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Das 19. Jahrhundert war eine sittenstrenge Zeit und daher galt es für Frauen als unschicklich, alleine Rad zu fahren. Zumal es damals noch keine klassischen Damenräder mit tiefem Durchstieg gab. Erst mit der Erfindung des Diamantrahmens spendierte man den Damen die Möglichkeit, elegant auf den Sattel zu steigen. Als willkommene Alternative für die Ausfahrt zu zweit galt damals bereits das Tandem, das bis heute seine exotische Rolle auf dem Fahrradmarkt aber auch einen treuen Freundeskreis behalten hat.
Erfahrene Tandemfahrer geraten ins Schwärmen, wenn sie nach dem Genussfaktor einer gemeinsamen Ausfahrt gefragt werden. Zumal das Rad für zwei einen Stressfaktor bei der gemeinsamen Fahrt von vornherein beseitigt: Die Leistungsunterschiede zwischen den Partnern werden hier weitgehend aufgehoben.
Allerdings müssen sich die beiden Biker gut verstehen, denn wer hinten sitzt, sollte dem Partner am Lenker bedingungslos vertrauen. Schon deshalb empfiehlt es sich für Neulinge, zunächst einmal ein Tandem zu mieten, bevor man dann im Fachhandel zugreift. Schon die kleinste Verschiebung des Gleichgewichts etwa in Kurven kann das Gespann ins Schlingern bringen, und das Vergnügen endet dann mitunter recht unsanft auf dem Asphalt. Doch nach einer Lernphase lassen sich diese Schwierigkeiten ausgleichen, und dem Spaß an der gemeinsamen Ausfahrt steht nichts mehr im Weg.
Vor allem bei Reiseradlern stehen die Räder für zwei hoch im Kurs. Gemeinsam lassen sich so neue Routen erkunden, und während der Vordermann kräftig in die Pedalen tritt und lenkt, kann der Copilot die Landschaft genießen. Zumal der Luftwiderstand für den geschützt hinter dem Rücken sitzenden „Mittreter“ kaum eine Rolle spielt. In diesem Fall ist der Platz in der zweiten Reihe ausnahmsweise der bessere.[foto id=“368804″ size=“small“ position=“left“]
Zwar stellt die Technik Entwickler und Hersteller vor keine allzu großen Probleme, doch angesichts der eher geringen Stückzahlen und des größeren technischen Aufwands (zwei Tretlager, verstärkte Rahmen und Lager) sind Tandems zu einem Thema für Spezialisten geworden, die inzwischen allerdings wie bei den Solorädern eine Vielzahl an unterschiedlichen Typen für alle Einsatzzwecke von Sport- über Tourenrädern bis zu Mountainbikes und Falttandems anbieten. Bei den Preisen gilt eine einfache Faustformel: Die Anschaffungskosten für ein gutes Fahrrad aus dem Fachhandel mit dem Faktor 2,5 multiplizieren, was rund 1.250 Euro für ein solides Einsteigertandem ergibt. Nach oben gibt es dann keine Grenzen. So kostet ein Renntandem leicht mehr als 10.000 Euro, und wer den gemeinsamen Spaß im Gelände sucht, zahlt zwischen 5.000 und knapp 16.000 Euro.
Für Einsteiger und Zeitgenossen, die ihr Tandem nicht nur zum Vergnügen einsetzen, sind Familien- und City-Modelle gedacht, mit denen sich morgens der Nachwuchs zur Schule bringen lässt und das ebenso für Einkäufe und kurze Ausfahrten eingesetzt werden kann. Für gute Verzögerungswerte sollte man dabei Wert auf Scheibenbremsen legen, denn vor allem bei voller Beladung ist die Bremsanlage gefordert. Die Preise in dieser Kategorie liegen zwischen 1.400 Euro für ein Familienmodell und gut 2.000 Euro für das City-Tandem.
Wer mit dem Tandem auf große Fahrt gehen will, steht vor einer wichtigen Entscheidung: Entweder die gesamte Reise wird per Velo absolviert – dann reicht ein Modell mit festem Rahmen. Oder das Rad muss zum Ausgangsort der Tour transportiert werden – dann ist ein Modell angesagt, das sich mittels [foto id=“368806″ size=“small“ position=“left“]Spezialverbindungen teilen lässt und im oder auf dem Auto transportiert werden kann. Am einfachsten machen es dabei die Falttandems der kleinen deutschen Manufaktur Bernds, die zerlegt problemlos in den Kofferraum passen.
Reisetandems sind sportlicher ausgelegt und können, mit entsprechenden Laufrädern ausgerüstet, bis zu 300 Kilo Gewicht transportieren. Nicht selten sind sie mit Rennlenkern versehen, allerdings kann man die Räder auch mit einer an Trekkingbikes angelehnten Technik erwerben, sodass man sich nicht auf die ungewohnte Lenkerposition umstellen muss. Die Preisliste beginnt bei rund 4.500 Euro, wobei für zerlegbare Modelle gut 2.000 Euro mehr verlangt werden.
Wer auch beim Sport nicht auf seinen Partner verzichten will, wird zu Renn- oder Mountainbike-Tandems greifen, deren Technik weitgehend den Solorädern entspricht. Schneller und sportlicher kann man auf einem Rad zu zweit nicht unterwegs sein, aber auch bei den Preisen liegen diese Modelle mit 5.000 bis 12.000 Euro an der Spitze.
Natürlich hat der Trend zur Elektrifizierung auch die Tandem-Welt erreicht. Swiss Flyer aus der Schweiz, ein Pionier bei den E-Bikes, bietet ein Tandem mit elektrischem Rückenwind an und verlangt dafür je nach Ausstattung zwischen 4.290 und 5.290 Euro.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 19.07.2011 aktualisiert am 19.07.2011
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