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Citroen
Ich ziehe meinen Hut vor Citroen, denn in Köln hat man offenbar Mumm. Denn in zwei Artikeln hatte ich mich bereits nicht unbedingt schmeichelhaft über das automatisierte Schaltgetriebe ausgelassen. Und doch schicken die Franzosen auch beim dritten Anlauf einen Citroen Grand C4 Picasso, ausgestattet mit dem viel gescholtenen elektrisch gesteuerten 6-Gang-Schaltgetriebe (EGS6). Doch im 7-Sitzer macht das Getriebe plötzlich Sinn.
Ich muss gestehen, ich habe keine Ahnung, ob Citroen bereits offiziell und aktiv beim elektronisch gesteuerten 6-Gang-Schaltgetriebe nachgebessert hat. Doch was ich im Grand Picasso erlebt habe, war bereits deutlich angenehmer als meine Zusammenstöße vorheriger Versionen. Doch der Reihe nach. Auch als langer 7-Sitzer polarisiert der Citroen C4 Picasso mit seinem Design. Außen stoßen sich viele am Aussehen der Front, denn anders als sonst findet das Auge hier nur schwer das Äquivalent zum menschlichen Gesicht, was einem – bei Mensch wie Auto – entweder sympathisch ist oder eben nicht. Ansonsten ist die Form des Grand C4 Picasso eher unspektakulär und klassisch, lediglich die Rückleuchten nehmen das Design der Front wieder auf, wenn auch deutlich weniger auffällig.
Auch im Cockpit stellt Citroen den Geschmack der geneigten Käufer auf eine harte Probe. Denn das Prinzip Doppel-LCD-Bildschirm in der Mitte des Armaturenbretts, die sowohl Infotainment als auch Armaturen beherbergen, gefällt oder eben nicht. Ich habe während meinem 2-wöchigen Testzeitraum zumindest niemanden erlebt, der keine explizite Meinung zu diesem Konzept gehabt hätte. Ich finde das ganze optisch recht ansprechend, vor allem den extrem hochauflösenden, gestochen[foto id=“506738″ size=“small“ position=“left“] scharfen 12-Zoll-HD-Panoramabildschirm, der Tacho und Drehzahlmesser beherbergt. Bei der Bedienung hat Citroen sich bzw. dem Käufer jedoch keinen Gefallen getan, dass man die Zahl der Knöpfe zugunsten von Sensortasten und Untermenüs auf dem LCD-Display reduziert hat. Während der Fahrt lenkt das einfach viel zu sehr vom Geschehen auf der Straße ab.
So weit so bekannt. Doch als Grand Picasso spielt der C4-Van erst so richtig seine Trümpfe aus. Denn während bei den meisten anderen Fahrzeugen die Sitze Nummer Sechs und Sieben nur als Not- oder Kinder-Sitze taugen, darf man den Citroen C4 Grand Picasso tatsächlich als Siebensitzer bezeichnen. Klar, weiter vorne sitzt man weiter weg vom Fahrzeugboden, daher in einer bequemeren Position. Dank enorm großer Fond-Türen, in der Länge verschiebbaren Einzelsitzen und einer zusätzlichen Einstiegshilfe, gelangt man spielend leicht auch in die dritte Reihe. Dort genießt man selbst als Erwachsener ein gewisses Maß an Sitzkomfort, zumindest solang man nicht zu groß und der Sitz vor einem nicht ganz nach hinten gestellt wurde.
Selbst bis zu sieben Erwachsene könnten also theoretisch im Citroen C4 Grand Picasso auf große Fahrt gehen. Zumindest wenn sie nur mit Sturmgepäck reisen. Denn bei voller Bestuhlung passen nur noch 170 Liter Gepäck in den Van. Werden die Extra-Sitze jedoch nicht benötigt, lassen sich diese komplett im Fahrzeugboden versenken. Auf der dabei entstehenden ebenen Ladefläche finden dann bereits 645 Liter Zuladung platz. Klappt man zusätzlich noch die Sitze der zweiten Reihe um, schluckt der Citroen C4 Grand Picasso ganze 1.843 Liter. Hinzu kommen unzählige clevere Ausstattungsmerkmale,[foto id=“506740″ size=“small“ position=“right“] wie Klapptische in der zweiten Sitzereihe, eigene Luftausströmer für Reihe Zwei und Drei, unzählige großzügig bemessene Staufächer, sowie ein zusätzlicher Rückspiegel, der genau so eingestellt werden kann, dass man die Fondinsassen voll im Blick hat.
Was die Fahreigenschaften betrifft, war ich nach meinen letzten Begegnungen mit dem C4 Picasso natürlich skeptisch, ruckelte sich das automatisierte 6-Gang-Getriebe bei jedem Gangwechsel einen ab. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es nur ein Gefühl war, oder ob Citroen nachgebessert hat. Doch was ich beim kleinen Picasso noch als No-Go empfunden hatte, fiel mir beim Citroen C4 Grand Picasso kaum noch auf. Lediglich kurzfristige Überholmanöver oder ähnliches sind mit dem EGS6 einfach nicht drin. Doch mittlerweile habe ich mich über die Technik informiert, die hinter den wenig geschmeidigen Schaltvorgängen steckt. Denn beim automatisierten Schaltgetriebe handelt es sich nicht um eine „normale“ Automatik, auch wenn sie für den Fahrer so aussieht. Denn das automatisierte Schaltgetriebe funktioniert genau wie eine Handschaltung – also mit nur einer Kupplung – nur das die Gangwechsel automatisiert von einem Computer übernommen werden. Der Nachteil sind die kurzen Gedenkpausen beim Gangwechsel. Vorteile sind ein geringe(re)s Gewicht, weniger Reibungsverluste und dadurch – theoretisch – ein extrem geringer Verbrauch.
Der Citroen C4 Grand Picasso mit elektrisch gesteuertem 6-Gang-Schaltgetriebe ist also all denen zu empfehlen, die es eher ruhiger angehen lassen und dabei vor allem auf niedrige Spritkosten bedacht sind. Denn lässt man sich auf das Prinzip ein, und sieht über die kurzen Pausen beim Gangwechsel hinweg, [foto id=“506741″ size=“small“ position=“left“]belohnt einen der Wagen in der Tat mit einem überraschend niedrigen Verbrauch. Denn obwohl der verbaute HDi 115 Turbodiesel mit 115 PS und 270 Nm beileibe kein Kraftprotz ist, der beim C4 Grand Picaso immerhin 1,5-Tonnen Leergewicht bewegen muss, reichen dem Franzosen weniger als 5 Liter auf 100 km (Normzyklus: 4,0 l/100km). Das erreicht man allerdings nur, wenn man sich wirklich auf das Prinzip EGS einlässt und – so zumindest mein Eindruck – den Wagen nicht schneller als 100 km/h bewegt. Denn während ich gemütlich mit Tempomat bei 120 km/h so vor mich hin schnurre, kann ich dem Bordcomputer dabei zusehen, wie er innerhalb kürzester Zeit den Verbrauch nach oben korrigiert und aus 4,8 Litern 6,8 Liter werden.
Der Sinn hinter der Kombination aus automatisiertem Schaltgetriebe und sparsamem Diesel ist zwar klar, anfreunden kann ich mich damit jedoch immer noch nicht. Die Kombination ermöglicht in der Theorie kaum zu unterbietende Verbrauchswerte. In der Praxis nervt mich jedoch das stetige innehalten bei jedem Gangwechsel. Vor allem wenn plötzlich Leistung gefordert wird – zum Überholen, oder beim noch schnell über die gelbe Ampel huschen – scheint sich diese Pause jedoch endlos auszudehnen, bis entweder wieder Gegenverkehr kommt oder die Ampel bereits auf rot geschaltet hat. [foto id=“506742″ size=“small“ position=“right“]
Doch abgesehen davon zeigen die Franzosen mal wieder, dass sie Familien-Vans einfach drauf haben. Denn in den Grand C4 Picasso passt wirklich alles rein. Dank gigantischer Panorama-Frontscheibe – die sich optional ja noch durch ein Panorama-Glasdach erweitern lässt – kommt im Familien-Van fast schon Freiluft-Atmosphäre auf. Tische im Fond bieten Ablagemöglichkeiten für Bücher oder Spielkonsolen, auf zwei weiteren Sitzen können auch Freunde noch mit zum Fußballtraining gefahren werden. Und auch Fahrer und Beifahrer kommen im Citroen nicht zu kurz. Denn auf Wunsch lassen sich deren Sitze durch Massage-Funktionen aufwerten, der Beifahrersitz kann sogar mit einer ausfahrbaren Fußbank ausgestattet werden. Doch aufgrund seiner Besonderheiten in Design, Handhabung und Fahrgefühl scheint mir eine ausführliche Probefahrt in keinem Auto wichtiger als im Citroen Grand C4 Picasso. Denn entweder verfällt man dem Charme des Franzosen sofort, oder niemals.
Exterieur-Design | 1,9 |
Interieur-Design | 2,1 |
Multimedia | 2,3 |
Navigation | 2,3 |
Fahrbetrieb | 2,3 |
Verbrauch | 1,9 |
Kosten pro Jahr* | |
Anschaffungspreis Testfahrzeug | 33.640,00 Euro |
Kraftstoffkosten** | 1.279,80 Euro |
Steuern | 152,00 Euro |
Wertverlust | 5.046,00 Euro |
Gesamtkosten pro Jahr |
6.477,80 Euro |
Testergebnis/Gesamtprädikat: |
2,1 |
*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.) |
fünf- bis siebensitziger Kompaktvan | |
Länge/Breite/Höhe (m): | 4,60/2,12*/1,64 |
Motor: |
Reihen-Vierzylinder-Turbodiesel
|
Hubraum: | 1.6-Liter |
Leistung: | 85 kw/116 PS bei 3.600 Umdrehungen pro Minute |
max. Drehmoment: | 270 Newtonmeter von bei 1.750 Umdrehungen pro Minute |
Höchstgeschwindigkeit: | 189 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: |
14,4 s
|
Test-Verbrauch: | 5,4 l/100 km |
Verbrauch Hersteller: | 4,0 l/100 km |
CO2-Ausstoß Hersteller: | 104 – 105 g/km |
Schadstoffklasse: | Euro 5 |
Energieeffizienzklasse: | A+ |
Ausstattung (Serie, Auswahl): |
Radio Bituner, Navigationssystem inkl. 2. USB-Anschluss, 12 Zoll HD Panoramabildschirm, 16-Zoll Leichtmetallfelgen, City Camera-Paket, Klimaanlage mit vollautomatischer Regelung, Einzelsitze in der 2. Reihe manuell in Neigung verstellbar, Tabletts an den Rückenlehnen der Vordersitze, Keyless-System (schlüsselloses Startsystem), Lichtsensor, Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) mit Antriebsschlupfregelung Intelligent Traction Control ABS mit elektronischem Bremskraftverteiler, Geschwindigkeitsregler und -begrenzer, 6 Airbags, elektrische Fensterheber vorne und hinten mit Einklemmschutz |
Gewichte/Zuladung | |
Leergewicht: | 1.540 kg |
zul. Gesamtgewicht: | 2.110 kg |
Dachlast maximal: | 70 kg |
Maximale Anhängelast gebremst: | 1.540 kg |
Kofferraumvolumen: | 170 – 1.843 l |
Preise | |
Basis: | ab 20.990 Euro |
Testwagen: | 33.640 Euro |
*Breite inkl. Spiegel |
geschrieben von Holger Zehden/auto.de veröffentlicht am 17.04.2014 aktualisiert am 17.04.2014
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