Mehr als 500.000 Range Rover Evoque haben die Briten bisher abgesetzt. Ob sie bei seiner Einführung gewagt haben, mit solch einem Erfolg zu rechnen? Im Markt ist er jedenfalls kein Leichtgewicht.
Im wirklichen Leben außerhalb der Schauräume aber auch nicht. Trotz hoher Anteile an Aluminium-Bauteilen zählt er mit rund zwei Tonnen zu den gewichtigeren Erscheinungen, aber auch zu denen mit extrem steifer Karosse. Im Gelänge bewegt sich, als käme er auf einem Leiterrahmen daher. Der Evoque verkneift sich jedes Knistern.
Auch in zivilisierter Umgebung steht er seinen Mann. Maskuliner als ein Evoque tritt im Wettbewerbsumfeld niemand auf. Hohe und breite Schultern, Keilform, schmale Fensterflächen und ein konzentrierter Blick aus den neuen (optionalen) LED-Scheinwerfern, kräftige Akzente, wohin man auch blickt – die Optik hat schon bei seiner Markteinführung alle überrascht, die von der britischen Edel-Marke Range Rover ein mehrheitsfähiges Design erwartet hatten. Es polarisierte, aber es war so erfolgreich, dass bei der ersten Überarbeitung ein paar Retuschen reichten.
Motor: Der neue Zwei-Liter-Diesel mit 110 kW / 150 PS und einem maximalen Drehmoment von 380 Newtonmetern (Nm) überzeugt mit gutem Ansprechverhalten und – auch dank der Neun-Gang-Automatik von ZF – „nahtlosen“ Beschleunigung. Das Paket hätte uns voll überzeugt, würden wir nicht 180 PS-Version des Diesels mit 430 Nm kennen. Beide werden beim Durchschnittsverbrauch (nach NEFZ) mit 5,7 Litern auf 100 km angegeben. Wir lagen in der Praxis bei acht Litern, fanden das angesichts der zwei Tonnen und der nicht eben vorbildlichen Aerodynamik einen angemessenen Preis für das entspannte Fahren im Evoque.
Innenraum: Auch der Evoque-Innenraum bringt wieder die sehr britische Mischung zwischen Chick und Understatement: Was man sieht, wirkt edel, hochwertig und sorgfältig verarbeitet, drängt sich einem aber nicht auf. Hier steigt man gern ein und genießt den Vorteil der erhabenen Sitzposition, einer guten Sicht nach vorn und zur Seite und freut sich über die Tatsache, dass jemand daran gedacht hat, eine Rückfahrkamera zu bestellen.
Elektronik und Assistenzsysteme: Unser Exemplar war sogar mit einer 360-Grad-Rundumsicht ausgestattet, was im Gelände ebenso hilft wie beim Einparken. Ein Teil der Gesamtschau stammt von der Stereokamera im Innenspiegel als Sensor für die Anstandshaltung, die Spurhaltung und den Notbremsassistenten. Acht-Zoll-Touchscreen mit Bedienung per Wischen, Integration von Smartphones, Navigation, Internet Hotspot ermöglicht hat das „In Control Touch“-System in seiner „Plus“-Version.
Fahrverhalten: Vermutlich sind die Range Rover die Modelle unter der Geländewagen und SUV mit Freigelände-Ambitionen, die sich am häufigsten abseits der Straße bewegen. Ein Evoque kann sich dafür auf die Land Rover-Qualitäten verlassen. Aber als SUV wird auch er die meiste Zeit auf und nicht neben dem Asphalt verbringen. Gutes Ansprechverhalten der Lenkung, guter Geradeauslauf bei hohen Geschwindigkeiten, befriedigender Federungskomfort sowie eine für ein Auto seiner Art und Höhe geringe Neigung zum Wanken – das konnte es auch schon vor dem Facelift.
Fazit: Mit den neuen Diesel-Motoren aus eigener Entwicklung und deutlich aufgefrischtem Infotainment wird der Range Rover Evoque auch in der zweiten Hälfte seines Produkt-Lebenszyklus ordentlich punkten. Die unauffälligen Änderungen am Äußeren sprechen für eine lange Lebensdauer des ursprünglichen Designs.
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Holubi
Mai 5, 2016 um 9:30 am UhrEin sehr schönes Auto aber besonders bemerkenswert finde ich die „Stereokamera im Innenspiegel als Sensor für die Anstandshaltung“.
Ein wirklich gelungener Artikel.