Ford

Test: Ford Ranger – Rheinischer Cowboy

Groß, breit, schwer und unhandlich, so stellt man sich Pick-Up-Fahrzeuge vor. Die Nutzfahrzeuge mit der großen Ladefläche passen deshalb eher in die Prärie nach Texas oder auf eine Farm in Südamerika als auf die engen Straßen Europas. Doch beim Entern der Fahrzeugkabine des Ford Ranger wird man schnell eines Besseren belehrt. Gut, der Ranger misst zwischen 5,27 und 5,35 Meter Länge und ist damit ein gutes Stück länger als die Mercedes S-Klasse (5,10 bis 5,23 Meter). Doch dafür bietet der unter anderem in Südafrika gebaut Ranger auch eine Menge – auch so etwas wie Komfort.

Denn die noch recht neue Version setzt auf hohe Verarbeitungsqualität, etwas Luxus und eine moderne Kabine, was auch für den Alltag interessiert sein kann. Außerdem rückt das bullige und maskuline Design den Ranger näher an den großen US-Bruder F-150, Ur-Meter der Pick-Ups und seit Jahren das meistverkaufte Fahrzeug in den USA. Allerdings lassen die [foto id=“453619″ size=“small“ position=“left“]saubere Verarbeitung der robusten Materialien und die umfangreiche Ausstattung auf den ersten Metern nicht vermuten, dass man hier in einem Light-Truck sitzt.

Mit an Bord sind unter anderem sieben Airbags, CD-Radio, elektrisch einstellbare Außenspiegel, Berganfahrassistent, ESP, höhenverstellbarer Fahrersitz, schlüsselloses Zugangssystem und eine Anhänger-Stabilisierung. Die besonders vornehme aber optisch nicht besonders zurückhaltende Version „Wildtrak“ hat unter anderem Klimaanlage, Navi, Rückfahrkamera, 18-Zoll-Räder und jede Menge Chrom an Bord, der allen Jungs gefallen wird, die auch früher auf Colt Seavers und seinen GMC Sierra standen. Optional gibt es eine Standheizung (1.785 Euro), einen abschließbaren Laderaumrollo (1.904 Euro) und die obligatorische Anhängevorrichtung (774 Euro). [foto id=“453620″ size=“small“ position=“right“]

Dem Ranger ist keine Arbeit zu schade und er kann anpacken. Der zuschaltbare Allrad und die Bodenfreiheit von 23,2 Zentimeter laden zu Schlamm- und Flussdurchfahrten ein. Das Allradsystem ist für jede Schneepiste ideal und kommt selbst dann noch durch, wenn die SUV der Bling-Bling-Fraktion längst ihre Fühler gestreckt haben. Mit einer Wattiefe von 80 Zentimeter muss der Pick-Up sich jedenfalls auch vor keinem richtigen Geländewagen verstecken. Selbst vor Steigungen von 100 Prozent bekommt der Ranger keine weichen Federn und beißt sich Meter für Meter hoch. Damit ist die Bestimmung des Fahrzeugs klar: Er gehört auf die Baustelle oder in die Landwirtschaft, weniger in die engen Straßen einer Großstadt. Mit einer 1,56 Meter langen Ladefläche reicht die Doppelkabiner-Version auch noch zum ausgedehnten Baumarkt-Einkauf. Damit will Ford gegen die starken Konkurrenten wie Nissan Navara, Toyota Hilux, Mitsubishi L200 und VW Amarok punkten.

Doch auch im Großstadtdschungel ist der Ford nicht gänzlich fehl am Platz. Klar, er fällt schon durch seine Maße auf, aber der Abrollkomfort im unbeladenen Zustand ist trotz der hinteren Blattfedern gut, nur bei kurzen Wellen schaukelt das Heck kurz auf. Mit einem festen Griff am Lenkrad kommt aber keine gefährliche Unruhe auf. Im Gegenteil, bei Regen, Wind und [foto id=“453621″ size=“small“ position=“left“]Schneematsch fühlt man sich im Ranger ausgesprochen sicher, thront dabei über dem Verkehr und erfreut sich an einer großen Portion Reserve bei allen Widrigkeiten.

Ford bietet für den Nutz-Esel drei Motorvarianten an, alles Diesel zwischen 2,2-Liter und 92 kW/125 PS und 3,2-Liter mit 147 kW/200 PS. Der große Fünfzylinder des Testwagens begeistert zwar mit einem satten Drehmoment von 470 Newtonmeter zwischen 1.500 und 2.500 Umdrehungen, sein Lärmpegel ist aber bergbauähnlich hoch, das schnaubende Standgasverhalten erinnert eher an einen Schiffsdiesel als an einen Automotor und auch die unharmonisch schaltende Automatik ist sehr gewöhnungsbedürftig. Mit einem Tankvolumen von 80 Litern bleibt der Aktionsradius trotz einem EU-Durchschnittsverbrauch von 10 Litern ausreichend groß. Allerdings gehen in der Praxis eher 12 Liter des 2,2 Tonnen schweren Ungetüms durch die Einspritzdüsen. Das hat seinen Preis, ebenso wie die Anschaffungskosten: Der Ranger Wildtrak kostet mindestens 40.865 Euro und ist damit für die Baustelle eigentlich zu schade. Schade eigentlich.

Datenblatt: Ford Ranger

Viertüriger Pick-Up
Länge: 5,35 m
Breite: 1.85 Meter
Höhe: 1,70-1,82 Meter
Radstand: 3,22 Meter
Leergewicht: 2.191  Kilogramm
Zuladung: 1.009 Kilogramm
Anhängelast: 1.600 bis 3.350 Kilogramm

Motorisierung

3,2-Liter-Diesel, 147 kW/200 PS, Sechsgang-Automatik, Allradantrieb
max. Drehmoment: 470 Nm
Vmax: 175 km/h
Durchschnittsverbrauch: 10,4 Liter
CO2-Ausstoß: 274 g/km
Testverbrauch: 12,1 Liter
Preis: ab 40.865 Euro
Testwagenpreis: 45.923 Euro

Kurzcharakteristik

Passt zu: Old McDonald und seiner Farm, Offroad-Enthusiasten mit Cowboy-Hut, Handwerkern mit Hang zum Robusten
Sieht gut aus: in Matsch und Schlamm mit Baumaschinen auf der Pritsche
Alternative zu: Toyota Hilux, Mitsubishi L200, VW Amarok

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