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Lexus
Holger Zehden – Der Kampf scheint entschieden. Wer oben offen fährt, tut dies vermehrt mit Stoffmütze. Quer durch alle Segmente und Preisklassen spannen sich immer mehr Stoffdächer über offene Autos. Die Hand voll verbliebener Hardtop-Cabrios wird dagegen selbst beim Generationswechsel übergangen. So auch bei Lexus, deren Mittelklasse Cabrio IS 250C noch aus der zweiten Generation stammt, während die Limousine seit Juni ihren dritten Frühling feiert
Lexus ist hier jedoch nicht allein. [foto id=“485816″ size=“small“ position=“right“]Egal wo man hinsieht: hat eine Marke ein Hardtop-Cabrio im Programm, wird dieses konsequent weiter verkauft, auch wenn die Baureihe bereits von einem Nachfolger abgelöst wurde. Bei BMW das 3er Cabrio (hier gehts zum auto.de-Test), bei Peugeot der 308 CC, bei VW der Eos, auf Basis des alten Passat B7. Das sieht man den Fahrzeugen, quer durch die Bank auch an. Während die neue Generation des Lexus IS also mit extrem sportlichem Design und zusammen gekniffenen Scheinwerfer-Augen polarisiert, fährt das Cabrio noch im braven Look der letzten Generation vor. Lediglich die neuen LED-Tagfahrlichter zeigen die Verwandtschaft zum Nachfolger.
Doch vielleicht ist das gar nicht so schlimm. Denn während „schicke Accessoires“, wie ein gigantischer Kühlergrill oder die zu Schlitzen verengten Scheinwerfer auch schnell wieder aus der Mode kommen können, trägt das Lexus IS Cabrio einen eher [foto id=“485817″ size=“small“ position=“left“]klassischen Anzug. Der ist zwar nicht sonderlich aufregend, macht jedoch eine ganz ordentliche Figur und dürfte auch in zehn Jahren bei keinem ein „Was-haben-die-sich-damals-bei-dem-Design-nur-Gedacht“-Kopfschütteln auslösen.
Das gleiche gilt auch für das Interieur. Die Verarbeitung ist wie für Lexus schon lange typisch ’sehr gut‘. Layout und Optik von Mittelkonsole und Armaturenbrett wirken jedoch etwas angestaubt. Die verbauten Materialien, allen voran die gewählten Farben beim Leder der Sitzbezüge sowie der Holzmaserung von Mitteltunnel und Türverkleidung, verstärken den Retro-Look des Lexus IS 250C noch mehr. Passend dazu und sehr schickes Detail sind die Gurtlaschen mit Druckknopf im Fond. Hier sitzen Passagiere übrigens überraschen bequem, auch wenn sie die Beine natürlich nicht wirklich lang machen können. Das Gestühl ist zudem im Fond wie in der ersten Reihe sehr bequem gepolstert. Wirklich Seitenhalt bieten jedoch[foto id=“485818″ size=“small“ position=“right“] nur die Vordersitze. Bei der Übersicht hilft dem Lexus leider seine, für ein Cabrio recht große Heckscheibe, nicht fiel. Bei dem langen, nach unten abfallenden Heck ist es gut, dass die Parksensoren bereits zur Serienausstattung gehören. Der Kofferraum bietet bei geschlossenem Verdeck ordentlich 460 Liter Stauraum, die jedoch nach dem Öffnen auf schmale 165 Liter schrumpfen.
Bei einem Cabrio die Übersicht bei geschlossenem Verdeck zu kritisieren, ist in etwa das gleiche, als wenn man bei einem Sportcoupé die mangelnde Familientauglichkeit moniert. Also runter mit der Blechhaube. Das ganze funktioniert natürlich voll elektrisch, zwingt den Lexus jedoch zu absolutem Stillstand. Selbst ein Golf Cabrio kann sich mittlerweile bei bis zu 30 km/h oben herum frei machen, so lohnt wieder ein Blick zur Konkurrenz. Denn auch das BMW 3er Cabrio muss beim öffnen und schließen des Verdecks komplett still stehen. Apropos Stille: in Sachen Laufkultur und Geräusch haben die Lexus-Ingenieure beim im IS 250C verbauten Sechszylinder ganze Arbeit geleistet. Im Stand ist der Motor kaum hörbar, beim tritt aufs Gas schmeichelt ein seidenweicher V6-Bariton den Ohren. Der Wind pfeift ab Landstraßentempo ohne Windschott spürbar jedoch nicht störend durch den Innenraum. Bei geschlossenem Verdeck bietet das Lexus Cabrio eine ähnlich gute Geräuschdämmung wie eine geschlossene Limousine.
[foto id=“485833″ size=“small“ position=“left“]Ähnlich zeigt sich auch die Kraftentfaltung des Sechszylinders. Trotz 208 PS ist das Lexus IS Cabrio eher der gemütliche Cruiser. Rasantes Beschleunigen liegt ihm fern – das verhindert allein die etwas träge wirkende Sechsgang-Automatik – dafür entwickelt der Sechszylinder seine Kraft sehr gleichmäßig über das ganze Drehzahlband. Aus dem Stand braucht der IS 250C glatt 9 Sekunden auf 100 km/h. Das schafft selbst ein Golf mit 140 PS schneller, überflügelt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 212 km/h den Lexus zudem knapp. Großen Anteil daran hat sicher das Stahldach, sowie die robuste Mechanik die benötigt wird, um den schweren Blechhelm auf- und ab zu setzen. Leer bringt der Lexus IS 250C damit nämlich bereits 1,7-Tonnen auf die Waage. Dass es das Gewicht allein nicht sein kann, zeigt der auto.de-Test des nur etwas leichteren Opel Cascada, der trotz weniger PS und Vierzylinder deutlich agiler wirkt.
Passend zum Gesamtbild hat Lexus Lenkung und Fahrwerk komfortabel abgestimmt. Die Dämpfer lassen den Lexus selbst über gröbstes Kopfsteinpflaster schweben. Fährt man eine Kurve doch mal zügig an, überrascht der Lexus jedoch mit erstaunlich wenig Seitenneigung. Der IS 250C liegt zwar butterweich auf der Straße, das dabei häufig auftretende Schaukeln in Kurven unterlässt der Japaner jedoch fast vollständig. Der Verbrauch ist beim IS 250C ein heikles Thema. Zwar lag der Japaner[foto id=“485834″ size=“small“ position=“right“] im Test nur 0,3 Liter über den Normangaben, die bei einem Sechszylinder verständlicherweise auch stets etwas höher liegen, doch in Anbetracht der gebotenen Leistung sind die 9,6 Liter – bei sehr defensiver Fahrweise – einfach zu viel und nicht mehr zeitgemäß.
Generell ist der offene Lexus nicht wirklich ein Schnäppchen und verdient sich dabei zu recht den Beinamen „Japan-Benz“. Denn bereits in der Basis kostet das Cabrio 49.650 Euro. Die getestete Luxury-Line – u.a. mit Bi-Xenon-Scheinwerfern, Komfortsitzen mit Memoryfunktion – schlägt zusätzlich mit 3.700 Euro zu Buche. Mit TMC-fähigem Navi, digitalem Radioempfang (DAB), adaptivem Tempomat (ACC) und Metallic-Lackierung summiert sich das auf stolze 62.270 Euro. Da kann selbst ein BMW 3er Cabrio nicht ganz mithalten, vergleichbar ausgestattet ist er ein paar tausend Euro günstiger.
Böse Zungen würden den Lexus IS 250C als „Rentnerauto“ bezeichnen, scheint er doch fast alle gängigen Vorurteile gegen die Toyota-Luxus-Marke zu bestätigen. Nicht mehr ganz zeitgemäßes Design, weiches Fahrwerk, wenig spritziger Motor. Im Gegensatz zum Cockpit – das zwar sehr funktional, aber dennoch in seiner Optik wirklich überholt wirkt – [foto id=“485835″ size=“small“ position=“left“]dürfte die fahrdynamische Abstimmung jedoch bewusst im Hinblick auf die Hauptmärkte der Marke Lexus gewählt worden sein. Dafür spricht auch das Festhalten am V6-Motor. Denn während die japanische Edelmarke im Heimatland von Audi, BMW und Mercedes nur schleppend seine Autos an den Mann bringt, boomt der Absatz in den USA.
Denn für das Land der im Tempo limitierten und schnurgeraden Highways, passt dieser Lexus wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Hierzulande hat man sich jedoch offensichtlich auch bei Lexus Gedanken gemacht und das „alte“ IS 250 Cabrio bereits offiziell aus dem Programm genommen, was die Wahrscheinlichkeit auf ein Schnäppchen mit dicken Prozenten deutlich erhöhen dürfte. Denn trotz seines Alter von mittlerweile 8 Jahren – das Cabrio wurde zwar erst 2009 vorgestellt, die Technik ist jedoch identisch mit der seit 2005 am Markt befindlichen 2. Generation der Limousine – ist der Lexus IS 250C technisch einwandfrei und eben kein offener Sportwagen sondern ein Auto für Genießer. Und eventuell bringt Lexus im kommenden Jahr ja einen Nachfolger, dann vielleicht mit Stoffdach?
Exterieur-Design | 2,3 |
Interieur-Design | 2,2 |
Multimedia | 1,2 |
Navigation | 1,9 |
Fahrbetrieb | 1,8 |
Verbrauch | 3,0 |
Kosten pro Jahr* | |
Anschaffungspreis Testfahrzeug | 62.270 Euro |
Kraftstoffkosten** | 2.376 Euro |
Steuern | 268 Euro |
Wertverlust | 9.340,50 Euro |
Gesamtkosten pro Jahr: |
11.984,50 Euro |
Testergebnis/Gesamtprädikat: |
2,2 |
*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.) |
Viersitziges Hardtop-Cabrio der Mittelklasse | |
Länge/Breite/Höhe (m) | 4,64/1,80/1,42 |
Radstand (m): | 2,73 |
Motor: |
V6-Benziner
|
Hubraum: | 2.500 ccm |
Leistung: | 153 kW/208 PS bei 6.400 Umdrehungen pro Minute |
max. Drehmoment: | 252 Newtonmeter bei 4.800 Umdrehungen pro Minute |
Höchstgeschwindigkeit: | 210 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: |
9,0 s
|
Test-Verbrauch: | 9,6 l/100 km |
Verbrauch Hersteller: | 9,3 l/100 km |
CO2-Ausstoß Hersteller: | 219 g/km |
Schadstoffklasse: | Euro 5 |
Ausstattung (Serie, Auswahl): |
8 Airbags, Antiblockiersystem (ABS), elektronisches Stabilitätsprogramm (VSC), Schlüsselloser Zugang, elektrisch verstell- und beheizbare Rückspiegel, beheizbare Scheibenwaschanlage, Lexus Park Assist, 18″-Leichtmetallräder, elektrische Fensterheber, Klimaautomatik |
Gewichte/Zuladung | |
Leergewicht: | 1.730 – 1.755 kg |
zul. Gesamtgewicht: | 2.075 kg |
Kofferraumvolumen: | 420 l (165 bei geschlossenem Verdeck) |
Preise | ab 49.650 Euro |
Testwagen: | 62.270 Euro |
geschrieben von Holger Zehden/auto.de veröffentlicht am 11.10.2013 aktualisiert am 11.10.2013
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