Mazda

Test: Mazda3 – Nippon-Dynamiker mir Rest-Komfort

Mazda ist wohl der unkonventionellste japanische Automobilhersteller. Anders als Toyota setzt man in der Kompaktklasse nicht auf kompromisslose Anpassung an den Massengeschmack-Mittelwert, sondern auf einen speziellen, sportlichen Charme. Der kann durchaus gefallen, insbesondere, da mittlerweile auch der Komfort nicht zu kurz kommt. 

Der Mazda3 hat sich seit seinem Debüt 2003 Sportlichkeit auf die Fahnen geschrieben. Das Fahrwerk – eng mit dem des für seine Agilität bekannten Ford Focus verwandt – erfüllte das Versprechen von Anfang an, verlangte aber vom Fahrer Kompromissbereitschaft beim Federungskomfort. Die 2009 lancierte Neuauflage wusste Wellen und Unebenheiten schon besser zu nehmen, seit dem Facelift 2011 sind Agilität und Komfort noch einmal besser austariert. Obwohl der Fronttriebler satt auf der Straße liegt und Kurven ohne [foto id=“412396″ size=“small“ position=“left“]spürbare Seitenneigung nimmt, bringen ihn nun auch gröbere Schlaglöcher nicht mehr aus der Ruhe. Ergänzt wird das durch eine präzise Lenkung und verbindliche Bremsen.

Antrieb

Passend zum agilen Unterbau präsentiert sich der Motor. Im Testwagen tut der mittlere der drei angebotenen Diesel Dienst, ein 2,2-Liter-Vierzylinder mit 110 kW/150 PS. Das Triebwerk erfüllt dabei durchaus gehobenere Ansprüche an Durchzug und Kraftentfaltung. Bereits knapp über Leerlaufdrehzahl schiebt der Motor den Kompakten freudig nach vorne, um dann knapp unter 2.000 Touren sein ganzes Drehmoment von 360 Nm zu entfalten. Das fühlt sich subjektiv souveräner an, als es die Papierwerte vermuten lassen. Denn die sind mit 9,2 Sekunden für die Beschleunigung von null auf 100 km/h und einem Spitzentempo von 205 km/h im Wettbewerbsumfeld eher durchschnittlich. Laut ist der Diesel dabei nie, selbst im Leerlauf fällt es schwer, seine Bauart akustisch auf Anhieb festzustellen.

Beim Verbrauch gibt er sich einigermaßen genügsam, auch wenn 6,0 Liter in der Praxis noch ein gutes Stück vom versprochenen Normwert von 5,2 Litern entfernt sind. Abhilfe schaffen könnte hier etwa eine Start-Stopp-Automatik, doch die ist beim Mazda3 lediglich in Verbindung mit dem 2,0-Liter-Benziner zu haben. Generell herrscht bei der Motorenpalette des kompakten Japaners noch ungehobenes  [foto id=“412397″ size=“small“ position=“left“]Optimierungspotenzial, denn die neue Spar-Triebwerksgeneration Skyactiv von Mazda ist für die Nummer 3 anders als im Kompakt-SUV CX-5 bis auf weiteres noch nicht zu haben. Hier lohnt sich das Warten.

Raumkonzept

Nicht voll überzeugen kann der Mazda3 auch beim Raumkonzept. Der Fünftürer ist stolze 4,46 Meter lang und sprengt damit das Standardmaß der Kompaktklasse. Diese 20 Zentimeter mehr, die der Japaner Modellen wie dem VW Golf voraus hat, kann er nicht in Innenraumvolumen umsetzen. Das wird auch nicht durch erhöhte Variabilität ausgeglichen, denn außer der umlegbaren Rückbank hat der Mazda nichts zu bieten. So bleibt das Platzangebot durchschnittlich, während der Platzbedarf, etwa beim Parken in der Innenstadt, unnötig groß ausfällt. Störend machen sich in diesem Zusammenhang auch die schlechte Übersichtlichkeit der Karosserie und der recht große Wendekreis bemerkbar.

Preis & Ausstattung

Preislich siedelt sich der Mazda3 mit dem mittleren Diesel mit 24.590 Euro knapp unterhalb der deutschen Konkurrenz an. Bezieht man die gute Ausstattung ein, ist er jedoch spürbar günstiger als VW Golf, Opel Astra und Ford Focus. Immer an Bord sind unter anderem [foto id=“412398″ size=“small“ position=“left“]Zweizonen-Klimaautomatik, Spurwechselassistent und 17-Zoll-Räder. Viel findet sich dann nicht mehr auf der Optionsliste, allerdings auch keine weiteren Assistenzsysteme. Dort ist die Konkurrenz mittlerweile besser aufgestellt.

Fazit

Der Mazda3 ist alles andere als perfekt: Für seine Größe zu eng, ohne Hightech-Extras und mit suboptimalem Motorenprogramm kann er unterm Strich objektiv gesehen mit VW Golf oder auch den Koreanern Hyundai i30 und Kia Ceed nur noch schwer mithalten. Subjektiv ist er aber einer der größten Spaßmacher im Kompaktsegment. Und das dürfte immer noch den einen oder anderen Kunden locken.

Datenblatt: Mazda 3

Fünftürige, fünfsitzige Limousine der Kompaktklasse
Länge/Breite/Höhe: 4,46 Meter/1,76 Meter/1,47 Meter
Radstand: 2,64 Meter
Kofferraumvolumen: 340 – 1.360 Liter
   
Antrieb: 2,2-Liter-Diesel, 110 kW/150 PS
max. Drehmoment: 360 Nm zwischen 1.800 und 2.600 U/min
Vmax: 205 km/h
0-100: 9,2 s
Durchschnittsverbrauch je 100 Kilometer: 5,2 Liter
CO2-Ausstoß: 139 g/km
Testverbrauch: 6,0 Liter
   
Preis: 24.590 Euro

Kurzcharakteristik

Alternative zu: Ford Focus, Opel Astra, Alfa Romeo Giulietta
Passt zu: Fahrspaßverfechtern mit Toleranz gegenüber kleinen Schwächen
Sieht gut aus: in der Kurve

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Gast auto.de

Juli 22, 2012 um 2:08 pm Uhr

Die Beschleunigung und Endgeschwindigkeit sind das, was Mazda hier vom Massenerfolg trennt. Das ist nachvollziehbar, weil es fast nur noch in Deutschland keine Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit gibt. Wenn dieses Merkmal zu den gehobenen Fertigungskriterien und der Pannenresistenz käme, könnte Mazda ganz groß rauskommen. Da Mazda ohne Firmenflotten wie VW, Ford oder Renault auskommen muß, könnte dies auch einen ganz gewaltigen wirtschaftlichen Schub nach sich ziehen.

Nissan geht da mit seinen Sportcoupés und mit Infinity als Nobelmarke konsequent diesen Weg. Es dauert natürlich seine Zeit, bis in die Phalanx von Porsche, BMW, Audi und DB eingebrochen ist.

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