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Mitsubishi
Sieben Jahre sind eine extrem lange Zeit für ein modernes Auto. Doch genau so lang ist die aktuelle, achte Generation des kompakten Mitsubishi Lancer auf dem Markt. Ein Nachfolger ist bisher nicht konkret in Sicht. Umso erstaunlicher, dass der Lancer auch heute noch alles andere als alt aussieht. Zumindest solange man keinen Blick ins Innere wirft. Bei Autos aus Asien wird hierzulande[foto id=“518542″ size=“small“ position=“right“] gerne moniert, dass sich die Hersteller zu stark am aktuellen Zeitgeist orientieren, weshalb die Fahrzeuge nach 10 Jahren oder mehr – wann immer eine neue Strömung die Optik der Autos beeinflusst – vollkommen überholt wirken. Da kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, als ich meinen Blick nun über den noch immer aktuellen Mitsubishi Lancer Sportback schweifen lasse. Denn hier findet das Auge fast ausschließlich gerade und klare Linien und eine stehende Schnauze mit mächtig großem Kühlergrill. Alles Zutaten, die auch die deutschen Hersteller aktuell (wieder) für sich entdeckt haben. Mit etwas Spoilerwerk macht mein Testwagen – ein Mitsubishi Lancer Sportback 1.8 Di-D – einen durchaus zeitgemäßen und sportlichen Eindruck.
Zumindest für alle Umstehenden, ist das Karosseriedesign doch vom mächtigen Lancer Evo abgeleitet. Doch im Innenraum scheint beim Japaner irgendwann in den späten [foto id=“518543″ size=“small“ position=“left“]1990ern die Zeit stehen geblieben zu sein. Lenkrad, Instrumente, Schaltknüppel; alles ist sehr schlicht gehalten. Einzig der LCD-Touchscreen in der Mittelkonsole wirkt etwas modern. Wobei auch dieser im Alltag keine gute Figur macht. Die Eingaben reagieren träge, der Kontrast ist so schlecht, dass bei Sonne kaum etwas auf dem lichtschwachen Bildschirm zu erkennen ist. Nur gut dass Mitsubishi ihn ausschließlich für das Radio verwendet und einfach kein integriertes Navi anbietet. Denn Karten und Fahranweisung zu erkennen, wäre bei Sonne schlicht unmöglich.
Nun gut, bei der Anmutung des Innenraums kann der Mitsubishi Lancer also nicht mit VW Golf VII und Co. mithalten. Allerdings will Mitsubishi auch gar nicht mit der Avantgarde der Kompaktklasse konkurrieren. Das zeigt auch die „Bandbreite“ an Optionen, die der Japaner bietet. Denn zur Wahl stehen beim Lancer nur Karosserieform (Limousine oder Sportback), Motor (1.6-Liter Benziner oder 1.8-Liter Diesel) und die Außenfarbe. Wer will kann noch Zubehör wie Ladekantenschutz oder Dekorsets ab Werk ordern, ansonsten ist der Lancer jedoch generell voll ausgestattet. Und das ist gar nicht mal so wenig, wie das karge Interieur vermuten lässt. Neben den gängigen Sicherheitsfeatures wie ABS, ESP, Bremassistent und einer Reihe[foto id=“518544″ size=“small“ position=“right“] von Airbags gehören etwa Rückfahrkamera, Leichtmetall-Felgen, Bi-Xenon-Scheinwerfer, Licht- und Regensensor, Klimaautomatik und Tempomat beim Lancer zur Serienausstattung. Weiteres Plus des kompakten Japaners: das Platzangebot. Denn der Lancer lag mit einer Länge von 4,57 Metern und einem Radstand von 2,64 Metern deutlich über den Werten anderer Kompakter seiner Zeit. Erst nach und nach wachsen die Neuauflagen kompakter Rivalen auf vergleichbare Werte. Das Ergebnis war und ist eine in der Kompaktklasse nur selten erreichte Beinfreiheit im Fond sowie eine erstaunlich große maximale Ladekapazität von 1.349 Litern. Bei aufrechter Rückbank fällt das Gepäckabteil mit 288 Litern hingegen recht klein aus. Schuld sind die weit in den Kofferraum ragenden Radkästen sowie die flach abfallende Heckscheibe.
Beeindrucken konnte der Lancer hingegen bei den Fahrwerten. Denn während die Japaner bei den Selbstzündern lange Zeit auf Fremd-Aggregate (u.a. auch von VW) gesetzt haben, schnurrt unter der Haube des Lancer mittlerweile eine Eigenentwicklung mit 1.8-Liter Hubraum, 150 PS und 300 Nm Drehmoment. Zwar könnte der Motor etwas mehr Geräuschdämmung vertragen, dennoch haben mich Durchzug und Verbrauch durchaus überzeugt. Klar sind 10,1 Sekunden für den Sprint von null auf 100 km/h nicht weltbewegend schnell, doch im Alltag ist der Diesel-Lancer stets souverän unterwegs. Wenn man es mal eilig hat, sind auch mal 200 km/h kein Problem. Vor allem auf Langstrecken macht der Diesel durchaus Laune und geizt beim Verbrauch. Denn dank des hohen Drehmoments kann man den Lancer 1.8 Di-D wunderbar schaltfaul fahren, was in Anbetracht der etwas hakeligen Schaltung auch ganz gut ist. Nach 14 Tagen hatte ich im Schnitt 6,0 Liter Diesel pro 100 km verbraucht (Herstellerangaben: 5,1 l/100 km).[foto id=“518546″ size=“small“ position=“right“]
Der Mitsubishi Lancer ist ein ehrlicher Kamerad, der rein äußerlich voll auf Höhe der Zeit liegt. Im Innenraum kann er jedoch mit dem neuen Premiumanspruch, der sich mehr und mehr durch die Kompaktklasse zieht, nicht mithalten. Dafür bietet der Mitsubishi Lancer die wichtigsten und gängigsten Ausstattungsdetails serienmäßig. Damit unterbietet der Lancer so ziemlich jeden vergleichbar ausgestatteten Konkurrenten im Preis, und das deutlich. Der Nachteil: Ein günstigeres Einsteigermodell gibt es nicht mehr. Der 16.990 Euro teuere Einstiegs-Benziner ist wohl dem Rotstift zum Opfer gefallen. So muss die Chemie zwischen Fahrzeug und Fahrer also stimmen.
Plus: | Trotz seines Alters schickes und zeitgemäßes Design, kräftiger, sparsamer Motor, sehr gutes Preis-Leistungs-Verhätlnis |
Minus: | Nur ein – nicht ganz billiger – Preis, sehr karges Interieur |
Fünftüriger, fünfsitziger Kompaktwagen | |
Länge/Breite/Höhe (m): | 4,59/1,76/1,52 |
Radstand (m): | 2,64 |
Motor: | |
Hubraum: | 1798 ccm |
Leistung: | 110 kW/150 PS bei 4.000 Umdrehungen pro Minute |
max. Drehmoment: | 300 Newtonmeter von 2.000 – 3.000 Umdrehungen pro Minute |
Höchstgeschwindigkeit: | 204 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: |
10,1 s
|
Test-Verbrauch: | 6,0 l/100 km |
Verbrauch Hersteller: | 5,1 l/100 km |
CO2-Ausstoß Hersteller: | 137 g/km |
Schadstoffklasse: | Euro 5 |
Energieeffizienzklasse: | B |
Ausstattung (Serie, Auswahl): | ABS, ESP, Bremsassistent, 7 Airbags, Rückfahrkamera, Leichtmetall-Felgen, Bi-Xenon-Scheinwerfer, Licht- und Regensensor, Klimaautomatik, Tempomat, Radio-CD- / MP3-Kombination mit 6.1″ Touchscreen |
Gewichte/Zuladung | |
Leergewicht: | 1.535 kg |
zul. Gesamtgewicht: | 1.990 kg |
Kofferraumvolumen: | 288 – 1.349 l |
Basispreis | ab 20.990 Euro |
Preis Testwagen: | 23.990 Euro |
Vorraussichtliche Kosten pro Jahr | |
Steuer: | 225,00 Euro |
Kraftstoff: | 1.422,00 Euro |
Wertverlust: | 3.598,50 Euro |
Gesamtkosten pro Jahr: | 5.245,50 Euro |
*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.) **Kraftstoffkosten bei 1,58 Euro/Liter Diesel und einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern |
geschrieben von Holger Zehden/auto.de veröffentlicht am 10.07.2014 aktualisiert am 20.08.2014
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