Elektro-Soul

Test Kia Soul EV – Seelchen unter Strom

Ab November erweitert der Kia Soul EV das bislang spärliche Angebot an reinen Elektrofahrzeugen in Deutschland. Dann sollen die ersten Exemplare an die Kunden ausgeliefert werden, die zum Basispreis von 30.790 Euro den 81 kW/110 PS-starken zwischen Kleinwagen und SUV angesiedelten Crossover bestellt haben. Die erhalten in der bekannt pfiffig-originellen Form des Koreaners, verfeinert durch eine Zweifarblackierung mit hellem Dach, ein durchaus erwachsenes Auto für städtische Gefilde. Mit einer theoretischen Maximalreichweite von 212 Kilometern kann man den Stadtrand auch schon Mal etwas weitläufiger interpretieren.

weiter als E-Golf oder BMW i3 - theoretisch

Tatsächlich wird der Strom der 27 kWh-starken Lithium-Ionen-Polymer-Batterie wohl für echte 150 Kilometer reichen. Kia gibt den Normverbrauch mit 14,7 kWh je 100 Kilometer an. Damit liegt er etwas oberhalb der deutschen Wettbewerber e-Golf und BMW i3 und etwas günstiger als der Nissan Leaf. Wie bei den genannten Wettbewerbern entscheidet über die erfahrbare Reichweite der Wille des Fahrers, besonders vorsichtig und mit hoher Rekuperationsrate zu fahren. Wer Freude an der Beschleunigung hat und zumindest ab und an das Sprintvermögen des kultigen Kastens auslotet - aus dem Stand auf 100 km/h genügen 11,2 Sekunden - wird mit weniger Ökopunkten und noch weniger Kilometern bestraft.
Von Klimaanlage über Navi bis zur Rückfahrkamera ist ab Werk schon alles an Bord

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Ökopunkte vom Bordcomputer

Die Ökopunkte vergibt der Bordcomputer, um den Fahrer zu gelassenem und sparsamen Umgang mit den Ressourcen zu erziehen. Nutzt man die Stellung „B“ des Getriebes bremst der Soul EV bei jedem Gaswegnehmen stark ab und führt die so per Generator erzeugte Energie in die Batterie zurück. Bleibt man faul in Automatikstufe „D“ wird weniger gebremst und entsprechend kleiner fällt der Umkehrschub in den Speicher aus. Normales Fahren im Rahmen der urbanen Tempolimits, inklusive längeren Wartephasen an roten Ampeln, Schritttempo und ein paar beherzten Sprints an noch gelben Ampeln resultiert in zwei kümmerliches Punkten auf der durch einen grünen Baum symbolisierten Öko-Skala im mittigen 8-Zoll-Display. Man kann wohl auch acht Punkte erzielen.

Navi Serienmäßig

Im Alltag wird man sich derlei Spielereien wahrscheinlich weniger antun. Das Display verrichtet schließlich auch seinen Dienst für das serienmäßige Navigationssystem. Dieses führt einen akkurat durch kleine Gässchen und gefällt durch die zeitnah erfolgende Richtungsanweisung. Außerhalb der City kann der Soul übrigens auf 145 km/h beschleunigen. Aber das wäre eine eher ungeziemende Art der Fortbewegung für ein E-Auto.

Auffällig unauffällig

Auffällig war, wie unauffällig der Soul EV zu sein scheint. Neugierige Blicke von Schülern am Straßenrand: Fehlanzeige, sonstige Hingucker - nada. Dabei ist der in hellblau und weiß lackierte Koreaner eine durchaus auffällige, fast schon optisch laute Erscheinung. Dass er elektrisch fährt, merkt der Passant natürlich nicht. Auch andere Autos stehen an der Ampel, ohne das der Motor läuft und bewegen sich leise durch verkehrsberuhigte Zonen. Bei letzterem offenbart der Soul die gleiche Schwäche wie seine herkömmlich angetriebenen Pendants. Das Fahrwerk ist ziemlich straff, was durch die optionalen 17- oder 18-Zoll-Räder noch verstärkt wird. Da in deutschen Innenstädten der Zahn der Zeit durchaus auch am Pflaster nagt, rumpelt es mitunter unschön. Wir würden die serienmäßigen 16-Zöller empfehlen - der Rücken wird es danken.
Damit liegt der 81 kW/110 PS starke, zwischen Kleinwagen und SUV angesiedelte Crossover preislich im Mittelfeld der E-Auto-Konkurrenz

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Serien-Ausstattung

Apropos serienmäßig. Bei der Ausstattung lassen sich die Koreaner nicht lumpen. Von Klimaanlage über Navi bis zur Rückfahrkamera ist ab Werk schon alles an Bord. Einziges wählbares Extra ist ein Komfortpaket für 990 Euro. Es beinhaltet Sitzbezüge in Teilleder, Sitzbelüftung vorn, Sitzheizung hinten und Parksensoren. In Sachen Klimatisierung hat sich Kia einiges einfallen lassen. So ermöglicht es die Automatik, nur den Fahrersitz zu kühlen, beziehungsweise zu temperieren, wenn nur dieser besetzt ist. Und zugunsten des höheren Wohlfühlfaktors sind Sitz- und Lenkradheizung serienmäßig. Das Heizelement kann man zugunsten von mehr Reichweite ausschalten, ohne die Lüftung zu beeinträchtigen. Dazu sollte man allerdings sommers wie winters die richtige Temperatur schon vorwählen, wenn das Auto noch am Ladekabel hängt.

Ladeoptionen

Zum Laden offeriert Kia verschiedene Optionen. Ganz profan funktioniert die Haushaltssteckdose mit 230 Volt. Hier verkabelt dauert es 10 bis 14 Stunden bis die Batterie wieder ganz voll ist. In fünf Stunden schafft man die gleiche Prozedur an einer 380-Volt-Steckdose. Schnellladestationen bringen je nachdem ob sie 50 kW oder 100 kW Strom liefern in 33 oder sogar 25 Minuten 80 Prozent der möglichen Energie in den Speicher. Eine eigene Wallbox, die wie eine Schnellladestation wirkt, wird Kia noch offerieren, wenn entsprechende Nachfrage vorhanden ist.

Noch ein Pilotprojekt

Zum jetzigen Verkaufsstart betitelt man den Soul noch als Pilotprojekt. Ursprünglich waren einmal rund 1.000 Einheiten geplant – pro Jahr und für ganz Europa. Diese Zahl hat man angehoben, weil die Nachfrage in Norwegen und den Niederlande hoch ist. In Deutschland wäre man wohl mit einer niedrigen dreistelligen Zahl pro Jahr nicht unfroh. Die Kunden profitieren wie bei Kia üblich von einer Siebenjahresgarantie. Anders als sonst gilt diese im Falle des Soul EV auch für gewerbliche Halter.

Technische Daten Kia Soul EV

Fünftüriger, fünfsitziger Kompaktvan
Länge/Breite/Höhe (m): 4,14/1,80/1,60
Radstand (m): 2,75
Elektromotor
Leistung: 81,4 kW/110 PS
Drehmoment: 285 Nm
0-100 km/h: ca. 11,2 s
Vmax: 145 km/h
Verbrauch: 14,7 kWh/100km
Batterie: Lithium-Ionen-Polymer,
Kapazität: 27 kWh
Ladezeit: 5 – 14 Std, 80 % Ladung in 25 Minuten an 100 kW-Schnellladestation
Reichweite: 212 Kilometer
Sonstiges: 7 Jahre Garantie bis 150.000 Kilometer inkl. Batterie
Preis: 30.790 Euro

Kurzcharakteristik

Alternative zu: BMW i3 – die anderen sehen zu gewöhnlich aus
Sieht gut aus: auf jeden Fall anders
Passt zu: extrovertierten Stromfans
Wann kommt er: jetzt

 

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