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Groß ist in diesem Jahr die Neuheitenflut bei den Reise-Enduros. Alle möchten dem Topseller von BMW ein wenig den Erfolg streitig machen und die eigene Marktposition stärken. So auch Kawasaki. Doch die Japaner haben es nicht nötig, die Konzepte anderer zu kopieren, vielmehr bringen sie neue und frische Ideen in das Segment, vor allem was die technische Seite angeht. Denn die Versys 1000 besitzt den einzigen Reihenvierzylindermotor in dieser Liga, und zwar das Triebwerk aus der Z 1000.
Für den Einsatz in der Versys wurde es natürlich modifiziert, leistet statt 138 lediglich 118 PS und ist nun mehr auf gleichmäßige Kraftentfaltung getrimmt. Zudem gibt es eine dreistufige Traktionskontrolle, die sich per Schalter am linken Lenkergriff verstellen lässt, ABS und eine stufenlos und ohne Werkzeug verstellbare Frontscheibe. Die Verwandtschaft zur [foto id=“428995″ size=“small“ position=“left“]kleinen Versys beschränkt sich nur mehr auf die übereinander angeordneten Scheinwerfer und das Design der Verkleidung – das war´s. Denn die Leichtfüßigkeit der kleinen Schwester kann eine 1000er mit rund 240 Kilo Gewicht – was in dieser Liga ein guter Wert ist – freilich nicht darstellen.
Klassentypisch verwöhnt die große Versys den Fahrer sowie Sozia oder Sozius auf den breiten Sitzplatz mit viel Komfort, gutem Windschutz, angenehmen Kniewinkel -eben den Annehmlichkeiten der hochbeinigen Reisedampfer. Ungewohntes geschieht beim Losfahren. So ein harmonisches Gesäusel, das unter dem Tank hervordringt, ist man von einer Reise-Enduro nicht gewöhnt; das harmonische Beschleunigen, die fehlende Rauheit. Warum nicht? Wer sagt, dass Reihenvierer in dieser Liga nichts zu suchen haben?
Und so ziehen wir optimistisch gestimmt am Gas und drehen bis fast 10.000 Touren, was der Motor ohne Mucken mitmacht und sich dabei kein nennenswertes Leistungsloch erlaubt. Was soll man auch von so guten Genen anderes erwarten? Und so kommt´s, dass wir uns relativ schnell auf winkeligen Landstraßen wiederfinden, deren Kurven die große Versys flink umrundet mit einer Handlichkeit, die man ihr kaum zugetraut hätte. Ein Verlangen nach dem alternativ wählbaren Motor-[foto id=“428996″ size=“small“ position=“right“]Mapping für reduzierte Leistung kommt übrigens nicht auf; die Traktionskontrolle wird nicht gefordert. Womöglich lässt sich die Handlichkeit mit anderen Reifen sogar noch steigern, denn serienmäßig kommt sie auf recht grobstolligen Pirelli Scorpion Trail daher.
Die Bremszangen der Versys liefern beim sanften Anlegen nur wenig Verzögerung, erschrecken dafür aber auch nicht mit rabiatem Biss. Kräftiges Zupacken presst dann aber umso beachtlichere Bremsleistung aus ihnen heraus. Was zwar zulasten der Dosierbarkeit geht, aber im Zweifel steht ja ein sensibel regelndes ABS zur Seite.
Die Upside-Downgabel mit 43 Millimeter Durchmesser erweist sich durch ihre straffe Abstimmung als weiterer Pluspunkt. So vereint die Kawasaki Wendigkeit mit guter Lenkpräzision, was den sportlichen Tatendrang fördert. Nur das Federbein [foto id=“428997″ size=“small“ position=“left“]könnte mehr Dämpfungsreserven vertragen, federt in Bodenwellen weit ein. Zwar lässt sich die Federbasis per Handrad mühelos anheben, Einstellmöglichkeiten für die Druckstufe bietet es aber keine.
Und in noch einem Punkt unterscheidet sich die große von der kleinen Versys. So führt die Große seitlich einen dicken Auspuffendtopf mit sich, während der Auslass der Kleinen direkt hinter dem Sammler endet. Beiden gemein ist, dass sich aufgrund der Auspuffkonstruktion kein Hauptständer anbringen lässt, schade, weil der Antrieb über Kette geschieht. Gut ablesbar sind hingegen die Anzeigen des Cockpits, das alle möglichen Infos bereithält, leider aber keine Ganganzeige. Etwas unglücklich platziert ist das Zündschloss, bei dem man tief hinter den Lenker greifen muss, um den Schlüssel zu platzieren und zu drehen.
Der Preis für viel Reisekomfort und unbeladenen Fahrspaß beträgt knapp 12.000 Euro, wobei anzumerken ist, dass die Konkurrenz meist ein wenig teurer ist. Auch die Kosten an der Tankstelle treiben den Nutzer nicht in den Ruin: Wir maßen einen Verbrauch von 5,6 Liter auf 100 Kilometer, was sich auf gemütlichen Touren durchaus noch optimieren lassen sollte.
Motor: | Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, Hubraum 1.043 ccm, Leistung 87 kW/118 PS bei 9.000/min, Drehmoment 102 Nm bei 7.700/min, Sechsganggetriebe, Kette |
Fahrwerk: | Rohrrahmen aus Alu, Upside-down-Gabel, Ø 43 mm, verstellbare Federbasis, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein, Doppelscheibenbremse vorn, Durchmesser 300 mm, Vierkolbenfestsättel, Scheibenbremse hinten, Durchmesser: 250 mm, Einkolben-Schwimmsattel |
Maße und Gewichte: | Radstand 1.520 mm, Sitzhöhe 830 mm, Gewicht vollgetankt 241 kg, Tankinhalt 16 Liter |
Messwerte: | Höchstgeschwindigkeit 226 km/h, Beschleunigung 0 – 100 km/h: 3,5 sek, Verbrauch: 5,6 Liter/100 km |
Preis: | 11.995 Euro |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 31.07.2012 aktualisiert am 31.07.2012
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