Mercedes-Benz

Test: Mercedes B 200 CDI – Verjüngungskur

Mercedes-Fahrzeuge der A- und B-Klasse galten bisher eher als Autos für Pensionäre. Schön hoch und bequem, aber gleichzeitig bieder und langweilig – trotz Premiumanspruch. Das sprach vor allem Rentner mit einer prall gefüllten Brieftasche an. Mit der neuen B-Klasse soll sich das Kundenprofil nun endlich erweitern und auch junge Fahrer und Familien ansprechen. Gelingt das?

Ein Mercedes ist kein Schnäppchen, das gilt auch für die B-Klasse. Der Einstieg beginnt bei 26.358 Euro für den Basisbenziner mit 90 kW/122 PS. Wer öfters mal mit vollbesetztem Auto unterwegs ist, wird den großen Diesel B 200 CDI mit 100 kW/136 PS schätzen. Vorteil: ordentlich Durchzug und Kraft bei geringem Verbrauch. Nachteil: Einstiegspreis von 30.166 Euro. Und dabei wird es garantiert nicht bleiben.

Viel Geld für ein kompaktes Auto[foto id=“424939″ size=“small“ position=“right“]

Denn traditionell ist die Ausstattungsliste bei Mercedes lang. Wer sich ein Fahrzeug mit dem Stern bestellt, erwartet ein wenig Luxus. Schiebedach (1.362 Euro), Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (2.165 Euro), Bi-Xenonscheinwerfer (ab 1.005 Euro), hintere Seitenairbags (446 Euro), Klimaautomatik (606 Euro) und Parkassistent (803 Euro) lassen den Preis in die Höhe schnellen. Und wer eine Lederausstattung sucht, muss gleich zu einem Ausstattungs-Paket wie dem Exklusive-Paket (ab 1.517 Euro) greifen. Dank einer Elektronik-Architektur, die in weiten Teilen der der neuen M-Klasse entspricht, gibt es für die B-Klasse aber auch eine Reihe von Sicherheits- und Assistenzsystemen, die man in dieser Klasse sonst nicht kennt: Dazu zählen unter anderem Spurhalte-System (892 Euro) und Abstandsregler-Tempomat (1.023 Euro). Für Sicherheit ist also gesorgt, ganz egal ob für junge Familien oder Rentner. Die 40.000 Euro-Grenze wird damit aber problemlos überschritten. Viel Geld für ein kompaktes Auto. Das können andere Hersteller günstiger.

Aber die B-Klasse ist auch das einzige Premium-Angebot im Hochdachsegment, Angebote von Audi oder BMW sucht man vergebens. Mit Leder und Echtholz lässt die B-Klasse ihre Konkurrenz aus der Volumen-Ecke weit hinter sich. Wem also ein Kombi zu klein und ein SUV zu wuchtig ist und wer ein edles, hochwertiges praktisches Auto sucht, der kommt am Stuttgarter Van nicht vorbei. Und der Mercedes bietet einiges.

Viel Raum

Vor allem ist das Raum. Fahrer und alle Passagiere sitzen zwar nicht mehr so hoch wie beim Vorgänger. Doch der Einstieg fällt immer noch leicht und ist nicht nur für Piloten mit leichten Gebrechen ideal: Tür auf, Po rein, Beine nachziehen. Leichter geht es nur bei den hohen und schweren SUVs. Dafür können aber auch die Kleinen selbständig in den Fond klettern – und zwar auch in engen Parklücken, [foto id=“424940″ size=“small“ position=“left“]denn schmal geschnittenen Türen lassen sich auch dort noch ausreichend weit öffnen. Die Rundumsicht ist zumindest bei hochgeschraubten Sitzen gut, so dass eine Rückfahrkamera (290 Euro) nicht nötig ist. Bei Personen bis 1,80 Meter Länge entsteht auch keine Enge, weder vorne, noch hinten. Bei einer Fahrzeuglänge von 4,40 Meter Länge nicht unbedingt selbstverständlich, vor allem bei einem Kofferraumvolumen von 486 bis 1.545 Liter. Der Gepäckraum ist gut zugänglich, die Klappe öffnet weit nach oben und der Laderaum verfügt über einen flexiblen Ladeboden. Praktisch wird es mit dem „Easy-Vario-Plus-System“ (672 Euro), mit dem sich die Rücksitze verschieben und der Beifahrersitz flachlegen lässt. Damit wird der Innenraum noch flexibler. Der Platz reicht aber auch jeden Fall nicht nur für den Wochenendgroßeinkauf, sondern auch für den Urlaubstrip.

Fahreindruck

Dafür ist der der 200 CDI-Motor praktisch. Der 1,8-Liter-Turbodiesel in der stärkeren Ausbaustufe hängt gut an der Einspritzdüse, rennt in 9,5 Sekunden auf Tempo 100 und lässt den Van bis zu 210 km/h schnell fliegen. Zwar verfehlt der Stuttgarter den Normverbrauch von 4,4 Liter auch bei zurückhaltender Fahrt um 1,2 Liter – doch auch das ist kein schlechter Wert. Auch Dank des serienmäßigen Start-Stopp-System.[foto id=“424941″ size=“small“ position=“right“] Zumal das Fahren durchaus Spaß bereitet, trotz des stets präsenten Selbstzünders: Die präzise Lenkung und das straffe Fahrwerk harmonieren gut mit dem sportlichen Auftritt. Dazu zählen auch die 18-Zoll-Räder mit 225/40er-Reifen, die zwar sauber die Radkästen ausfüllen, allerdings Komfort rauben. Weniger wäre hier mehr, wie die 225/45 R17-Reifen. Wer aber auf seine Bandscheiben keine Rücksicht nehmen muss, kann auch zum straff abgestimmten Sport-Paket greifen. Damit wetzt der Stuttgarter flott um jede Kurve und ist selbst auf der linken Spur der Autobahn gut aufgehoben – von wegen Rentner-Fahrzeug.

Das optionale Doppelkupplungsgetriebe ist zwar mit 2.165 Euro teuer, schaltet aber weitgehend ruckfrei und erhöht nochmal den Komfort. Der Schalthebel wandert außerdem an die Lenksäule – eine Lösung, die zwar nicht besonders sportlich wirkt, jedoch zu einem raumbetonten Fahrzeug gut passt. Denn so bleibt die Mittelkonsole für weitere Staufächer frei, ganz egal für was: Für das Brillenetui oder für die Baby-Rasse

Mercedes-Benz B-Klasse – Technische Daten

Fünftürige, fünfsitzige Hochdach-Limousine der Kompaktklasse
Länge/Breite/Höhe: 4.400 mm/1.790 mm/1.560 mm
Radstand: 2.700 mm
Kofferraumvolumen: 486-1.545 Liter
Motor (B 200 CDI): Vierzylinder-Turbodiesel
Hubraum: 1.8 Liter
Leistung: 100 kW/136 PS
max. Drehmoment: 300 Nm bei 1.600 – 3.000 U/min
Vmax: 210 km/h
0-100 km/h: 9,5 s
Verbrauch: 4,4 l/100 km
CO2-Ausstoß: 115 g CO2/km
Testverbrauch: 5,6 l/100 km
Preis: ab 30.166 Euro
Kurzcharakteristik:
Alternative zu: Ford C-Max, Opel Zafira, VW Golf Plus
Sieht gut aus: in Mountaingrau mit beigem Leder
Passt zu: Familien und Rentnern mit Premium-Anspruch

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