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Abschied einer Fahrmaschine
1994 präsentierte Subaru den ersten WRX STI, einen Ableger des erfolgreichen Rallye-Boliden für die Straße. Mit Boxermotor und Allradantrieb stürmte die Limousine in die Herzen der Fans. Jetzt, fast ein Vierteljahrhundert später, rollen die letzten WRX STI für den europäischen Markt vom Band. Dann gibt es ein Kult-Auto weniger – und eine Legende mehr.
Wem es einmal vergönnt war, mit dem Subaru WRX STI zum Nürburgring zu fahren, der weiß was es heißt, in einem Kult-Auto zu sitzen. Und das nicht nur wegen der vielen kleinen Details im Innenraum, die einem das Herz aufgehen lassen: das abgeflachte Sport-Lenkrad, der kurze Schaltknauf und das Digitalinstrument auf dem Armaturenbrett, das unter anderem über den Ladedruck des Turboladers informiert, sind nur drei davon. Es gibt eben nicht viele solcher Sport-Limousinen, die bei Betrachtern sofort für emotional aufgeladene Reaktionen sorgen - im positiven wie im negativen Sinne. Von "Proll-Schleuder" bis "Hammer-Teil" ist alles dabei, was einem beim Anblick eines Autos in den Sinn kommen kann. Nur kalt lässt der WRX STI niemanden.
Und schon gar nicht am Nürburgring, wo der schnelle Japaner einen besonders guten Ruf hat. Als einer, mit dem man es auf der Nordschleife krachen lassen kann. Das gilt sowohl für die Straßenversion, noch mehr natürlich für die Motorsport-Ableger, hier liegen schließlich die Gene des Autos. Beim diesjährigen 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring fuhr Subaru mit seinem Erfolgsmodell zum fünften Mal den Sieg in der Klasse SP3T für Fahrzeuge mit bis zu 2,0 Liter großen Turbomotoren ein. Und auch der Rundenrekord von 2017 von 6:57,5 Minuten hat in der "Grünen Hölle" in dieser Fahrzeugklasse immer noch Bestand.
Copyright: Subaru
Subaru nimmt den WRX STI aus dem Programm. EU-Abgasnormen verhindern, dass der Kult-Sportler mit seinem 221 kW/300 PS leistenden 2,5-Liter-Boxer eine Zukunft in Europa hat. Klar ist, dass Fans und Liebhaber den Impreza, wie er immer noch oft genannt wird, weil die erste WRX-Generation das Topmodell der Impreza-Baureihe war, weiterhin hegen und pflegen und vor allem die Sporen geben werden. Der WRX STI, inzwischen in der vierten Generation, ist kein Auto, das in einem Sammlerstall verstaubt. Es ist eine Fahrmaschine, die Asphalt unter den Rädern braucht.
In 5,2 Sekunden erreicht der Viertürer mit dem - zurückhaltend und mit Wohlwollen formuliert - markanten Heckspoiler auf der Kofferraumhaube Tempo 100. 255 km/h schafft der WRX STI in der Spitze, geschaltet wird manuell mit einem knackigen Sechsganggetriebe. Dank für das letzte Modelljahr nochmals verbesserter Brembo-Bremsanlage mit den auffälligen gelben Bremssätteln lässt sich das Auto auch standesgemäß zum Stehen bringen.
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Jeder Gasstoß wird mit einem Brummeln belohnt, bei höheren Drehzahlen verwandelt es sich in eine Geräuschkulisse, die bei Auto-Enthusiasten Gänsehaut, bei allen anderen Menschen verständnisloses Kopfschütteln verursacht. Die vier Auspuffendrohre, die aus dem Heckdiffusor luken, sind eben nicht zur Zierde, das ist gut so und gehört zu einem echten Sportwagen. Anders als bei seinen Kollegen aus der Flunder-Abteilung ist der WRX STI aber absolut alltagstauglich - vielleicht mit einer Einschränkung: dem brettharten Fahrwerk. Wer längere Zeit in dem Auto verbringen möchte, sollte entweder vorab die Po- und Rückenmuskulatur gestärkt oder im Bekanntenkreis einen Physiotherapeuten haben. Denn Bodenwellen, Rillen, Schlaglöcher und alle anderen denkbaren Gemeinheiten, mit denen eine Straße aufwarten kann, gibt die Sport-Limousine sofort, direkt und ungefiltert an die Insassen wieder. Da helfen auch die bestens ausgeformten Recaro-Sportsitze - gegen 2.590 Euro Aufpreis mit Lederbezug - nichts.
Ansonsten bietet der WRX STI alles, was man von einer Limousine mit 4,60 Meter Länge erwartet: 460 Liter fasst der Kofferraum, die Rücksitzbank lässt sich geteilt (60:40) umlegen, die Durchladelänge beträgt dann 1,96 Meter. 434 Kilo dürfen zugeladen werden, im Alltag völlig ausreichend. Zumal das Auto in der Regel nicht als Reiselimousine zum Einsatz kommen wird.
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Die Kurvengeschwindigkeiten, die sich mit dem Allrader mit "Symmetrical AWD" erreichen lassen, sind beeindruckend und zaubern jedem, der es gerne mal etwas sportlicher angeht, ein breites Grinsen ins Gesicht. Dazu lässt sich mit dem Mittendifferential Multi-Mode DCCD (Driver's Control Center Differential) das Antriebsmoment variabel auf Vorder- und Hinterachse verteilen. Auf Strecken mit engen Kurven - beispielsweise Landstraßen rund um den Nürburgring - kann so mehr Traktion an die Hinterachse geleitet werden. Und dank "Active Torque Vectoring", also einem aktiven Drehmomenteingriff bei kritischen Situationen, bleibt die Limousine noch besser und stabiler in der Spur. Neben diesen Features hat der WRX-Pilot drei Fahrmodi zur Wahl, bei denen die Motorkennfelder verändert werden.
So ausgerüstet, ist der Subaru WRX STI fast jeder Situation gewachsen. Doch wie bei jeder vom Aussterben bedrohten Art gibt es äußere Faktoren, die selbst den zähesten Gesellen in die Knie zwingen. In Zeiten, in denen Autos immer weniger Schadstoffe ausstoßen dürfen, ist kein Platz mehr für den Samurai aus dem Hause Subaru, der sich bei den Testfahrten rund zwölf Liter Superbenzin gegönnt hat. Auch wenn es noch so viele Fans bedauern: Der WRX STI hat das Ende seines Lebenszyklus erreicht. Hoffentlich wird Subaru bald einen würdigen Nachfolger präsentieren.
Copyright: Mike Neumann / mid
Subaru WRX STI „Sport“ | Viertürige, fünfsitzige Limousine mit Allradantrieb |
Länge/Breite/Höhe/Radstand in Millimetern | 4.595/1.795/1.475/2.650 |
Kofferraumvolumen | 460 l. |
Wendekreis | 11,2 m |
Leergewicht | 1.566 kg |
max. Zuladung | 434 kg |
Tankinhalt | 60 Liter |
Motor | Vierzylinder-Boxermotor mit Abgasturbolader |
Hubraum | 2.457 ccm, |
Leistung | 221 kW/300 PS bei 6.000/min |
max. Drehmoment | 407 Nm bei 4.000 min |
Getriebe | 6-Gang-Schaltgetriebe |
Beschleunigung 0-100 km/h | 5,2 Sek |
Höchstgeschwindigkeit | 255 km/h |
Verbrauch nach Normmessung | 11,2 l/100 km |
CO2-Emission | 259 g/km |
Kraftstoff | Super Plus |
Preis | ab 50.900 Euro |
geschrieben von MID veröffentlicht am 29.06.2018 aktualisiert am 27.06.2018
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