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Dacia
Holger Zehden – Dacia hat seine Nische am deutschen Automarkt gefunden, präsentiert sich erfolgreich als Anti-Statussymbol ohne viel Schnickschnack, dafür mit jeder Menge Nutzwert zu einem unschlagbaren Preis. Zur soliden Renault-Technik gesellt sich in den neuesten Generationen der Dacia-Modelle auch eine recht ansehnliche Optik. So orientiert sich der Dacia Logan MCV nach dem Modellwechsel auch weg vom billigen Renault-Kangoo-Verschnitt und hin zur kompakten Golf-Variant-Alternative. Ob ihm das gelingt?
Zu Beginn ein kleines Experiment zur Optik des neuen Dacia Logan MCV. Halten Sie doch mal mit dem Finger das Dacia-Emblem im Foto hier drüben zu. An was erinnert Sie die Front des rumänischen Kombis dann? Was mich angeht, erkenne ich da klare Anleihen einer erfolgreichen, deutschen Marke, die mit V anfängt und mit W aufhört. Eigentlich nur konsequent, ist der Logan MCV mit einem Startpreis von gerade mal 7.990 Euro (8.990 Euro mit annehmbarer Ausstattung) der einzig verbliebene Wagen, den sich das ganze Volk leisten kann. In Anbetracht dessen, kann sich der Logan MCV wirklich sehen lassen. Zwar wird er niemandem den Kopf verdrehen, aber die neue Form macht aus dem Logan gleich viel mehr Pkw, während der Vorgänger noch stark nach Nutzfahrzeug aussah.
Auch das Cockpit des Logan ist eindeutig auf dem Stand aktueller Pkw. Wobei man dem Logan das Niedrigst-Preissegment immer stärker ansieht, je mehr man ins Detail geht. Die Augen nach vorne gerichtet, macht der Logan – wie so ziemlich alle aktuellen Dacia-Modelle – einen ordentlichen Eindruck. Klar dominiert hier harter Kunststoff, doch die Verarbeitung ist gut, das Design klassisch, unaufgeregt. Während mir persönlich das Standard-Renault-Lenkrad auch im Dacia [foto id=“492506″ size=“small“ position=“left“]einfach zu klobig ist, finde ich stets Gefallen am von LG zugekauften Navi/Radio-System. Was Bedienlogik und Touchscreen-Reaktionszeiten angeht, können sich hier viele Autohersteller eine Scheibe abschneiden. Die Ausstattung des Systems beschränkt sich jedoch auf das wesentlichste: Radio und Navi. Das muss reichen.
Zusätzlich umfasst die Komfortausstattung meines Testwagens eine manuelle Klimaanlage, elektrische Fensterheber vorn sowie einen Tempomat. Viel mehr braucht man eigentlich nicht und viel mehr gibt es daher bei Dacia auch nicht. Eine Mittelarmlehne wäre theoretisch noch zu nennen, doch wie diese im Logan umgesetzt wurde, handelt es sich hier eher um eine Unkomfort-Ausstattung. Zum einen ist diese entweder zu kurz geraten oder zu weit hinten montiert um den Arm wirklich entspannt abzulegen. Zum anderen ist beim Hochklappen der Armablage etwas Vorsicht geboten. Denn bei Dacia hat man sich hier jegliche Verkleidung des Klapp-Mechanismus gespart, man blickt und fasst auf blankes, teilweise scharfkantiges Metall. Auch wenn ich jetzt schon einige Nörgler höre, dass man doch eigentlich nie ans[foto id=“492507″ size=“small“ position=“right“] Scharniere der Armlehne fassen würde, darf es so etwas in einem modernen Auto nicht mehr geben. Ich rede natürlich von den scharfen Kanten. Der Verzicht auf eine Verkleidung des Mechanismus liegt ganz klar am Preis und geht für mich daher in Ordnung.
Zweiter Kritikpunkt: Die Sitze. Die sind beim neuen Dacia Logan MCV durchaus als bequem zu bezeichnen, lediglich etwas weich mit wenig Seitenhalt. Doch genau das vermittelt mir nicht den Eindruck – und hier lasse ich mich gerne von Langzeit-Erfahrenen Dacia-Piloten vom Gegenteil überzeugen – dass die Schaumstoffpolster auch nach 100.000 km noch den gleichen Sitzkomfort bieten und nicht völlig durchgesessen sind.
Dritter und letzter Stein, an dem ich mich beim Logan-Interieur gestoßen habe, ist der doppelte Kofferraumboden. Denn auch hier musste Dacia offensichtlich Geld sparen, weshalb eine dünne Kunststoff-Platte mit noch dünnerem Schaumstoff und einer Schicht Filz beklebt wurde. Das ganze wird von einer (!) Metallöse an Ort und Stelle gehalten. Wirklich robust und langlebig ist das nicht. Doch damit hört meine Innenraum-Kritik auch schon auf. Der oft bemängelte „geschrumpfte“ Kofferraum stört mich nicht die Bohne. Zwar ist der nach den nackten Zahlen von 700 bis 2350 Liter auf „nur noch“ 573 – 1518 Liter geschrumpft, trotzdem liegt der Dacia Logan MCV damit nur knapp hinter dem Golf[foto id=“492508″ size=“small“ position=“left“] VII Variant und ziemlich gleich auf mit dessen Vorgänger. Und da hat sich damals auch niemand über das mangelnde Raumangebot beschwert. Ich empfinde das Gepäckabteil des neuen Dacia Logan MCV groß genug und nehme das Schrumpfen gerne in Kauf, wenn mein Auto dadurch auch nach Pkw aussieht und nicht wie ein umgerüsteter Kastenwagen.
Wirklich interessant wird ist aber doch vor allem, wie sich der günstigste Kombi am Markt nun fährt. In dem getesteten Exemplar schlummert der aus dem Renault Clio bekannte 0.9-Liter kleine Dreizylinder-Benziner mit 90 PS. Hier zeigt sich ein großer Vorteil der spartanischen Ausstattung des Dacia Logan MCV: denn der kleine Motor kommt mit dem Dacia Logan MCV genauso gut zurecht wie mit dem deutlich kleineren Renault Clio Grandtour. Ein Blick aufs Datenblatt zeigt warum: denn der größere Dacia Logan MCV bringt gerade mal 35 kg mehr auf die Waage. Dementsprechend geht der Rumäne sogar recht dynamisch an den Start, sprintet auch ohne Weiteres mal schnell noch über eine gelbe Ampel. Der Verbrauch bleibt mit[foto id=“492510″ size=“small“ position=“right“] durchschnittlich 5,7 l/100 km dabei durchaus im Rahmen. Hat man es nicht zu eilig, stellen auch Landstraße und Autobahn den Logan nicht vor unlösbare Aufgaben. Jedoch merkt man ab 100 km/h deutlich, wo beim Logan noch gespart wurde: an der Geräuschdämmung. Über Landstraßentempo geht die Reise nämlich mächtig auf die Ohren. Dabei sind die indirekte Lenkung und die weichen Stoßdämpfer eher auf Komfort getrimmt. So schluckt der Logan kleine Schlaglöcher mühelos, in der Kurve folgt der Kombi jedoch spürbar den Fliehkräften. Angst muss hier jedoch keiner haben. Der Dacia Logan MCV bleibt immer stabil in der Spur und hat in Deutschland zudem ESP serienmäßig.
Generell hege ich höchsten Respekt vor Marken wie Dacia, die darum bemüht sind, aus so wenig wie nötig so viel Auto wie möglich zu zaubern. Das gelingt den Rumänen auch immer besser, und gerade darum erhält der Logan bei mir deutliche Abzüge in der B-Note. Denn ich konnte – mehr zufällig – während der Logan MCV zum Test bei mir in der Redaktion war, ebenfalls den neuen Dacia Sandero zu einer kurzen Testrunde ausführen. Der liefert ein ähnliches Bild, jedoch ohne die Schwächen bei Kofferraum und Verarbeitung (Stichwort: Mittelarmlehne). Wer also „nur“ auf der Suche nach einem günstigen Auto ist, dem lege ich an dieser Stelle eher den Dacia Sandero ans Herz, bei dem – zumindest nach meinem Empfinden – Geräuschdämmung und Anmutung des Innenraums besser ausfallen als beim Logan. [foto id=“492511″ size=“small“ position=“left“]
Wer jedoch auf die Größe eines Kombis angewiesen ist, kann auch beim Logan MCV nicht so viel falsch machen. Ich würde lediglich auf die Mittelarmlehne verzichten und sehr pfleglich mit dem Kofferraumboden umgehen. Denn für 8.990 Euro stellt Dacia einen Kombi hin, der wirklich alles hat, was man im Alltag braucht. Auch beim Verbrauch des 90 PS starken 3-Zylinders kann man nicht meckern. Das Platzangebot für Passagiere und Gepäck liegen voll im Soll der Kompaktklasse. Und wie meinte doch ein Kollege im Gespräch über den Logan zu mir: Objektiv finde ich kein Argument, was gegen den Kauf eines Dacia Logan MCV spricht. Zumindest wenn es darum geht, dass ich ein reines Fortbewegungsmittel brauche.
Exterieur-Design | 2,2 |
Interieur-Design | 2,0 |
Multimedia | 1,9 |
Navigation | 1,9 |
Fahrbetrieb | 2,3 |
Verbrauch | 1,7 |
Kosten pro Jahr* | |
Anschaffungspreis Testfahrzeug | 12.690,00 Euro |
Kraftstoffkosten** | 1.410,75 Euro |
Steuern | 30,00 Euro |
Wertverlust | 1.903,50 Euro |
Gesamtkosten pro Jahr: |
3.344,25 Euro |
Testergebnis/Gesamtprädikat: |
2,0 |
*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.) |
Fünfsitziger, fünftüriger Kombi der Kompaktklasse | |
Länge/Breite/Höhe (m): | 4,49/1,73/1,55 |
Radstand (m): | 2,63 |
Motor: |
Dreizylinder-Turbobenziner
|
Hubraum: | 898 ccm |
Leistung: | 66 kW/90 PS bei 5.250 Umdrehungen pro Minute |
max. Drehmoment: | 135 Newtonmeter bei 2.500 Umdrehungen pro Minute |
Höchstgeschwindigkeit: | 175 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: |
11,1 s
|
Test-Verbrauch: | 5,7 l/100 km |
Verbrauch Hersteller: | 5,0 l/100 km |
CO2-Ausstoß Hersteller: | 116 g/km |
Schadstoffklasse: | Euro 5 |
Energieeffizienzklasse: | C |
Ausstattung (Serie): |
15-Zoll-Stahlfelgen mit Radzierblende, Außenspiegel, manuell von innen einstellbar, Antiblockiersystem und Bremsassistent, elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) mit Antriebsschlupfregelung (ASR), Tagfahrlicht, Front- und Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer, Isofix-Kindersitzbefestigung, Mobiler Aschenbecher und Zigarettenanzünder |
Gewichte/Zuladung | |
Leergewicht: | 1.113 |
zul. Gesamtgewicht: | 1.620 kg |
Kofferraumvolumen: | 573 – 1.518 l |
Preise | ab 7.990 Euro |
Testwagen: | 12.690 Euro |
geschrieben von Holger Zehden/auto.de veröffentlicht am 09.12.2013 aktualisiert am 09.12.2013
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Wenn man davon ausgeht, dass man spätestens nach dem zweiten TÜV-Termin den Wagen wegschmeissen muss, geht die Rechnung jedoch nicht mehr auf. Der niedrige Anschaffungspreis macht sich auf lange Sicht dann doch bemerkbar.
"Wer jedoch auf die Größe eines Kombis angewiesen ist, kann auch beim Sandero nicht so viel falsch machen." Aha, der neue Sandero-Kombi? Wo finde ich denn den Test vom neuen Sandero-Kombi.
Comments are closed.
Leser
November 24, 2014 um 10:38 pm UhrDer entscheidende Unterschied zum alten Logan MCV sind die 7 Sitzplätze. PKW-Kombi schön und gut, was macht man aber mit 4 Kindern, wenn man nicht Berlingo oder gebrauchten VW-Bus fahren will?
Übrigens: nach 200.000 km sind die Sitze in meinem alten MCV noch einwandfrei in Ordnung, kein bisschen durchgesessen, halten wohl noch weitere 100.000, was von Kupplung/Getriebe wohl eher nicht zu erwarten ist.