Lada

Test Lada Niva 4×4 1.7i: Es gibt Dinge, die ändern sich nie

Von Ingo Koecher — Der Lada Niva hat es geschafft, Kultstatus zu erreichen. Das ist jedenfalls die Wahrnehmung, sobald der russische Offroader im Verkehr ausgemacht wird. Ob das dreitürige Urgestein eines Geländegängers diesem Anspruch gerecht wird, soll ein Test zeigen. auto.de hat den Lada Niva in der Allradversion 4×4 Probe gefahren.

Gemacht für’s Grobe …

Ein Urgestein ist er mit kurzen Überhängen vorn und hinten, dem hohen Chassis, um auch auf angetautem Permafrostboden der russischen Tundra problemlos voranzukommen, und mit seinem insgesamt kompakten Auftreten. Das war vor 30 Jahren schon so und dürfte wohl auch noch die kommende Dekade unverändert bleiben.

In die Neuzeit hingegen wird der Lada Niva durch kleine Ausstattungsdetails katapultiert. Die jedoch wirken [foto id=“401561″ size=“small“ position=“right“]wenig authentisch und sollten besser weggelassen werden. Die Rede ist von den unter der vorderen massiven Stoßstange angebrachten LED-Lichtleisten. Sie wirken aufgesetzt und passen so gar nicht zum kernig-kompakten Gesamtbild der Frontpartie mit verchromten Schutzbügel, rechteckig gezeichneten Positionsleuchten mit eingebautem Blinklicht und den runden Halogen- und Nebelscheinwerfern.

Der kompakte Eindruck setzt sich in Flanke und Heck unvermindert fort. Da hängt nichts runter, da steht nichts über. Nur das Trittbrett in der Seite zwischen den Radhäusern lockert die schnörkellose Ansicht auf. Ins Auge fallen zudem die Türöffner. Auch an denen ist die Zeit spurlos vorübergezogen. Dennoch funkeln sie unvermindert. Und das, trotz ihrer bereits Jahrzehnte dauernden Dienstzeit. Denn verbaut wurden die Griffe schließlich schon an Modellen wie dem 1200er Lada, der Stufenhecklimousine Shiguli 2101, seit Mitte der 1970er Jahre.

Interieur

Auch innen geht es ursprünglich und rustikal zu. Die Anmutung der Materialien wurde ausschließlich an Funktionalität ausgerichtet. In abwischbare Plastikoberflächen eingebettet liegen groß bemessene Dreh- und Kippschalter. Die Hebel für Licht und Blinker an der Lenksäule, die Türgriffe außen und innen sowie die Schiebregler der Heizung werden seit Jahrzehnten unverändert in der Form verbaut.

Ob der einfachen mechanischen Lösungen ist der Wagen auch wenig anfällig. Andererseits bleibt zwangsläufig der Komfort auf der Strecke. So fiel die Heizung, genauer die Lüftung, besonders auf. Zunächst erst einmal lässt sie sich natürlich ausschalten. Aktiviert wird sie über zwei Stufen. Dabei meldet die erste der beiden lautstark, dass sie [foto id=“401562″ size=“small“ position=“left“]jetzt in Betrieb gesetzt wurde. Die Zweite liefert noch weit mehr akustische Rückmeldung. Wenn auch die Heizleistung selbst außer Frage steht, ist eine Unterhaltung bei Stufe zwei etwas kräftezehrend.

Fahrbetrieb

Der Lada Niva 4×4 ist ein Kraxler. Er benötigt keinen festen Untergrund. Gemacht ist er, um etwa den Förster zur Lichtung zu bringen oder dem Offroadverliebten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, wenn der über unbefestigte Pisten schwebt. Denn zu stoppen ist der Niva 4×4 dank möglicher Getriebe-Untersetzung kaum. Anders sieht es da in Revieren aus, in denen sich Schönlinge wie VW Tiguan, Audi Q3 oder Skoda Yeti tummeln. Auf befestigten Wegen, noch dazu, wenn es über Land mal etwas schneller gehen soll, kommt im Lada keine rechte Freude auf. Er ist zu altbacken in seiner Technik und wenig zeitgemäß. Dennoch verrichtet der Russe seine Arbeit zuverlässig, das sei zur Ehrenrettung gesagt.

Um den Lada zu bewegen, muss noch richtig gearbeitet werden. So ist etwa die hakelige Schaltung gewöhnungsbedürftig und die hydraulische Servolenkung bedarf gerade bei Lenkbewegungen im Stand erheblicher Kraftanstrengung, um am Ende auch tatsächlich in der anvisierten Parklücke anzukommen.

So wenig wie Komfort für den Russen eine Rolle spielt, ist Geschwindigkeit von Bedeutung. Aus der Dokumentation geht hervor, dass der mit einem manuellen Fünfganggetriebe und permanentem Allradgetriebe [foto id=“401563″ size=“small“ position=“right“]ausgerüstete Lada Niva 4×4 über eine Höchstgeschwindigkeit von 137 Stundenkilometer verfügen soll. Die 100 Stundenkilometer-Marke würde er nach 19 Sekunden knacken. Beides haben wir keiner Prüfung unterzogen. Dennoch wollten wir wissen, ob man mit dem Wagen auch längere Strecken bewältigen könnte. Das geht natürlich. Motor-, Wind- und Abrollgeräusche waren im Inneren immer präsent und die Reisegeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern hielten wir für angemessen, der Geradeauslauf ist gut. Ansonsten gibt es an dieser Stelle nichts hinzuzufügen.

Eines vielleicht doch: Der Verbrauch, angegeben im Mittel mit 9,5 l/100 km, war nicht einmal annähernd zu erreichen. Vielmehr pegelten wir uns bei 12,8 l/100 km ein. Dies allerdings bei moderater und besonnener Fahrweise. Verwunderlich sind die Verbrauchswerte nicht, handelt es sich doch auch beim Antriebsstrang um Technik, die zuverlässig ihren Dienst tut, jedoch heutigen Standards weit hinterhinkt.

Das Gestühl im Lada ist praktikabel, die Fahrwerksabstimmung sportlich-straff. Letzteres dürfte sich bei [foto id=“401565″ size=“small“ position=“left“]besagten Einsätzen auf angetautem Tundraboden auszahlen.

Ausstattung – Sicherheit & Komfort

Autovaz liefert den Lada Niva in drei Ausstattungsvarianten. Die Basis ist der Lada Niva 2121 Pur, das Topmodell markiert der Lada Niva Exclusive. Wie auto.de vom Hersteller erfuhr, fahren alle Modelle serienmäßig mit permanetem Allradantrieb und ab 2012 auch mit Antiblockiersystem ABS vor. Zudem verfügen die Fahrzeuge über eine Starrachse hinten und Einzelradaufhängung vorn. Für alle drei Modelle steht ein 1.7-Liter Ottomotor mit 61 kW/83 PS in Kombination mit einem manuellen Fünfgang-Schaltgetriebe zur Verfügung.

Zur Serienausstattung gehören unter anderem von innen mechanisch einstellbare Außenspiegel, Color-Verglasung, elektronische Wegfahrsperre, Seitenaufprallschutz und Servolenkung. Nicht lieferbar sind indes Airbags.

Fazit

Mit dem Lada Niva 4×4 hatten wir einen Testwagen, der technisch auf dem Stand eines Fahrzeugs aus den späten[foto id=“401566″ size=“small“ position=“right“] 1970er, frühen 1980er Jahren ist. Und obgleich das eine oder andere moderne Ausstattungsdetail wie etwa das elektrische Webasto-Faltschiebedach für 1.100 Euro nachträglich eingebaut wurde, ist der Wagen noch lange nicht im 21. Jahrhundert angekommen.

Dabei ist auch der Preis, unser Testwagen startet mit Allradantrieb ab 11.450 Euro, nicht überzeugend. Einen weitaus besser ausgestatteten Dacia Duster mit ABS, Airbags und Allrad bekommt man in der Basisversion ab 13.890 Euro, die Duster-Basis mit Frontantrieb bereits ab 11.990 Euro. Am Ende muss jeder für sich entscheiden, was ihm die eigene Sicherheit wert ist.

Wer hingegen das ursprüngliche und buchstäblich unkaputtbare Vehikel sucht, der ist mit einem Lada Niva 4×4 auf der sicheren Seite. Und das nicht zuletzt deswegen, weil im Russen unter der Haube weit weniger Elektronik werkelt, als heute gemeinhin üblich. Das bedeutet im Umkehrschluss: Wenn man einmal auf dem Permafrostboden der russischen Tundra liegenbleiben sollte, kann man sich mit seinem Werkzeugwickel schnell selber wieder flott machen.


Bewertung –
Lada Niva 4×4 1.7i


Exterieur-Design 2,5
Interieur-Design 3,2
Fahrbetrieb 3,1
   
Kosten pro Jahr*  
   
Anschaffungspreis Testfahrzeug 14.264,00 Euro
Kraftstoffkosten** 2.956,80 Euro
Steuern 161,50 Euro
Wertverlust 2.139,60 Euro
Gesamtkosten pro Jahr:   
5.257,90 Euro
   
Testergebnis/Gesamtprädikat:  
3,2
   

*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.)
**Kraftstoffkosten bei 1,54 Euro/Liter E10-Superbenzin und einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern

Datenblatt – Lada Niva 4×4 1.7i
   
dreitüriger Geländewagen mit permanentem Allradantrieb
   
Länge/Breite/Höhe: 3.720 mm/1.680 mm/1.640 mm
Radstand: 2.200 mm
   
Motor: Vierzylinder Ottomotor
Hubraum: 1.690 ccm
Leistung: 61 kW/83 PS bei 5.000 Umdrehungen pro Minute
max. Drehmoment: 129 Newtonmeter bei 4.000 Umdrehungen pro Minute
   
Höchstgeschwindigkeit: 137 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 19 s
   
Verbrauch (im Mittel)  
Test: 12,8 l/100 km
Herstellerangabe: 9,5 l/100 km
CO2-Ausstoß  
Test: 365,3 g/km
Hersteller: 255 g/km
Schadstoffklasse: Euro 5
   
Ausstattung
(Serie, Auswahl, Basis):
innen mechanisch einstellbare Außenspiegel, Color-Verglasung, elektronische Wegfahrsperre, Seitenaufprallschutz, Servolenkung; nicht lieferbar Airbags und Antiblockiersystem ABS
   
Gewichte/Zuladung  
Leergewicht: 1.285 kg
zul. Gesamtgewicht: 1.600 kg
Zuladung: 400 kg
Anhängelast gebremst: 1.490 kg
Anhängelast ungebremst: 400 kg
zul. Stützlast: 60 kg
zul. Dachlast: 50 kg
Kofferraumvolumen: 263 – 982 l
   
Preise  
Basismodell: ab 9.990 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)
Testwagen: 14.264 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)

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Salontiroler

April 19, 2016 um 7:10 pm Uhr

Ich habe jetzt den 2. Niva in meiner Jagd. Der erste hatte noch eine Kurbel zum Anwerfen des Motors und einen Vergaser. Die Verbrauchswerte stimmen, sind aber nicht wichtig weil viel Geländefahrt mit Untersetzung dabei ist. Probleme hatte ich überhaupt keine. Der „Geländebrecher“ genannte Niva nietet mit seiner Stoßstange auch Bäume mit bis zu 10 cm Stammdurchmesser auf zugewachsenen Waldwegen glatt um. Daran würde ein Mode-SUV glatt zerschellen. Als mal ein ausgewachsener Baum auf die Motorhaube fiel ging er zwar in die Knie, aber nur Haube und Scheibenwaschbehälter kaputt. Er ist eben ein kleiner Panzer, der auch Lkw’s abschleppen kann (und hat). Problem ist nur der Rost, den man aber bei dem dicken Blech leicht in den Griff kriegen kann.

Johannes Leermakers

Februar 6, 2012 um 4:02 pm Uhr

der Niva ist relativ preiswert und stark im Gelände. Aber leider ist die einfache Mechanic gar nicht zuverlässig ! Mein Nachbar hat einer neu gekauft und hat das Ding nach einundhalb Jahr Elend wieder abgegeben mit kräftig Wertverlust. 2 x Kupplung hin und 3x Getriebe kaputt. Von wegen zuverlässig !!

Gast auto.de

Februar 6, 2012 um 12:47 pm Uhr

Ich fahre den Lada Niva seit drei Jahren mit Autogas (vom Werk) und bin rundum zufrieden. Karl gibt es ein paar kleine Macken, dafür bin ich noch nie hängen geblieben und bei Schnee und Eis zaubert er mir ein Lächeln an jeder Kreuzung aufs Gesicht.

Gast auto.de

Februar 6, 2012 um 8:31 am Uhr

habe mich schon vor vielen jahren, ich denke es war in den siebziger jahren um den lada interessiert. hatte auf meinem landwirtschafts betrieb keinen lada aber einen echten gussklotz von traktor URAL mit vierradantrieb, vorne pro seite zwei winkelgetriebe in der achse späten dann einen polnischen URSUS 120 PS der ist mehr als 30 jahre praktisch problemlos gelaufen und macht nun seit einigen jahren die schwere arbeit auf einem schweiizer grossbetrieb und amwochened ins tractorpulling.
noch zu denbildern ihres getesteten LADA sind da nicht zwei turbolader auf einem bild zu sehen oder sind es einfach die ansaugkrümmer? sind keine diesel erhältlich?

Gast auto.de

Februar 5, 2012 um 2:39 pm Uhr

Einfach nur einen zeitgemässeren Motor…..und der Hobel wäre unschlagbar. Ansonsten ist es das, wie sich einige ein Auto vorstellen: Ein Gebrauchsgegenstand, welcher ohne Mucken seine Arbeit tut. Bei jedem Wetter – bei jeder Witterung.
Manche Autofahrer brauchen kein Schnörkel und kein "Ambiente". ….nur ein Auto.

Gast auto.de

Februar 5, 2012 um 11:43 am Uhr

Hallo,
wir hatten den Lada 4×4 mit 1,7i Motor vor zwei Jahren für (nur) knapp 8.000 Euro inclusive Anhängerkupplung bei einem deutschen Händler als Neuwagen gekauft.
Außer einem am Anfang ziemlich nervigen angegammelten Massekabel, das zu mehreren Stopps bzw. Pannen führte gab es nur noch einen defekten Heckscheibenwischermotor.
Nachdem von einem LKW ein neues Massekabel im Motorraum eingebaut war, gab es keine Probleme mehr!

Sonst läuft das Fahrzeug in der Regel überwiegend auf Feld- und Waldwegen super…. man könnte sagen, besser als auf Asphalt.

Gast auto.de

Januar 28, 2012 um 10:13 pm Uhr

Im Gelände unschlagbar,der Duster fährt leider nur hinter her! Und macht nicht mal halb so viel Spass.Der Niva ist und bleibt besser.Auch ohne ABS und Airbag.

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