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(motorsport-magazin.com) Steve, Robert erzielte in Melbourne das erste Podestergebnis des Jahres für Renault F1 – genau das, was das Team brauchte, um so richtig in Schwung zu kommen…
Steve Nielsen: Das war ein großartiges Resultat, das ehrlich gesagt etwas überraschend für uns kam angesichts unserer Startplätze. Ich will gar nicht abstreiten, dass da ein wenig Glück mit im Spiel war. Beim Saisonauftakt in Bahrain hatten wir dafür mit dem Zwischenfall nach dem Start aber auch Pech. Der Podestplatz ist eine tolle Belohnung für das ganze Team, das in den vergangenen Wochen extrem viel und hart gearbeitet hat.
Es war viel los beim Grand Prix von Australien. Wie schwer war es, an der Boxenmauer den Überblick zu behalten und die richtigen Entscheidungen zu treffen?
Steve Nielsen: Die große Frage war, wann ist der richtige Zeitpunkt für den Reifenwechsel. Da hat uns aber Jenson Button geholfen, der als allererster von den Intermediates auf die Trockenreifen gewechselt hat. Wir beobachteten daraufhin sehr genau seine Rundenzeiten. Als er im zweiten Sektor Bestzeit fuhr, wussten wir, jetzt war der Moment gekommen, unsere Fahrer an die Box zu holen. Die meisten anderen Teams machten es genauso. Danach ging es für Robert nur noch darum, die schnelleren Verfolger hinter sich zu halten und auf seine Reifen zu achten. Beides machte er brillant.
Wie besorgt waren Sie denn über die Haltbarkeit der Reifen an Roberts Auto?
Steve Nielsen: Vor dem Rennen hätte ich nie gedacht, dass der weichere Option-Reifen über 50 Runden so gut funktionieren würde. Aber so, wie sich das Rennen entwickelte, blieb uns keine Wahl, als es auszuprobieren und alles dafür zu tun, dass die Reifen über die Distanz hielten. Hätten wir für einen Reifenwechsel an die Box kommen müssen, wären wir sehr weit zurückgefallen.
Vitaly fiel früh aus. Wie beurteilen Sie seine Leistung über das Wochenende?
Steve Nielsen: Er zeigte das gesamte Wochenende eine sehr solide Vorstellung und ihm gelang erneut ein sehr guter Start. Schade, dass sein Rennen zu früh endete. Hoffentlich erreicht er in Malaysia das Ziel. Wenn ihm das gelingt, dann kann er auf jeden Fall auch Punkte holen, denn schnell genug dafür ist er definitiv.
Welches Feedback gaben die Fahrer zu den neuen Teilen, die Sie in Melbourne erstmals einsetzten?
Steve Nielsen: Insgesamt waren die Rückmeldungen sehr positiv. Die Komponenten steigerten unsere Performance so, wie wir das erwartet und berechnet hatten. Robert und Vitaly bestätigen uns, dass wir mit unserer Entwicklung in die richtige Richtung arbeiten. Allerdings haben die deutlich kühleren Bedingungen in Melbourne unsere Performance sicherlich beeinflusst. Das gesamte Team leistete einen herausragenden Job, indem diese neuen Komponenten rechtzeitig fertig wurden. Und wir geben weiter Vollgas, sodass wir möglichst zu jedem Rennen Updates parat haben.
Auch in Malaysia werden also neue Komponenten am R30 zum Einsatz kommen?
Steve Nielsen: Ja, in Sepang fahren wir mit neuen Aerodynamikteilen. Und auch für die kommenden Rennen haben wir weitere Neuheiten geplant. Wir hoffen, dass wir den R30 so von Rennen zu Rennen verbessern können.
Die Mechaniker mussten an beiden Wochenenden reichlich Überstunden schieben. Wie sieht es nach den Anstrengungen mit der Moral in der Truppe aus?
Steve Nielsen: Zu Beginn einer Saison arbeiten wir immer lang, um die bestmögliche Performance zu garantieren. Die Jungs sind also dran gewöhnt. Es ist natürlich nie schön, Tag und Nacht durchzuarbeiten, wie wir es in Bahrain tun mussten. Aber aus unserem Team beschwert sich keiner, und sie kriegen den Job immer hin. Es ist wirklich schade, dass unser Einsatz in Bahrain nicht belohnt wurde. Dafür sorgte das Ergebnis von Melbourne für einen großen Motivationsschub.
Zwei Rennen auf zwei Kontinenten an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden – welche Herausforderungen bringt ein so enger Terminplan mit sich?
Steve Nielsen: Vor allem der Zeitdruck ist enorm. Nach der Abreise aus Australien müssen wir das gesamte Material bis Mittwochnachmittag in Malaysia wieder aufgebaut haben. Viele Leute wissen nicht, dass nach dem Fallen der Zielflagge noch rund zehn Stunden Arbeit vor uns als Team liegen. In Melbourne war das Rennen erst um 17.30 Uhr Ortszeit beendet. Wir waren daher erst um 4 Uhr morgens mit Abbau und Einpacken fertig. Nach wenigen Stunden Schlaf ging es zum Flughafen und ab nach Malaysia. Ab Dienstag steht dann in Sepang der Aufbau auf dem Programm. Der immense Arbeitsaufwand ist deshalb die größte Herausforderung in dieser Tagen.
Wann kommt denn die gesamte Fracht in Malaysia an?
Steve Nielsen: Um die Fracht kümmert sich zum Glück das Formel 1-Management FOM, die die Logistik für alle Teams übernehmen. Die Rennwagen und das Material werden wir voraussichtlich am Dienstagmittag in Malaysia in Empfang nehmen können.
Wie anstrengend ist es, in den feucht-heißen Bedingungen Malaysias zu arbeiten?
Steve Nielsen: Das ist sehr anstrengend und mindert auch die Arbeitsleistung von allen, denn du musst dir deine Kräfte sehr gut einteilen. Für die Mechaniker ist es das Wichtigste daran zu denken, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen um nicht zu dehydrieren. In den Garagen kann es wirklich sehr heiß werden. Das gesamte Team trinkt in etwa doppelt so viel Wasser wie während eines normalen Rennwochenendes in Europa. Zudem gibt es viele spezielle Elektrolyte-Drinks. Aus Erfahrung weiß ich, dass jedes Jahr mindestens einer vergisst, genug zu trinken und sich deshalb übel fühlt. Ungefähr jede halbe Stunde erinnere ich die Jungs deshalb ans Trinken.
Was halten Sie vom Sepang International Circuit?
Steve Nielsen: Die Formel 1 gastiert seit 1999 in Sepang. Die Einrichtungen scheinen im Vergleich zu den neueren Strecken vielleicht ein wenig in die Jahre gekommen, erfüllen aber unverändert höchste Ansprüche. Das Renault F1 Team hat hier in der Vergangenheit einige Erfolge feiern können, darunter einen Doppelsieg in 2006. Wir kommen daher immer gerne nach Malaysia. Das Streckenlayout bietet einige Überholmöglichkeiten und garantiert somit zumeist gute Rennen. Wegen des Klimas sind heftige Regenschauer immer möglich. Die dauern zwar mitunter nur wenige Sekunden, setzen den Kurs aber komplett unter Wasser. Dieses Risikos müssen wir uns immer bewusst sein. In der Vergangenheit sorgte es für einige Male für spannenden Sport.
geschrieben von veröffentlicht am 29.03.2010 aktualisiert am 29.03.2010
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