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Jeep
Eine kleine Anekdote: Zeitgleich mit dem Grand Cherokee, fuhren wir in der auto.de-Redaktion mit einem BMW X5 in die Waschstraße unseres Vertrauens. Abgezählt legte ich – wie immer – an der Kasse das Geld für zwei Fahrzeuge zurecht. Doch dieses Mal wollte der nette Herr hinter dem Tresen mehr haben. Warum? „Na, weil das Jeeps sind! Die kosten extra.“ Mit einem Schmunzeln auf den Lippen machte ich mich dann mit dem Jeep von dannen, um zu testen, ob die ganze Fahrzeuggattung auch heute noch zu Recht seinen Namen trägt.
Auch wenn Geländewagen oder Sports[foto id=“511406″ size=“small“ position=“right“] Utility Vehicle – kurz SUV – auch heute noch gerne mal als „Jeep“ bezeichnet werden, sind die eigentlichen Vertreter der mittlerweile zum Fiat-Konzern gehörenden Marke vergleichsweise selten auf deutschen Straßen anzutreffen. Also sollte man meinen, dass der Jeep Grand Cherokee als Exot sofort ins Auge sticht, wenn er am Straßenrand geparkt wurde: Tut er aber nicht. Denn der große Indianer-Häuptling ist spätestens in seiner vierten Generation alles andere als ein vierschrötiges Gelände-Schwein, sondern vielmehr – ganz wie es der heutige Markt verlangt – ein eleganter Alltagsbegleiter, der zudem noch prima im Gelände zurechtkäme. Aber nicht falsch verstehen: ein Hingucker ist dieser Geländewagen allemal. Denn mit scharf gezeichneter Scheinwerfergrafik und viel Chrom an Kühler, Lampen und Unterfahrschutz macht der Grand Cherokee ordentlich was her, lässt selbst deutsche Premium-Konkurrenz ein wenig blas aussehen.
So viel vorweg: Wirklich ins Gelände habe ich ihn nicht entführt, doch eine Bodenfreiheit von bis zu 270 mm, und maximalen Böschungswinkeln von 35,8° vorn und 29,5° hinten sprechen eine deutliche Sprache, dass der große Cherokee auch im Gelände bestehen könnte, wenn es der Fahrer denn wollte. Besonders im Vergleich zum X5 wird deutlich, wie hoch sich der Jeep[foto id=“511407″ size=“small“ position=“left“] dank Luftfahrwerk fürs Gelände hochschrauben kann. Auf der Straße fährt der Grand Cherokee hingegen zwei Stufen niedriger, um dem Fahrtwind weniger Angriffsfläche zu geben. Trotzdem hat der 4,83 Meter lange, mit Spiegeln 2,16 Meter breite und vor allem 1,80 Meter hohe Koloss zwar nicht spürbar jedoch hörbar mit dem Wind zu tun.
Bei meiner Testfahrt blies dem Jeep Grand Cherokee zwar eine steife Briese entgegen, dennoch kann ich mich nicht mehr daran erinnern, dass ein Testwagen jemals bei Tempo 130 km/h angefangen hätte, im Wind ein Liedchen zu heulen. Doch der Luftstrom zerrte anscheinenend so vehement an den großen Spiegeln, dass der Grand Cherokee mir ein ums andere Mal heulend sein Leid klagte. Davon abgesehen schien der Jeep vom Wind jedoch weniger beeindruckt als etwa der BMW X5 M50d, den ich kurz davor getestet hatte. Denn der Amerikaner einer italienischen Mutter (Fiat) lag gut in der Spur und spulte Kilometer um Kilometer auf der Autobahn gediegen ab.[foto id=“511408″ size=“small“ position=“right“]
Generell merkt man dem Grand Cherokee an, dass Jeep ihm zwar seine Offroad-Eigenschaften erhalten hat, den Wagen an sich jedoch auf Komfort, ja fast Luxus getrimmt hat. Dank sehr niedriger Park-Position des Luftfahrwerks steigt man in den Jeep ein, wo man bei anderen Konkurrenten bereits klettern muss. Innen lässt man sich auf sehr bequemen, zumindest in Front gut ausgeformten Ledersitzen nieder. Im Fond können sich die Passagiere dafür über eine mehr als üppige Beinfreiheit freuen und auch fürs Gepäck sind mit 782 Litern mehr Platz als etwa im BMW X5 (650 l), wobei der Jeep beim Maximalvolumen (bei umgelegter Rückbank) mit 1.554 Liter zwar den kürzeren [foto id=“511409″ size=“small“ position=“left“]zieht (BMW X5: 1.870 l) doch auch so mehr als genug Stauraum bietet. Das Cockpit des Jeep macht einen aufgeräumten, wertigen Eindruck, wenn auch hier der Tastsinn mehr Kunststoff zu spüren bekommt als etwa im BMW.
Eigentlich hatte ich ja einen direkten Vergleich zwischen BMW und Jeep im Sinn, doch „leider“ hatten die Münchner kurzfristig nur den M50d für mich frei. Und mit dessen 381-PS-Triturbo-Diesel-Monster kann der 3.0-Liter V6 MultiJet II im Grand Cherokee, mit „gerade mal“ 250 PS nicht mithalten. Allerdings sind die dazugehörigen 570 Nm mehr als ausreichend, damit auch der Jeep ein souveränes Fahrgefühl bietet. Lediglich bei hoher Reisegeschwindigkeit – so ab 180 km/h – hat der Diesel spürbar mit Eigengewicht und Luftwiderstand zu tun. Allerdings ist beim großen Indianer ohnehin bei 202 km/h Schluss. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt dem Jeep jedoch in flotten 8,2 Sekunden. [foto id=“511411″ size=“small“ position=“right“]
Großen Anteil daran hat die butterweiche, neue 8-Gang-Automatik, die beim Jeep Grand Cherokee ausschließlich und serienmäßgig zum Einsatz kommt. Die Gangwechsel gehen blitzschnell und kaum spürbar vonstatten. Diese Automatik braucht sich vor der Premium-Konkurrenz wahrlich nicht verstecken. Auch beim Verbrauch kann sie punkten, konnte ich den immerhin 2.4-Tonnen schweren Koloss doch trotz Gegenwind mit durschnittlich 8,6 l/100 km bewegen (Norm: 7,5 l/100 km).
Mit dem überarbeiteten Grand Cherokee tritt Jeep in der Tat in direkte Konkurrenz zu etablierten Premium-SUV vom Kaliber eines BMW X5, Audi Q7 oder Mercedes M-Klasse. Vor allem optisch hebt sich der Italo-Amerikaner erfrischend vom Rest des Feldes ab. Denn mit den klaren Linien ist Fiat der Spagat gelungen, das typisch bullige US-Design mit der dynamisch-eleganten Linienführung zu vereinen, die in Europa so geschätzt wird. Direkt nebeneinander lässt da der Jeep Grand Cherokee den BMW X5 schon mal etwas blass aussehen. Zumal die inneren Werte sich bis zu einem [foto id=“511412″ size=“small“ position=“left“]gewissen Grad sehr ähneln. Kräftiger und doch sparsamer Diesel, hochwertiges Interieur, butterweiche und flinke 8-Gang-Automatik und hoher Reisekomfort.
Zwar bietet das deutsche Premium-Dreigestirn optional sicherlich mehr technische Spielereien als der Ami, das macht der jedoch mit Luftfahrwerk, sehr guten Geländeeigenschaften und einem absoluten Kampfpreis wieder wett. Wer ohne viel Klimbim auskommt, dem drückt Fiat bereits für 45.900 Euro die Schlüssel zum Grand Cherokee Laredo in die Hand. Mein Testwagen im mittleren Ausstattungsniveau „Overland“ schlägt mit 62.800 Euro zu Buch, ein vergleichbar kräftiger BMW X5 30d fängt da erst an. Beim Jeep ist da bereits so ziemlich alles serienmäßig an Bord: Alpine-Sound-System, Navi,[foto id=“511413″ size=“small“ position=“right“] Allradantrieb, Panoramaglasdach, Tempomat, Keyless-Go, 2-Zonen-Klimaautomatik, elektrische Heckklappe, elektrisch verstellbare Sitze mit Memoryfunktion und Heizung, Parkassistent (hinten und vorne) inklusive Rückfahrkamera, Quadra-Lift Luftfederung, Schaltwippen am Lenkrad, Alarmanlage, Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Fernlichtassistent, Regen- und Lichtsensor sowie ein Toter-Winkel-Warner. Ein kurzer Blick in den BMW-Konfigurator weist für einen vergleichbar ausgestatteten X5 bereits 80.000 Euro aus.
Natürlich ist auch der Jeep Grand Cherokee 3.0 Overland kein Schnäppchen, doch wer auf der Suche nach einem luxuriösen SUV mit reichlich Platz ist, das optisch auch eine Menge hermacht, der sollte diesmal vielleicht auch seinem Jeep-Händler einen Besuch abstatten. Er könnte angenehm überrascht werden.
Plus: | schickes Äußeres, angenehmer Innenraum, kann durchaus auch in unwegsameres Gelände, butterweiche 8-Gang-Automatik, verhältnismäßig günstig |
Minus: | anfällig für Windgeräusche, recht unübersichtlich, mit 20-Zoll-Reifen etwas ruppig bei höherem Tempo |
Fünfsitziges, fünftüriges SUV | |
Länge/Breite/Höhe (m): | 4,83/1,94/1,80 |
Radstand (m): | 2,92 |
Böschunswinkel vorn/hinten (Grad): | 26,3 – 35,8 / 26,5 – 29,5 |
Rampenwinkel (Grad): | 18,8 – 23,5 |
Bodenfreiheit (Vorderachse/Hinterachse in mm): | 218 – 255 / 205 – 270 |
Wat-Tiefe (mm): | 508 |
Motor: |
V6-Turbodiesel
|
Hubraum: | 2.987 ccm |
Leistung: | 184 kW/250 PS bei 4.000 Umdrehungen pro Minute |
max. Drehmoment: | 570 Newtonmeter bei 2.000 Umdrehungen pro Minute |
Höchstgeschwindigkeit: | 202 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: |
8,2 s
|
Test-Verbrauch: |
8,6 l/100 km |
Verbrauch Hersteller: | 7,5 l/100 km |
CO2-Ausstoß Hersteller: | 198 |
Schadstoffklasse: | Euro 5 |
Energieeffizienzklasse: | B |
Ausstattung (Serie, Auswahl): |
18-Zoll-Leichtmetallräder, Fahrersitz 8-fach und Beifahrersitz 6-fach elektrisch verstellbar, Tempomat, Keyless Enter-N-Go, 2-Zonen-Klimaautomatik, Audiosystem mit Bordcomputer, Rückspiegel automatisch abblendend |
Gewichte/Zuladung | |
Leergewicht: | 2.403 – 2.522 kg |
zul. Gesamtgewicht: | 2.949 kg |
Kofferraumvolumen: | 782 – 1.554 l |
Basispreis |
ab 45.900 Euro |
Jeep Grand Cherokee Overland | ab 62.800 Euro |
Testwagen: | 63.650 Euro |
Kraftstoffkosten pro Jahr*: | 2.038,20 Euro |
Kfz-Steuer: | 461,00 Euro |
Wertverlust: | 9.547,50 Euro |
Gesamtkosten pro Jahr**: | 12.046,70 Euro |
*Kraftstoffkosten bei 1,58 Euro/Liter Diesel und einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern **Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.) |
geschrieben von Holger Zehden/auto.de veröffentlicht am 20.05.2014 aktualisiert am 20.05.2014
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Gast auto.de
Juni 5, 2014 um 12:56 pm UhrIch habe auch den Overland Summit und bin damit sehr zufrieden. Test verbrauch kann ich bestätigen.Ausschlaggebend war für mich das Preis- Leistungsverhältnis. EIN Top Fahrzeug.