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Nein, Liebe auf den ersten Blick ist es nicht. Wer die erst dieses Jahr erschienene Monster 1200 mit ihren vielen feinen Details noch vor Augen hat, erkennt schnell, dass die Monster 821 unter einem gewissen Spardiktat entstanden ist. Unter anderem sind die schöne Einarmschwinge und die Verstellmöglichkeiten der USD-Gabel auf der Strecke geblieben. Freilich ist das verständlich, denn die Monster 821 soll trotz ihres aufwendigen Testastretta-Motors nicht viel mehr als 10.000 Euro kosten, während die Zwölfhunderter fast 3.000 Euro höher liegt. Hat man die Achteinundzwanzig dann mal einen guten halben Tag lang im Appenin durch die Kurven und über die Hügel gescheucht, glänzen Fahrers Augen, denn er hat eine neue Liebe entdeckt: Die Monster 821 ist ein wunderbar zu fahrendes Motorrad geworden, bei dem man keineswegs ständig an die große Schwester denkt.
Zu verdanken ist dies primär dem bestens im Futter stehenden Zweizylindermotor. 112 PS nennt das Datenblatt, und dazu ein beträchtliches Drehmoment von rund 90 Newtonmetern. Die Drehmomentkurve ist trotz des sportlichen Motor-Layouts keineswegs besonders spitz, so dass schon bei mittleren Drehzahlen praktisch immer mehr als nur ausreichend viel Kraft zur Verfügung steht. Zudem flitzt das Triebwerk bei Bedarf durchs Drehzahlband bis nahe 10.000 Touren, dass es eine reine Freude ist. Über 5,5 Liter Landstraßenverbrauch bei durchaus zügiger Fahrt wird sich kaum jemand beschweren.[foto id=“517490″ size=“small“ position=“right“]
Das Motor-Management der neuen Monster ist natürlich up-to-date. Da die Voll-Elektronisierung der Monster 821 auch die Einbeziehung von ABS und Traktionskontrolle möglich macht, sind aus den drei Motor-Mappings drei differierende Fahrprogramme geworden. Sie heißen Urban, Touring und Sport und unterscheiden sich nicht alleine im mehr oder weniger direkten Ansprechverhalten des Motors auf Gasgriff-Bewegungen, sondern auch durch die Eingriffsschwellen von ABS und Traktionskontrolle; im Fall des Urban-Modus wird zudem die Maximalleistung auf 75 PS begrenzt.
Natürlich ist auch diese Technologie der Monster 821 von der 1200er abgeleitet worden. Zudem ist der Gitterrohrrahmen genauso identisch wie beispielsweise der Scheinwerfer, der am Rand eine hübsche LED-Kette aufweist. Auch der wunderbare Schwung der Krümmeranlage auf der rechten Fahrzeugseite und die gegossenen Sozius-Fußrastenausleger finden sich an beiden Fahrzeugen gleichermaßen. Womit wir schon beim ersten Kritikpunkt sind: Auch bei der 821 lässt sich der rechte Fahrer-Stiefel nicht „sportlich“, nämlich mit dem Ballen, auf der Raste platzieren, weil [foto id=“517491″ size=“small“ position=“left“]der dafür nötige Raum nach hinten fehlt. Ständig eckt man mit der Ferse am Auspufftopf an – ein Rätsel, warum Ducati hier nicht endlich Abhilfe schafft!
Der erwähnte Auspufftopf ist aber nicht nur aus dem eben genannten Grund für den Fahrer allgegenwärtig, sondern auch deshalb, weil den Ducati-Technikern bei der Monster 821 ein wirklich genialer Sound gelungen ist. Kann man das Auspuffgeräusch im Leerlauf noch als sonores Brabbeln bezeichnen, geht es schon in langsamer Fahrt in ein Ballern über, das sich mit steigender Drehzahl kontinuierlich steigert. Verantwortlich dafür sind die italienischen Homologationskünste in Verbindung mit einer elektronisch gesteuerten Auspuffklappe. Die Floskel vom „Herumballern“ erhält im Zusammenhang mit der Monster 821 eine bislang unbekannte Bedeutung.
Nicht nur akustisch, auch fahrdynamisch. Denn das gut abgestimmte Fahrwerk ist straff und direkt genug für sportives Angasen und zugleich komfortabel genug, um nicht gleich die Bandscheiben k.o. gehen zu lassen. Genauso messerscharf wie das Fahrwerk – der Radstand ist merkbar kürzer als bei der 1200er Monster – tut die feine Dreischeiben-Bremsanlage ihren Dienst, die zudem über ein unterschiedlich einstellbares, sehr hochwertiges Bosch-ABS verfügt. Kehrseite der sehr aktiven Fahrwerksabstimmung ist, dass das Fahrwerk nervös auf feine Unebenheiten des Straßenbelags reagiert; zudem verzeichneten wir eine leichte Aufstellneigung beim Bremsen in Kurven. Das ist nicht kritisch, aber anfangs doch irritierend.[foto id=“517492″ size=“small“ position=“right“]
Abstriche machen muss der 821er Fahrer gegenüber dem Kollegen auf der 1200er bei Display im Cockpit: Es ist monochrom statt farbig und weist nur eine Oberfläche auf. Das ist nicht wirklich schlimm, denn die Ablesbarkeit ist in Ordnung. Schade nur, dass Ducati auch bei der 821 keine Ganganzeige liefert. Dass zudem eine automatische Blinkerrückstellung nützlich wäre, sei nur am Rande vermerkt.
Dass man das gebotene Fahrvergnügen im Sitz der 821 weitaus länger genießen kann als bei den luftgekühlten Modellen, gehört zu den wesentlichen Pluspunkten: Der Tank ist nämlich von 13,5 auf 17,5 Liter Volumen gewachsen, so dass jetzt fast 300 Kilometer Reichweite möglich erscheinen. Erheblich aufgewertet wurde der jetzt in zwei Höhen verstellbare Sitz: Er ist jetzt sowohl im Fahrer- wie im Soziusbereich besser gepolstert. Mit 0,81 bzw. 0,785 m Sitzhöhe kommen „Normalos“ leicht auf den Boden.
Wer auf mattschwarz steht, [foto id=“517493″ size=“small“ position=“left“]kann die Monster 821 ab Juli schon für 10.490 Euro kaufen; die in rot und mattweiß mit roten Rädern erhältliche Standardversion ist 200 Euro teurer; bei ihr ist die Soziussitz-Abdeckung im Preis enthalten. Die Monster 821 ist ein schön anzuschauendes Mittelklasse-Nakedbike geworden und hat den Ruch des „Einsteigerbikes“ vollkommen abgelegt. Weil es sie auch als 48 PS-Version, gibt, ist sie auch für A2-Fahrer interessant. So muss sie sich vor keinem Konkurrenten verstecken. Aber dafür braucht’s den zweiten Blick.
Motor: | Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Motor in L-Form, vier Ventile pro Zylinder, DOHC |
Hubraum: | 821 ccm |
Leistung: | 82,4 kW/112 PS bei 9.250/min |
max. Drehmoment: | 89,4 Nm bei 7.750/min |
Anti-Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe, Kette | |
Fahrwerk: | Stahl-Gitterrohrrahmen; USD-Telegabel, Ø 43 mm; Zweiarmschwinge aus Aluminiumguss, Sachs-Zentralfederbein, voll einstellbar; Doppelscheibenbremse vorn Ø 320 mm, radiale Vierkolben-Monobloc-Festsättel; Scheibenbremse hinten Ø 245 mm, Zweikolben-Schwimmsattel; Zweikanal-ABS Bosch 9M Plus; Reifen vorne 120/70 ZR 17, Reifen hinten 180/60 ZR 17 |
Maße und Gewichte | |
Radstand: | 1,48 m |
Sitzhöhe: | 785/810 mm |
Gewicht fahrfertig: | 205,5 kg |
Tankinhalt: | 17,5 Liter |
Fahrwerte | |
vMax: | über 200 km/h |
0 – 100 km/h: | ca. 4 Sek. |
Praxisverbrauch: | ca. 5,5 Liter/100 km |
Preis: | 10.490 Euro (Version „Dark“), 10.690 Euro (Standard-Version), jeweils plus 305 Euro Liefernebenkosten |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 30.06.2014 aktualisiert am 30.06.2014
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