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Porsche
Ein Porsche, egal ob Elfer, Boxster, Cayenne oder Panamera, ist nicht direkt als Stadtauto konzipiert. In den reglementierten urbanen Räumen können die Boliden ihr Potential naturgemäß nicht ausspielen und bringen ihrem Fahrer dort entsprechend deutlich weniger Vergnügen. Ausgerechnet das größte Porsche-Modell allerdings fühlt sich in der Stadt richtig wohl. Der Panamera macht dort richtig Spaß, solange man die Version mit Steckdosenanschluss gewählt hat, wie wir in unserem Alltagstest mit dem Panamera S E-Hybrid feststellen konnten.
Wobei man einschränken[foto id=“499280″ size=“small“ position=“right“] muss: Spaß macht eigentlich nur das elektrische Fahren, das fast lautlose Rollen über möglichst breite Straßen, sogar das Parken auf ausreichend großen Abstellflächen. Das Vergnügen lässt hingegen schnell nach, wenn man die Fünf-Meter-Limousine in eine Hotelgarage bugsieren soll, die für den Golf der ersten Generation bemessen wurde, die Parksensoren zu Dauerpiepen nötigt und dann nicht mal eine Steckdose bietet. Ohne nächtliche Zwischenladung wird der erste serienmäßige Plug-in-Hybrid von Porsche zum normalen Hybridmodell, dass eben meist von seinem Verbrennungsmotor angetrieben wird. Der Spaß der reinen Batteriefahrt mit dem nachhaltigen Antritt geht verloren. Wobei auch bei eigentlich leerem Speicher immerhin noch soviel Saft gebunkert wird, dass man elektrisch rollen und anfahren kann.
In der heimischen Garage mit Kraftstrom am 400-Volt-Anschluss vollgeladen, zeigt das Display eine elektrische Reichweite von 22 Kilometern. Porsche verspricht maximal 36, aber nicht unter winterlichen Bedingungen. Die Angabe des Displays ist realistisch, allerdings zeigt sich auch ganz schnell der Einfluss der Topografie auf den Stromverbrauch. Weil wir im Tal wohnen,[foto id=“499281″ size=“small“ position=“left“] geht es auch auf dem kurzen Weg zum Bäcker erstmal kräftig bergauf. Fünf Kilometer später hat sich die elektrische Reichweite schon halbiert. Der Rückweg führt entsprechend talwärts, weshalb am Ende dieser ganz kurzen Fahrt von 10 Kilometern, auch die elektrische Reichweite bei 10 km verharrt. Der Panamera mit der 9,4 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie beschleunigt rein elektrisch gefahren auf immerhin 135 km/h. Der kompressorunterstützte V6 schaltet sich erst zu, wenn man per Kickdown mehr Leistung anfordert oder die Batterieladung zur Neige geht. Der Start des Sechszylinders geschieht weitgehend unmerklich und wird bei geringen Geschwindigkeiten vornehmlich durch das Hochschnellen des grünen Zeigers im zentralen Drehzahlmesser avisiert.
Grün ist überhaupt das Stichwort für diesen Plug-in-Hybriden. Grüne Zeiger, ein grün umrahmter Modellschriftzug und nicht zuletzt jede Menge grün anmutende Technik kennzeichnen den nominell sparsamsten Porsche diesseits des Wundersportlers 918 Spyder. Die Option, auf dem Prüfstand die ersten 36 Kilometer emissionslos elektrisch zu fahren reduziert den offiziellen Normverbrauch der Limousine auf 3,1 Liter und den CO2-Austoß auf 71 Gramm. Mit dieser Technik lässt sich naturgemäß jede derzeit angedachte EU-Verbrauchshürde locker nehmen. Dass die theoretischen Werte mit dem Alltag noch viel weniger zu tun haben als bei normalen Modellen, versteht sich von selbst, wobei auch diese Aussage relativ ist.[foto id=“499282″ size=“small“ position=“right“]
Wir nutzten den Panamera für eine längere Dienstreise, auf der er sich als komfortabler Langstreckencruiser erwies und im Schnitt 9,5 Liter konsumierte. Nutzt man das Leistungspotential von 416 PS Systemleistung und immerhin 333 Kompressor-Pferdchen leidlich aus und nähert sich auch einmal der Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h, sind Verbräuche von 13 bis 15 Litern nicht unrealistisch. Andererseits verharrt die Verbrauchsanzeige bei null, wenn man eine Woche lang nur kurze Strecken von 10 bis 15 Kilometern je Tour fährt und das Fahrzeug anschließt wieder an die Steckdose hängt.
Das geht übrigens denkbar einfach. Im Kofferraum hat Porsche eine Tasche für Kabel und Ladegerät platziert. An der Ladebox, die den Stromverkehr zwischen Steckdose und Auto reguliert, kann man entweder ein normales 230-Volt-Kabel oder eines für Starkstrom anschließen. Den Stecker kann man nur abziehen, wenn man das Auto aufschließt. Bei kurzen Touren bleibt das Kabel im Haus, sonst ist es schnell verstaut. So gewöhnt man sich recht schnell an die Vorzüge des elektrischen Fahrens.[foto id=“499283″ size=“small“ position=“left“]
Ob man just dafür einen Porsche Panamera kaufen muss, ist allerdings eine Frage, die nicht zuletzt vom Einsatzgebiet des Fahrzeugs und natürlich vom Kontostand des potentiellen Besitzers abhängt. Porsche lässt sich den Einsatz von Hightech fürstlich bezahlen und ruft 110.409 Euro für den E-Hybriden auf. Das sind immerhin gut 10.000 Euro mehr als der stärkere Panamera S kostet. Den auf langen Strecken sparsameren Panamera Diesel gibt es gleich 25.000 Euro günstiger. Über den Spritverbrauch wird man die Investition in grüne Technik wohl eher nicht herausfahren können. Aber ein gutes Gewissen in Sachen Umwelt darf schließlich auch etwas kosten. Die erstaunten Blicke von Passanten in großstädtischen Gefilden gibt es beim lautlosen Rollen immerhin kostenlos obendrauf.
Fünftürige, viersitzige Limousine der Oberklasse | |
Länge/Breite/Höhe (m): | 5,02/1,93/1,42 |
Radstand (m): | 2,92 |
Antrieb: | V6-Kompressor + Elektromotor |
Systemleistung: | 306 kW/416 PS |
maximales Drehmoment: | 590 Newtonmeter bei 1.250 – 4.000 U/min |
0-100 km/h: | 5,5 s |
Vmax: | 270 km/h |
Verbrauch (Norm) | 3,1 Liter |
CO2-Ausstoß: | 71 g/km |
Effizienzklasse: | A+ |
Testverbrauch: | 9,5 Liter |
Preis: | ab 110.409 Euro |
Alternative zu: | Mercedes S-Hybrid, BMW i8 und einem Panamera Diesel |
Passt zu: | Reisenden mit grünem Gewissen und sehr gut gefülltem Bankkonto |
Sieht gut aus: | an der Steckdose in der Doppelgarage neben einem alten Elfer |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 06.02.2014 aktualisiert am 06.02.2014
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