Mazda

Test: Mazda3 MPS – Wilder Kerl sucht Verständnis

Bücher soll man nicht nach ihrem Umschlag, Menschen nicht nach ihrem Äußeren beurteilen. Auch bei Autos führt der erste Blick schon mal zu einem Fehlurteil. Wer etwa den Mazda3 MPS allein auf seinen zugegeben krawalligen Auftritt reduziert, tut ihm wirklich unrecht.

Bei der ersten Begegnung wirkt das Top-Modell der japanischen Kompakt-Baureihe wie die automobile Entsprechung des Schulhof-Rüpels. Breitbeinig, aufgepumpt und mit Vokuhila-Dachspoiler am Heck. Die aufgeblähte Lufthutze auf der Motorhaube und der zu einem Grinsen verzogene Grill scheinen einem kalt freundlich eine Tracht Prügel anbieten zu wollen.

Neben deutschen PS-Boliden, wo die Kraftdarstellung in der Regel eine Spur ernsthafter und kühler, aber auch aggressiver erfolgt, wirkt der Mazda tatsächlich wie ein Halbstarker. Bedrohlich, aber eher in Richtung blaues Auge als gebrochener Kiefer.[foto id=“463278″ size=“small“ position=“left“]

An Kraft würde es dem Mazda allerdings nicht mangeln

Mit 191 kW/260 PS Leistung aus 2,3 Litern Hubraum – per Turbo mit der zweiten Luft versorgt – zählt der MPS zu den stärksten Kompaktmodellen mit Frontantrieb überhaupt. Kein Wunder, dass er die Kraft kaum im Zaum halten kann. Beim Anfahren auf schlechtem Untergrund und beim Herausbeschleunigen aus der Kurve ruckt und muckt das Lenkrad, dass man gut daran tut, es fest im Griff zu halten. Beim Schalten in den niedrigen Gängen ist Feingefühl gefragt, sonst lässt das mächtig einsetzende Drehmoment (380 Nm) den MPS torkeln wie einen Zehntklässler nach der Abi-Party auf dem Schulhof.

Wer das jedoch weiß und entsprechend reagiert, hat den Kompakten im Griff. Da muss man gar nicht abgenutzte Metaphern wie „mit strenger Hand“ oder „hart anpacken“ bemühen, denn mit Ausnahme der bauartbedingten Macken gehört der Mazda in Sachen Fahrverhalten zu den Braven. Auch in schnellen Kurven überraschen keine Zicken, die feine Lenkung gibt [foto id=“463279″ size=“small“ position=“right“]gute Rückmeldung und die Bremsen packen zuverlässig zu.  

Beim Fahrkomfort zeigt der MPS einen Sanftmut, den man ihm kaum zugetraut hätte. Das Fahrwerk ist zwar straff und trocken, kommt mit den üblichen Straßenunebenheiten aber gut klar. Auch lange Autobahnetappen sind keine Qual, nicht zuletzt wegen der guten Serien-Sportsitze. Der Motor bleibt zwar immer akustisch präsent, nutzt dabei aber – zumindest subjektiv – angenehm sonore Frequenzen. Alter Klassenzimmer-Trick halt: eine tiefes Grollen geht im Hintergrundrauschen eben eher unter als ein helles Kieksen.

Wirklich als schlechte Manieren lassen sich lediglich die Trinkgewohnheiten des Mazda bezeichnen. Im Schnitt genehmigten sich die vier Zylinder gut 12 Liter, mit Mühe waren weniger als zehn möglich. Ein wenig ausgleichen kann das der faire Preis: Mit 28.390 Euro zählt der MPS zu den Schnäppchen in seiner Klasse, vor allem angesichts der umfangreichen [foto id=“463280″ size=“small“ position=“left“]Ausstattung mit Klimaautomatik, CD-Radio und Tot-Winkel-Warner. In Sachen Wiederverkaufswert dürfte der Japaner aber im Vergleich mit der europäischen Konkurrenz nur mäßig abschneiden.

Der Mazda3 MPS ist also etwas für die Freundlichen und Duldsamen unter den Autofahrern. Mit etwas Verständnis für großspuriges Auftreten und ein aufbrausendes Wesen kann man hinter die Fassade blicken und sieht ein Auto, das vor allem eins will: Spaß machen. Wer einen perfekten Kompakt-Kraftprotz will, sollte sich aber ohnehin nicht in der Exoten-Ecke, sondern in der Streber-Mensa bei VW Golf GTI und seinesgleichen umschauen.

Datenblatt: Mazda3 MPS

Fünftüriger Kompaktwagen
Länge: 4,46 Meter
Breite: 1,76 Meter
Höhe: 1,47 Meter
Radstand: 2,64 Meter
Kofferraumvolumen: 340 – 1.360 Liter

Antrieb

2,3-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit 191 kW/260 PS
max. Drehmoment: 380 Nm bei 3.000 U/min
null bis 100 km/h: in 6,1 Sek.
Vmax: 250 km/h
Normverbrauch: 9,4 l/100 km
CO2-Ausstoß: 219 g/km
Effizienzklasse: G
Testverbrauch: 12 l/100 km
Preis: ab 28.390 Euro

Kurzcharakteristik: Mazda3 MPS

Alternative zu: Ford Focus ST, Renault Mégane RS, Opel Astra OPC
Sieht gut aus: auf dem Schulparkplatz
Passt zu: Autofahrern, denen Spaß wichtiger ist als Perfektion

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