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Test: Porsche Macan S – Das SUV mit ganz großem „S“

Es ist gar noch so wahnsinnig lange her, dass Porsche wirklich nur Sportwagen herstellte. Es gab damals den 911er in verschiedenen Ausführungen und eben sonst nichts. Erst Mitte der 90er-Jahre kam der kleine Roadster Boxster hinzu. Und dann ging es richtig los: Die geschlossene Version des Boxster, der Cayman, ist noch ein echter Sportwagen, mehr vielleicht noch als ein moderner 911er. Aber mit dem Panamera wagte sich Porsche sogar in die Limousinen-Oberliga vor und der Cayenne mischte die große SUV-Klasse auf, avancierte gar zum meistverkauften Modell (über 80.000 Stück in 2013) der Schwaben.

Diesen Rang, davon darf man ausgehen, wird ihm spätestens 2015 das kleinere Pendant des Cayenne, der neue Macan, streitig machen. Aber kann der zur mittleren SUV-Klasse zählende künftige Bestseller die Erwartungen im Alltag auch einlösen? Schließlich ist der Fünfsitzer technisch letztlich ja nichts anders als ein gründlich modifizierter Audi Q5 mit Porsche-Motor.

Der Macan wird derzeit in drei Motorisierungen angeboten. Als Diesel mit 258 PS, als Macan S mit 340 PS und als Macan Turbo mit 400 PS. Wir entschieden uns für die goldene Mitte: Der Diesel passt zwar zu einem SUV, aber in Verbindung mit dem „Porsche“ geht uns das Wort „Selbstzünder“ immer noch nur schwer über die Tastatur. Der Turbo ist zwar brillant, aber im Grundpreis – bei deutlich [foto id=“519100″ size=“small“ position=“right“]besserer Ausstattung – knapp 22.000 Euro teurer. Es durfte also der Macan S sein, dessen 3,0-Liter-Motor im Vergleich zum Turbo (3,4 Liter, 400 PS, 550 Nm, 266 Spitze) fast schon vernünftig anmuten. Bei allen Versionen, auch beim mit dem „S“ preisgleichen Diesel, sind der Allradantrieb und das Doppelkupplungsgetriebe (PDK) immer inklusive.

Das passt zum Porsche-Anspruch, den „Sportwagen unter den SUV“ zu bauen. Und der Macan (indonesisch für „Tiger“) lässt da von Beginn an keinen Zweifel aufkommen. Wenn der wie stets bei Porsche links vom Lenkrad steckende Zündschlüssel umgedreht wird, heult der Turbo-Benziner erstmal akustisch eindrucksvoll auf, fällt dann aber sofort in ein sanftes Brabbeln zurück.

Aber vielleicht gehen wir, bevor wir den Automatik-Wählhebel von P auf D stellen erst nochmal zurück. Denn man sollte sich über den Erfolg von SUV letztlich keine Illusionen machen: Die Fahrzeuge werden gekauft, weil sie neben vermeintlicher Sicherheit vor allem mehr Überblick und einen leichteren Einstieg bieten. Der funktioniert beim Macan tatsächlich einwandfrei, ehemalige 911er-Fahrer mit Cayenne-Allergie und Rückenproblemen können also ihrer Marke treu bleiben. Sehr positiv vermerken wir zudem, dass wir umgekehrt aber auch nicht in eine Art Hochsitz klettern müssen, der Macan-Fahrer sitzt beachtliche 7 Zentimeter tiefer als sein Cayenne-Kollege, also fast schon sportlich. Dagegen konnten wir uns mit der Cockpitgestaltung, speziell mit der jetzt bei Porsche präferierten leicht ansteigenden Mittelkonsole nicht wirklich anfreunden. Dort ist nicht nur eine Vielzahl von Knöpfen untergebracht, diese sind auch unübersichtlich beschriftet. Mit anderen Worten: Die Bedienung erfordert einige Eingewöhnung.

Jetzt aber zum spaßigen Teil: Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, wie die Porsche-Ingenieure es schaffen, aus einem als Grundlage dienenden eher biederen Basisauto ein echtes Markenprodukt zu formen. Fast niemand denkt heute bei der Fahrt in einem Cayenne noch an das Schwestermodell VW Touareg. Ähnlich ist es mit dem Macan. Wem dessen Verwandtschaft mit dem Audi Q5 nicht bekannt ist, wird aus den Eigenschaften des „Tigers“ wohl schwerlich darauf schließen können.

Immerhin ist der Motor ja auch ein echtes Porsche-Produkt. Der Allrader zieht mit ihm vom ersten Gasstoß an unwiderstehlich nach vorne. Dabei bleibt er akustisch (leider) relativ zurückhaltend, nur wenn man das optionale Sport-Chrono-Paket geordert und die entsprechende Taste gedrückt hat, werden die Kennlinien verschärft, die Gänge höher ausgedreht und die Auspuffanlage schaltet auf „hier bin ich“.

Ein Vorteil des Macan S ist sicher seine relative Leichtigkeit. Auf der Vorderachse lastet weniger Gewicht als beim größeren Turbo und vor allem als beim schweren Diesel. Das macht das Handling mit dieser Version zum erwarteten Erlebnis. Der Macan klebt bei trockener Straße in der Kurve, lässt sich für ein Auto dieser Größte fast schon unheimlich exakt lenken und bei den Fahrleistungen [foto id=“519101″ size=“small“ position=“left“]natürlich nichts zu wünschen übrig. Ein SUV, das nach 5,4 Sekunden auf Tempo 100 ist, mühelos die 250 km/h-Marke knackt und sein Drehmoment von bis zu 460 Newtonmetern wunderbar gleichmäßig abgibt – was will man mehr? Vielleicht einen Turbo, der das alles – kaum zu glauben – noch besser und sportlicher kann. Aber: siehe Aufpreis.

Anders als ein 11er oder vor allem ein Boxster/Cayman muss ein SUV, auch wenn es von Porsche kommt, mehr bieten, als sportliche Fahrleistungen. Der Käufer erwartet ein gewisses Maß an Alltagstauglichkeit. Der Macan ist offiziell ein Fünfsitzer, bietet aber zumindest vier Erwachsenen ausreichend Raum. Der Kofferraum fast taugliche 500 Liter, die durch Umlegen der dreifach im Verhältnis 40:20:40 geteilten Rücksitzbank auf 1.500 Liter erweitert werden kann.

Porsche-Designchef Michael Mauer hat die nicht immer einfach zu gestaltende Linie eines SUV gut in den Griff bekommen und den Macan in eine ansprechende Hülle verpackt. Er ist mit seinen typischen Scheinwerfern sofort als Porsche zu erkennen. Besonders auffällig an der Front ist die in den Kotflügel gezogene Motorhaube, die auch die Scheinwerfer umringt. Eine produktionstechnische aufwendige Lösung, durch die die Motorhaube aber komplett fugenlos wirkt. Seine Sportlichkeit unterstreicht der Allrader durch eine hohe Gürtellinie mit entsprechend wenig Glasanteil. Die abfallende Dachlinie trifft hinten auf eine breite Schulter, einen Dachspoiler und eine sehr stark geneigte Heckscheibe. Relativ schmale, breit verlaufende Heckleuchten mit individueller Nachtgrafik runden das gelungene Gesamtbild ab.[foto id=“519102″ size=“small“ position=“right“]

Der Macan ist sicherlich kein „Sportwagen“ im engeren Sinn, aber er ist zumindest ein sehr, sehr sportliches SUV mit echten Alltagsqualitäten geworden. Also ein „Sport Utility Vehicle“.  Zum Alltag gehört allerdings auch die Fahrt zur Tankstelle: Statt der versprochenen knapp 9 flossen annähernd 12 Liter pro 100 Kilometer Richtung Brennraum. Angesichts der Porsche-Empfehlung, für volle Power Super Plus zu tanken, wird der Besuch an der Tanke so zu einem teuren Spaß. Was den Spaß am Sport dann doch wieder ein wenig einschränkt.

Porsche Macan S – Technische Daten

Fünftüriges, fünfsitziges SUV
Länge/Breite/Höhe 4,68 Meter/1,92 Meter (mit Außenspiegeln: 2,10 Meter)/1,62 Meter
Radstand 2,81 Meter
Gepäckraumvolumen 500 – 1.500 Liter
   
Motor 3,0-Liter-V6-Turbobenziner; 250 kW/340 PS
maximales Drehmoment 460 Nm zwischen 1.450 – 5.000 U/min
Vmax 254 km/h
0-100 km/h 5,4 s
Durchschnittsverbrauch 8,7 Liter (Super Plus)
CO2-Ausstoß 204 g/km
Emissionsklasse D
Abgasnorm Euro 6
Testverbrauch 11,6 Liter
Preis 57.930 Euro

Kurzcharakteristik

Alternative zu: einem 911er, einem Panamera oder einem Cayenne

Passt zu: Fahrern, denen ein 911 zu sportlich, ein Panamera zu bieder und ein Cayenne zu groß ist

Sieht gut aus: im Vergleich zu einem Panamera oder Cayenne

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