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Alle Automobilhersteller stellen das Start-Stopp-System gern heraus, sobald damit auch nur ein einziges Modell ihrer Pkw-Palette serienmäßig ausgerüstet wird. Als sei damit die Umweltmesse gesungen! Grund zu übertriebenem Stolz auf die vollbrachte technische Leistung gibt nicht, weil die für heutige Start-Stopp-Systeme verwendeten „Zutaten“ zwar für eine schnelle Lösung taugen, nicht aber für eine technisch perfekte, geschweige denn eine elegante.
Dem herkömmlichen, außen am Motor angeschraubten Anlasser zuzumuten, den Treibsatz unter Staubedingungen in rascher Folge neu zu starten, kommt seinem Missbrauch gleich. Für solche Dauerbelastung war der ehrwürdige „Schubschraubtriebler“ nicht vorgesehen, als er seine Karriere startete. Schließlich müssen Anlasserritzel und verzahntes Schwungrad, das auf der Kurbelwelle sitzt, bei jedem Startvorgang erneut eine mechanische Zwangsverbindung eingehen, die mit der Zeit nicht ohne Materialverschleiß abgeht, auch wenn eine bessere Oberflächenvergütung die Abnutzung hinauszögern mag. Erhalten bleibt auf jeden Fall das typische Anlassergeräusch – nicht gerade Musik in den Ohren eines Autofahrers. In rascher Folge kann so was auch nerven.
Dass es auch anders, besser und sogar völlig geräuschlos geht, ist spätestens seit den Dreißigerjahren bekannt, als etwa Motoren in Pkws von DKW, u.a. die F2-Reichsklasse, mit sogenannten Dynastart-Anlagen angelassen wurden, die – auf der Kurbelwelle sitzend – Lichtmaschine und Starter in einem waren und obendrein als hilfreiche Schwungmasse für kleine Zweizylindermotoren dienten. Nach Kriegsende erinnerten sich nicht nur die Autobauer in Zwickau an die Dynastartanlage. Verordnet wurde sie dem DKW-Nachbau IFA F8 und auch seinem Nachfolger P70, dem ersten Pkw mit Duroplastkarosserie. Kleinfahrzeuge, die die bundesdeutsche Motorisierung ankurbelten, etwa das Goggomobil oder die BMW Isetta, kannten derartige Startanlagen ebenso.
Ich selbst erinnere mich an den tschechischen dreirädrigen Lastenroller Cezeta, der bis Anfang der Sechszigerjahre gebaut wurde und zusätzlich davon profitierte, dass sich der Starter über einen Hebel umpolen ließ. Der Effekt: Der kleinen Zweitaktmotor lief rückwärts an und bescherte auf diese Weise gleich mehrere „Rückwärtsgänge“ … Für ein Dreiradfahrzeug mit Pritsche für bescheidenen Lastentransport ein überaus nützlicher Trick. Er fand öfter Anwendung.
In Vergessenheit geraten ist der DynaStart nicht. ZF beispielsweise entwickelte moderne Kurbelwellen-Startergeneratoren und machte vor Jahren gezielt Werbung für die auferstandene, inzwischen aber wesentlich verbesserte Technik in Gestalt eines „KSG“ mit 10 kW Leistung unter der alten Bezeichnung „DynaStart“.
Automobilhersteller begegneten der Offerte bislang mit Zurückhaltung; vermutlich mit Blick auf die Kosten, die grundsätzliche konstruktive Änderungen von Otto- und Dieselmotoren nun mal verursachen. Weil solche Startanlagen auf der Kurbelwelle zu platzieren sind. Die Autobranche jedenfalls hält lieber dem angeflanschten Anlasser die Treue. Mit Blick auf die inzwischen für unentbehrlich gehaltenen Start-Stopp-Systeme ist das aber keine überzeugende Lösung.
Erst der Hybridantrieb scheint dem geräuschlos und verschleißfrei arbeitenden Kurbelwellen-Startergenerator dazu zu verhelfen, noch einmal richtig Karriere zu machen. Peugeot beispielsweise kündigt eine ganze Motorengeneration an, die sich die überzeugenden Vorteile eines Kurbelwellen-Startergenerators zunutze machen soll. Es sieht so aus, als seien die Jahre des traditionellen Anlassers gezählt. Nachtrauern müsste man dem nervigen Begleitgeräusch seiner Anstrengungen nicht.
geschrieben von auto.de/(auto-reporter.net/Wolfram Riedel) veröffentlicht am 12.07.2010 aktualisiert am 12.07.2010
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