Test: Adaptive Lichtsysteme leisten Detektivarbeit

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Nachtfahrer kennen das Dilemma: Aufgeblendetes Fernlicht steigert zwar die Sicht erheblich, doch Insassen entgegenkommender Fahrzeuge werden geblendet. Da gilt es, schleunigst wieder abzublenden. Bei regem Verkehr kann das ständige Wechseln die Aufmerksamkeit des Fahrers mitunter stark in Anspruch nehmen. Außerdem liegt bei Abblendlicht die Fahrbahn im Halbdunkel, was der Sicherheit nicht gerade dienlich ist. Doch die neuen adaptiven Xenon-Lichtsysteme, die beispielsweise gegen einen Aufpreis von 1 700 Euro für den VW Golf VII oder andere Volumenmodelle etwa von Ford, Opel oder Peugeot seit Mitte 2012 erhältlich sind und in Oberklassefahrzeuge schon im Jahr 2010 eingebaut wurden, übernehmen das Auf- und Abblenden vollautomatisch.

Und noch mehr: Die Licht-Automatik blendet nicht vollständig ab, sondern spart nur das entgegenkommende Fahrzeug aus, während der Straßenrand, an dem sich gegebenenfalls ein Fußgänger, Radfahrer oder Hindernis befinden könnte, weiterhin voll ausgeleuchtet bleibt. Bei unserer Testfahrt beim „Nightdrive Event 2014“ der Scheinwerfer- und Lampenhersteller-Gemeinschaft „Light Sight Safety“ (LSS) auf dem Nürburgring und den umgebenden Landstraßen wurde der Vorteil offenkundig. Wir fuhren einen mit automatisiertem Xenon-Fernlicht ausgestatteten Golf und sahen die Umgebung glasklar. Das automatische Abblenden fällt praktisch nicht auf, erst beim Wiederaufblenden macht das System merklich auf sein Wirken aufmerksam. Laut Angaben von LSS ist das System wartungsfrei und betriebssicher, jedenfalls lägen keine Rückmeldungen aus dem Markt zu Fehlfunktionen vor.

Das System verfährt etwas wie ein Detektiv. Über eine Kamera, die auf Licht reagiert, werden entgegenkommende Fahrzeuge geortet. Ist eine Lichtquelle etwa von Scheinwerfern des entgegenkommenden oder Rückleuchten des vorausfahrenden Fahrzeugs erfasst, setzt die automatische Abblendung ein. Sobald die Straße wieder frei ist, leuchten die Scheinwerfer sie wieder voll aus.

„Das blendfreie Fernlicht leuchtet 30 Meter weiter als Abblendlicht“, sagt Christoph Schiller vom Fachgebiet Lichttechnik der TU Darmstadt, die im vergangenen Jahr die adaptiven Scheinwerfersysteme wissenschaftlich untersucht hat. Bei der mit verschiedenen Praxistests mit Probanden versehenen Untersuchung sei herausgekommen, dass sich entgegenkommende Verkehrsteilnehmer praktisch nicht geblendet fühlten. Und die Fahrer mit den Lichtsystemen ausgestatteten Testwagen konnten die am Straßenrand aufgestellten Pappmännchen im partiellen Abblend-Modus noch deutlich erkennen.

Lob kommt auch von der Praktiker-Seite. Die prominente Rennfahrerin Sabine Schmitz sagt: „Ich war mit dem Licht nie zufrieden.“ Doch mit der neuen Technik könne sie sehr viel mehr sehen: „Ich bin scharf darauf, das im Rennen auszuprobieren.“ Wobei: Auf dem Nürburgring ist mit Gegenverkehr ja wohl kaum zu rechnen.

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