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Es ist bei den Motorrädern nicht viel anders als bei Pkw, wo ja seit einiger Zeit insbesondere die SUV für Marktimpulse sorgen. Die „Zweirad-SUVs“ heißen international „Sports Adventure Bikes“, im deutschen Sprachraum nennt man sie Reiseenduros. Geprägt hat das Segment die Boxer-GS von BMW; ernsthafte Wettbewerber für den weißblauen Dauerbrenner sind erst in den letzten zwei Jahren erschienen. Ducati, KTM und Triumph, aber auch Aprilia, Honda, Kawasaki, Moto Guzzi und Yamaha haben Eisen ins Feuer geschoben. Jetzt schickt Suzuki seine V-Strom 1000 ins Rennen – und zwar nicht auf dem totalen Hightech- und maximalem Hubraum- und Leistungsniveau, wie das die meisten Widersacher tun, sondern eine Stufe darunter. Freilich auch zu einem attraktiven Preis von knapp 12.000 Euro. Ein aus der Not geborener, aber dennoch sehr interessanter Ansatz.
Für sich betrachtet ist die Suzuki V-Strom 1000 ein mehr als erwachsenes Motorrad: Angetrieben wird sie von einem 1.037 Kubikzentimeter großen, wassergekühlten V2-Motor mit satten 74 kW/100 PS. Übernommen wurde das Motor-Layout vom gleichnamigen, bis 2008 angebotenen Vormodell; eine Motor-Neuentwicklung war für Suzuki nicht drin. Deshalb wurde das Triebwerk nur deutlich überarbeitet und leicht im Hubraum vergrößert. Die Maximalleistung wuchs geringfügig um 2 PS, doch die Drehmomentkurve verläuft deutlich fülliger. Angesichts des günstigen Leergewichts von 228 Kilogramm ist dennoch eine sehr gute Fahrdynamik sichergestellt. Beherrschender Fahreindruck ist die sehr leichte Zugänglichkeit des V-Strom 1000: Sie macht es ihrem Fahrer in jeder Situation leicht, reagiert fast schon intuitiv auf die Befehle des Piloten. Zügig auf Land- und Bergstraßen unterwegs zu sein, ist demzufolge kein Hexenwerk: Zielgenau lenkt die Suzuki ein, hält den einmal gewählten Kurvenradius selbst auf welligem Untergrund und schnurrt auch beim hohem (Autobahn-)Tempo ruhig vor sich hin: Weder gerät sie ins Pendeln noch stören Vibrationen. Dabei ist der Fahrer komfortabel untergebracht.
Verglichen mit den Platzhirschen aus Deutschland, [foto id=“493483″ size=“small“ position=“left“]Österreich und Italien – in dieser Reihenfolge rangieren die BMW R 1200 GS, die KTM 1190 Adventure und die Ducati Multistrada 1200 hierzulande auf der Verkaufsliste – bietet die Suzuki V-Strom von allem etwas weniger: Weniger Hubraum, weniger Spitzenleistung, etwas weniger Ausstattung, weniger technische Finessen. Auch weniger Ladevolumen im optionalen Gepäcksystem. Immerhin kann das den Oberkörper gut entlastende Windschild mit einem Handgriff in der Neigung dreifach verstellt werden, auch ist eine hydraulische Federvorspannungs-Verstellung für das Zentralfederbein genauso serienmäßig an Bord wie ein ABS samt sehr hochwertiger Dreischeiben-Bremsanlage, eine Warnblinkanlage und die Möglichkeit, die Anzeigen des üppig bestückten Bordcomputers direkt vom Lenker aus zu bedienen.
Auch eine höhere oder niedrigere Sitzbank ist erhältlich, falls der Seriensitz mit seinen 85 Zentimetern Sitzhöhe nicht recht passen sollte. Als besondere Beigabe hat sich Suzuki entschlossen, der V-Strom eine Traktionskontrolle mitzugeben: Sie ist (sogar in Fahrt) zweifach einstellbar oder auch deaktivierbar – auf glattem Untergrund, wie wir ihn dieser Tage in Südspanien in Form von Reifglätte oftmals zu spüren bekamen, zeigte das System seine Wirksamkeit. Gezeigt hat sich beim ersten 500-Kilometer-Test auch, dass der 20-Liter-Tank für etwas über 300 Kilometer Reichweite gut ist; mit 5,5 bis knapp 6 Litern Benzin kommt man durchaus zügig 100 Kilometer weit.
Es herrscht also im Grunde kein echter Mangel auf der in der Einführungsphase 11.990 Euro kostenden Suzuki V-Strom. Es ist eher so, dass in Relation zu den extrem potenten[foto id=“493484″ size=“small“ position=“right“] Mitbewerbern eigentlich nur weniger Überfluss zu verzeichnen ist. Warum 125 oder gar 150 PS wählen, wenn man schon mit 100 Pferdestärken viel zu schnell in den roten Bereich des möglichen Führerscheinverlusts kommt? Wozu sich unter drei oder gar fünf Fahrmodi für unterschiedliche Triebwerksabstimmungen entscheiden, wenn die eine vorhandene bei allen Bedingungen gut funktioniert? Allerdings werden Motorräder zumeist nicht aus Vernunft-Argumenten interessant, sondern weil gefragte Modelle einen „Habenwollen“-Reflex auslösen. Ob der bei der insgesamt gut gelungenen Suzuki V-Strom 1000 ausgeprägt genug ist, wird sich im Laufe des kommenden Jahres zeigen. Suzuki jedenfalls ist optimistisch und will in Deutschland 1.200 bis 1.500 Stück absetzen, was voraussichtlich für Rang zwei im Segment der Reiseenduros reichen könnte. Und was einen in den letzten Jahren arg gebeutelten japanischen Hersteller (und dessen arg gerupfte Händler) wieder auf eine sicherere Spur leiten würde.
Motor: | Flüssigkeitsgekühlter V2-Viertaktmotor, vier Ventile pro Zylinder, DOHC |
Hubraum: | 1.037 ccm |
Leistung: | 74 kW/100 PS bei 8.000/min |
Drehmoment: | 103 Nm bei 4.000/min |
Anti-Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe, Kette | |
Fahrwerk: | Alu-Brückenrahmen; USD-Telegabel, Ø 45 mm, Vorspannung, Zug- und Druckstufe einstellbar; Zweiarmschwinge aus Aluminium, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung; Doppelscheibenbremse vorn Ø 310 mm, radiale Vierkolben-Festsättel; Scheibenbremse hinten Ø 260 mm, Einkolben-Schwimmsattel; Zweikanal-ABS (abschaltbar) |
Reifen vorne Reifen hinten |
110/80 R 19 150/70 R 17 |
Radstand: | 1.555 mm |
Sitzhöhe: | 850 mm |
Gewicht vollgetankt: | 228 kg |
Tankinhalt: | 20 Liter |
Vmax: | über 200 km/h |
0 – 100 km/h: | ca. 3,5 s |
Praxisverbrauch: | 5,5 – 6 Liter/100 km |
Preis: | 11.990 Euro (Einführung, danach 12.290 Euro) |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 10.12.2013 aktualisiert am 10.12.2013
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