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Test: Honda Civic Tourer 1.6 i-DTEC – Futurist mit Rucksack

Wer bei einem kompakten Kombi Wert auf ein möglichst geräumiges Gepäckabteil legt, muss den Honda Civic Tourer wählen. 1.668 Liter Maximalvolumen sind in dieser Klasse konkurrenzlos. Und auch sonst leistet sich der gerade nach jahrelanger Pause wieder aufgelegte Ableger der bekannten Limousine wenig Schwächen. Einige finden sich aber doch.

Zum einen ist da die optische Extravaganz. Bei Sportwagen mag diese ein Kaufgrund sein, bei einem Kompaktkombi – so sportlich er auch positioniert werden soll – ist sie eher ein Hindernis. Schon die Schräghecklimousine polarisiert mit ihrem futuristischen Keil-Design und der geteilten Heckscheibe, setzt es aber zumindest überzeugend in einen runden Gesamtauftritt um. [foto id=“516750″ size=“small“ position=“right“]Das hinter der C-Säule angeflanschte Gepäckabteil beim Kombi wirkt jedoch ein wenig wie ein Fremdkörper; auch weil der Radstand nicht gewachsen ist und die 24 Zentimeter Längendifferenz zum Fünftürer einfach hinten überragen.

Auch wenn man den Mut der Honda-Gestalter bewundert: Das Design kann man letztlich nur mögen oder eben nicht. Eine neutral-indifferente Position wie sie etwa ein VW Golf Variant erwecken könnte, ist angesichts der Civic-Extravaganz kaum möglich. Wem das Auto nicht gefällt, dem gefällt es überhaupt nicht – vor allem, weil es auch im Innenraum im gleichen Stil weiter geht: Ein Zahlen-statt-Zeiger-Tacho, ein zerklüftetes Cockpit und die retrohafte Grafik der insgesamt etwas rätselhaft zu bedienenden Infotainment-Systeme dürften den typischen Golf-Astra-Focus-Fahrer irritieren. Wer die ungewöhnliche Gestaltung mag, wird aber von dem unter all dem künstlerischen Eigensinn verborgenen Auto durchaus dafür belohnt.

Allein der Motor könnte schon ein Kaufgrund sein. Der 88 kW/120 PS starke 1,6-Liter-Diesel ersetzt seit einigen Monaten den zuvor angebotenen 2,2-Liter-Selbstzünder mit 110 kW/150 PS und passt als Standard-Antrieb deutlich besser zum Civic als der etwas überdimensionierte Vorgänger. Der Vierzylinder liefert ausreichend Kraft für alle Alltagsaufgaben, tut das durchaus kultiviert, aber vor allem sparsam. 3,6 Liter gibt der Hersteller als Normverbrauch an, wer sich etwas Mühe gibt, kommt locker auf 4,5 Liter. Selbst bei flotterem Mitschwimmen im Autobahnverkehr verbrennen kaum mehr als fünf Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern.

In Schwung gehalten wird der Motor über ein knackiges Sechsganggetriebe mit recht kurzen Schaltwegen, das immer die passende Übersetzung vorhält. Zusammen mit dem traditionell straffen Fahrwerk und der präzisen Lenkung kommt trotz der schwachen Papierform bei Motor- und Fahrleistungen durchaus Spaß auf. Grobe Härten filtert dabei das adaptive Dämpfersystem heraus, das – Weltpremiere – erstmals nur an der Hinterachse eingesetzt wird. Die „halbe“ Lösung funktioniert dabei nicht weniger gut als die Komplettsysteme der Konkurrenz – zumindest solange es nicht über wirklich verworfene[foto id=“516751″ size=“small“ position=“left“] Straßenoberflächen geht. Allerdings ist es mit 850 Euro auch nicht viel preiswerter als die Vollangebote der Konkurrenz (beim VW Golf ab 1.000 Euro).

Zu voller Form läuft der Civic Tourer aber auf, wenn es um das Beladen geht. Nicht nur, dass der Gepäckraum wirklich groß ist, er ist dank niedriger Ladekante und gleichmäßigen Zuschnitts auch gut zu bestücken. Der wahre Clou versteckt sich aber in der Rücksitzbank: Bei ihnen lassen sich nicht nur die Lehnen vollkommen flach umklappen, sondern alternativ auch die Sitzflächen aufrichten. Dann hat im Fondfußraum selbst ein Fahrrad Platz. Das geht, weil der Tank nicht unter der Rücksitzbank, sondern unter Fahrer und Beifahrer untergebracht ist. Allerdings gibt es auch eine Kehrseite: Großfüßige Mitfahrer sitzen hinten relativ beengt, weil sie mit den Zehen an die Tankummantelung stoßen. Zudem sind die Vordersitze sehr hoch montiert, was großen Insassen schnell einen Kontakt mit dem Dach bescheren kann.   

So überzeugend Raumkonzept und Antrieb auch sind – sie haben ihren Preis. Zwar steht der Diesel bereits mit 21.550 Euro in der Preisliste, kommt dann aber auch ziemlich nackt daher. Unter anderem fehlen Klimaanlage und Radio, so dass man statt der Basisversion („S“) besser gleich das nächsthöhere Modell „Comfort“ wählt, wodurch dann aber auch 23.900 Euro fällig werden. Legt man Wert auf moderne Fahrerassistenzsysteme – von denen der Honda einige zu bieten hat – muss man schon die Version „Sport“ für 25.550 Euro wählen, um überhaupt die Option ziehen zu können, eines der zwei Pakete für bis zu knapp 2.000 Euro dazu zu buchen (unter anderem Notbremsassistent, Verkehrszeichenerkennung und Spurverlassenswarner). Hinzu kommt eine ungünstige Versicherungseinstufung (Haftpflicht: 19, Teilkasko: 22, Vollkasko: 22). Da verbessert auch der niedrige Verbrauch die Kostenbilanz nicht wirklich.

Unterm Strich ist der relativ kostspielige und absolut exzentrische Civic wohl eine Ecke zu speziell, um die Segment-Bestseller VW Golf Variant, Opel Astra Sports Tourer und Co. ernsthaft gefährlich werden zu können. Gleichzeitig ist er aber gut und konturiert genug, um zumindest die individualistische Nische im Kompaktsegment erfolgreich zu besetzen.

Honda Civic Tourer – Technische Daten

Fünfsitziger Kombi der Kompaktklasse
Länge/Breite/Höhe 4,54 Meter/1,77 Meter (2,01 Meter mit Außenspiegeln)/1,44 Meter
Radstand 2,60 Meter
Kofferraumvolumen 624 bis 1.668 Liter
Motor 1,6-Liter-Diesel, 88 kW/120 PS
maximales Drehmoment 300 Nm bei 2.000 U/min
Vmax 195 km/h
0-100 km/h 10,1 s
Normverbrauch 3,8 l/100 km
CO2-Ausstoß 99 g/km
Effizienzklasse A+
Testverbrauch 4,5 Liter
Preis ab 21.550 Euro

Kurzcharakteristik – Honda Civic Tourer

Alternative zu: VW Variant, Toyota Auris Touring Sports, Peugeot 308 SW

Passt zu: Honda-Kunden, denen das Mittelklassemodell Accord zu wenige Gepäckraum bietet (max. 1.252 Liter)

Sieht gut aus: Wer den Futurismus-Stil der Limousine mag, dürfte auch den Tourer OK finden

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