marschrichtung vor, und natürlich soll man genau wie heute bei den Benzinern einen elektrischen Kleinwagen von einem Strom-Sportler unterscheiden können. Wie sie das technisch lösen können, dafür haben die Entwickler mehrere Optionen. „Wir können die Geräusche mechanisch verändern und verstärken, so wie wir es heute mit den Soundpipes [foto id=“329150″ size=“small“ position=“right“]unserer S-Modelle bereits machen“, erläutert Kunkel. „Oder wir nutzen eine elektronische Verstärkung und gehen über die Lautsprecher, die ja ohnehin in jedem Auto an Bord sind“.
Auch wenn sie ihn noch nicht genau benennen und beschreiben können, haben die Audi-Entwickler vom Sound ihrer Elektro-Modelle bereits sehr klare Vorstellungen: „Er muss echt und authentisch sein und tatsächlich nach Motor klingen.“ Ein synthetisches Gezwitscher kommt ihnen deshalb ebenso wenig ins Auto wie ein nostalgisches V8-Brabbeln oder ein futuristisches Raumschiff-Rauschen. „Wir fahren schließlich weiter auf der Autobahn und nicht auf er Milchstraße“, sagt Kunkel.
Zwar bewegen sich die Ingenieure mit dem Sounddesign für die Stromer auf neuem und ungewohntem Terrain. Deshalb lassen sie sich auch quer durch die Industrie von Musikern, Komponisten und Klangkünstlern beraten. Doch anders als manche Konkurrenten wollen die Bayern den guten Ton alleine treffen: „Wir brauchen dafür keine Hilfe aus Hollywood.“
Noch fällt es Kunkel und seinem sichtlich schwer, über den Sound der Stille zu sprechen. Viele Entscheidungen sind offenbar noch nicht gefallen. Und was man festgezurrt hat, will man noch nicht verraten. Schließlich brüten die Konkurrenten gerade über denselben Fragen. Doch allzu lange wird die Ruhe nicht halten: In zwei Jahren soll der erste E-Tron zu den Kunden fahren – und zwar alles andere als sang- und klanglos.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 01.11.2010 aktualisiert am 01.11.2010
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