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Die Kreuzung mindestens zweier Fahrzeuge zu einem „Crossover“ findet immer öfter auch auf zwei Rädern statt: Der italienische Enduro- und Motocross-Spezialist Husqvarna, seit 2007 unter der Obhut von BMW, kommt jetzt mit seiner ersten Straßenmaschine auf den Markt. Nuda 900 heißt die Mischung aus wieselflinker Supermoto und einem klassischen Naked Bike für Stadt, Land und Highspeed-Kurven.
Mit Zutaten aus dem BMW-Baukasten hat Italo-Tochter Husqvarna aus Biandronno bei Mailand ein äußerst sportliches Bike hingezaubert, das mit 105 PS, reichlich Drehmoment, außergewöhnlichem Design und moderaten Preisen ab 9.990 Euro erfolgversprechend die Funbike-Konkurrenz von Ducati, Triumph und KTM attackiert.[foto id=“413985″ size=“small“ position=“left“]
Die Husqvarna Nuda 900 ist frisch und frech gestylt, und ihr von BMW adaptierter Zweizylinder-Motor klingt ungewöhnlich sonor und brüllt seinen Zündungs-Sound im waschechten V2-Takt hinaus. Grund: Der Hubraum stieg von den ursprünglichen 798 cm³ der BMW F 800 R dank mehr Bohrung und Hub auf 898 cm³, außerdem versetzten die Norditaliener die Hubzapfen des eigentlichen Parallel-Twins um 315 Grad. Aus der Differenz zu vollen 360 Grad resultiert der charakteristische Harley-Sound eines 45 Grad-V2-Motors – je nach Gasgriffstellung und Drehzahl knatternd bis brüllend und bereits mit serienmäßigem Auspuff stets sehr eigenständig. Den fülligen Drehmomentverlauf des Original-Triebwerks übertrifft der 900er-Motor nochmals deutlich mit seinen maximal 100 Nm bei 7.000/min und vor allem stolzen 80 Nm bereits bei 3.000/min. – komisch nur, dass sich trotzdem eine leichte Anfahrschwäche bemerkbar macht, vor allem nach [foto id=“413986″ size=“small“ position=“right“]dem Kaltstart. Hat man sich darauf und auf die etwas schwergängige Kupplung erst einmal eingestellt, ist der drehfreudige und durchzugsstarke Motor ohne Fehl und Tadel.
Den offen zur Schau getragenen Gitterrohrrahmen hat die Nuda 900 von der Reise-Enduro BMW F 800 GS geerbt. Allerdings mussten sich die italienischen Techniker auch hier nicht zurückhalten, sondern durften den Stahlrahmen für erhöhte Agilität um 50 mm verkürzen und ihm einen steileren Lenkkopfwinkel verpassen. Das macht aus der Straßen-Husqvarna ein astreines Stadtmotorrad für Fahrspaß gleich ums erste Eck nach der Garagenausfahrt herum. Allerdings: Dank fast eineinhalb Meter Radstand ist die Nuda 900 auch bei hohem Tempo stabil. Das geht theoretisch bis deutlich über 200 km/h, spielt aber zumindest ohne das größere Zubehör-Windschild keine Rolle. Das Vergnügen auf der relativ harten Sitzbank des Straßenfegers spielt sich eher zwischen 30 und 100 km/h ab. Und wie man es von einer drehmomentstarken [foto id=“413987″ size=“small“ position=“left“]Mischung aus Supermoto und Naked Bike erwartet: Das Vorderrad muss dabei nicht immer Bodenkontakt haben.
Aber auch ohne Wheelies sollten Nuda-Fahrer kein Problem damit haben, aufzufallen. Das liegt nicht nur an der prägnanten Akustik ihrer Maschine, sondern schon im Stand an der Optik. Trotz stolzer 870 mm Sitzhöhe bewirkt die äußerst schmale Sitzbank, dass auch normal große Fahrer gut zurechtkommen. Die filigrane Silhouette der Straßen-Husqvarna summiert sich mit scharfkantigen Linienführungen zu einem äußerst dynamischen Gesamtbild. Passend dazu: Der Fahrer thront auf der Nuda, dazu ist die Sitzposition äußerst frontorientiert, der Lenker sehr breit. Das erleichtert die deutlichen Lenkimpulse, nach denen die nackte italienische Kanone besonders [foto id=“413988″ size=“small“ position=“right“]in Wechselkurven verlangt.
Mehr Leistung und Drehmoment steigert auch etwas den Durst. Laut Hersteller soll die Nuda 900 bei konstant 90 km/h 3,9, bei konstant 120 km/h 5,3 l/100 km verbrauchen. Unser Testverbrauch von 5,2 l würde mit dem 13 Liter-Tank unter der Nuda-Sitzbank rund 250 km Reichweite ergeben. Für ein Naked Bike mit Supermoto-Flair ein guter Wert. So leidet der enorme Fahrspaß, den die Husqvarna bietet, unter keinen wesentlichen Mängeln oder Nachteilen. Selbst die häufige Suche nach dem Leerlauf verzeiht der kurvenhungrige Pilot gerne seinem italienischen Rasse-Bike, mit dem man den Weg zum Motorrad-Treffpunkt intensiv genießen und dort auch noch richtig auffallen kann.
Motor: Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor mit vier Ventilen, Hubraum 898 ccm, Leistung 77 kW/105 PS bei 8.500/min, max. Drehmoment 100 Nm bei 7.000/min, Sechsganggetriebe
Fahrwerk: Gitterrohr-Rahmen aus Stahl; vorn Upside-down-Gabel (48 mm), hinten Zweiarm-Aluminiumschwinge, zentrales Federbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis, Scheibenbremse vorn 320 mm, hinten 265 mm
Maße und Gewichte: Radstand 1,495 Meter, Lenkopfwinkel 65,5 Grad, Sitzhöhe 0,870 Meter, Leergewicht 195 kg, Tankinhalt 13 Liter
Messwerte: Vmax > 200 km/h, Test-Verbrauch: 5,2 Liter/100 km, Reichweite 250 km, Preis: 9.990 Euro.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 13.04.2012 aktualisiert am 13.04.2012
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