Stadtbus Solaris: Bereit für Euro 6

Erst zuletzt hat der noch junge polnische Hersteller für Solaris-Omnibusse wieder von sich reden gemacht. Er und kein deutscher Anbieter belieferte die Münchner Verkehrsgesellschaft MVG, den öffentlichen Verkehrsbetrieb der Stadt München mit zehn Omnibuszügen. Das ist ein Nachweis großer Flexibilität, den die großen deutschen Hersteller so nicht erbringen konnten oder wollten, denn Omnibusse mit Anhängern gelten in der ÖPNV-Branche noch immer als Exoten.

Zukunftssicher

Den Nachweis der Zukunftssicherheit schickt Solaris jetzt hinterher. Das komplette Fahrzeugprogramm erfüllt künftig das Euro 6-Reinheitsgebot oder sogar mehr. Das Volumengeschäft mit dieselgetriebenen Stadtbussen wird künftig mit Motoren von Cummins oder DAF bestritten. Die Lieferbeziehungen zum Motorenanbieter MAN sind gekappt, die Münchner konzentrieren sich mit ihren Euro[foto id=“484629″ size=“small“ position=“right“] 6-Motoren in Zukunft auf das eigene Fahrzeugprogramm. Was durchaus Wettbewerbsgründe haben dürfte: MAN-Stadtbusse genießen in der Gunst deutscher Kunden sinkenden Zuspruch (29,2 Prozent Marktanteil), während Solaris steigende Marktanteile (12,9 Prozent) registriert. Als Omnibus-Hersteller ohne eigene Motorenfertigung bemüht sich Solaris um dauerhafte Beziehungen zu Lieferanten von Schlüssel-Komponenten, bei der Wahl der Motoren kommen jetzt vor allem Cummins und DAF in Betracht.

Dieselmotor MX-11

Der niederländische Hersteller DAF beliefert Solaris mit dem komplett neu entwickelten Dieselmotor MX-11. Dieser Reihensechszylinder mit 10,8 Liter Hubraum ersetzt den Vorgängertypen PR mit 9,3 Liter Hubraum und kommt in zahlreichen Modellen der Urbino-Stadtbus-Baureihe zum Einsatz. Der neuer Euro 6-Motor verfügt über eine moderne Common-Rail-Hochdruckeinspritzung mit bis zu 2.500 bar Einspritzdruck. Für zusätzliche Beatmung sorgt ein Turbolader mit variabler Turbinengeometrie. Die reduzierten Abgaslimits werden durch Abgasrückführung, „Adblue“-Eindüsung ins Abgas (SCR-Kat) und einen Partikelfilter erreicht. Der Motor steht mit 210 kW/290 PS, 240 kW/330 PS und 271 kW/370 PS zur Verfügung. Das jeweilige maximale Drehmoment der drei Motoren reicht bis zu 1 600 Newtonmetern.

[foto id=“484630″ size=“small“ position=“left“]Cummins-Sechszylinder

Fürs Flachland und für kleinere Fahrzeugeinheiten liefert Solaris neue Cummins-Sechszylinder mit 6,7 Liter Hubraum. Diese Motoren des amerikanischen Global Players stellen eine Weiterentwicklung bewährter Euro 5-Aggregate dar. Zum Erreichen der neuen Abgasnorm wurde die Abgas-Nachbehandlung per SCR-Kat mit einer Abgasrückführung und einem Partikelfilter ergänzt. Der Motorenhersteller erfüllt damit auch die strengen nordamerikanischen „EPA-10“-Abgasstandards. An der Grundarchitektur der Motoren und ihres Einspritzsystems (Common Rail) hat sich jedoch nichts geändert. Solaris bietet diese Motoren in drei Leistungsstufen an: 187 kW/ 250 PS, 209 kW/280 PS oder 231 kW/310 PS für die Fahrzeugmodelle Alpino, Urbino und Interurbino.

Von Cummins kommt auch ein mit Erdgas oder Biogas betriebener Sechszylindermotor mit 8,9 Liter Hubraum. Er basiert auf den bewährten Vorgängermodellen, die schon seit Jahren Solaris-Gasbusse antreiben. Die neuen Emissionsgrenzwerte lassen sich ohne nennenswerte Änderungen am Motor einhalten. Diese Euro 6-Gasmotoren mit Fremdzündung leisten 238 kW/320 PS und entwickeln ein maximales Drehmoment von 1 355 Newtonmetern, genug auch für schwere Urbino-Dreiachser oder Gelenkbusse.

Kein signifikanter Gewichtszuwachs

Die Ausstattung mit Euro 6-Motoren von Cummins verursacht keinen signifikanten Gewichtszuwachs der Fahrzeuge. Mit den neuen DAF-Motoren dagegen steigt das Gewicht der Urbino-Modelle nach Angaben der Solaris-Techniker um 350 Kilo. Der neuere Regionalbus Interurbino, der erst jüngst in Deutschland angeboten wird, bringt mit neuer DAF-Maschine gegenüber seinem Euro 5-Vorgänger nur 100 Kilo mehr auf die Waage. Dem Mehrgewicht wird mit Leichtbau-Maßnahmen begegnet: mit einer Diät beim Rohbau und gekonnter Umverteilung schwerer Komponenten.

Und noch eine Nachricht aus dem polnischen Poznan (Posen) wird die deutsche Stadtbus-Szene interessieren. Schon im nächsten Jahr präsentiert Solaris die nächste Urbino-Generation. Der erste große Auftritt ist mit neuen elektrischen Antrieben zur IAA 2014 in Hannover zu erwarten. Von den deutschen Herstellern ist dazu bislang nur wenig zu hören – ob sie den Sprung auf den Zug in die Zukunft verschlafen haben?

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