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Renault
Citrusgelb mit roten Zierstreifen und blau-roten Punkten auf dem Dach? Leichtmetallräder in Weiß-Rot? Armaturenbrett in blauer Netz-Optik? Die Polster dazu passend schwarz-blau im Individualisierungs-Overkill? Es soll Menschen geben, die Stunden mit dem Konfigurator eines Neuwagens verbringen können. Der des neuen Renault Clio käme da in Frage. Zierstäbe in der Kühlermaske, Dachaufkleber oder eine individualisierte Einfassung der Lüftungsauslässe – der Franzose lässt optisch wenig aus, um sich ganz nach dem Geschmack seiner Kunden formen zu lassen. In seiner vierten Generation, die seit Ende 2012 auf den Markt ist, hat sich der Kleinwagen mächtig herausgeputzt. Aber können seine inneren Werte halten, was die hübsche Außenhaut verspricht?
Denn das Äußere verheißt nicht nur die bereits erwähnten Individualisierungsmöglichkeiten. Der Franzose gibt mit seinem bulligen Auftritt in der Frontansicht dank großen Klarglas-Scheinwerfern und LED-Tagfahrlicht, der stark modellierten Seite mit den versteckten Griffen der hinteren Türen und dem knackigen Heck mit den die Breite betonenden Rücklichtern den gutaussehenden Verführer. In der Konkurrenz der Vier-Meter-Flitzer macht er neben betulicheren Kandidaten wie VW Polo, Opel Corsa oder Ford Fiesta richtig was her.
Das modische Design setzt sich im Innenraum fort – mit der Vermutung, dass die anvisierte Zielgruppe vor allem jünger und möglicherweise weiblich ist, liegt man wohl nicht ganz falsch. Wobei das sportliche Auftreten des Franzosen nicht nur Madame, sondern auch Monsieur gefallen dürfte. Das Armaturenbrett kommt wahlweise in Rot, Blau, Braun, Grau oder Schwarz, farblich passen die Bezüge für die bequemen Sitze – alles in einem aufeinander abgestimmten Muster.[foto id=“496351″ size=“small“ position=“left“] Nicht immer ist das Design aber auch praktisch: Teile des Lenkrads in Klavierlack-Optik auszustatten sieht gut aus, ist aber auch ziemlich rutschig. Etwaigen Staub sieht man zwar auf dem hübsch gemusterten Armaturenbrett nicht, Fingerabdrücke auf dem Lack um das Infotainmentsystem umso mehr.
Der wirklich schöne Schein ist also nicht immer ganz zu Ende gedacht. So auch im Gepäckabteil: Zwar hat der Clio mit 300 Litern Fassungsvermögen im Kofferraum (1.146 Liter bei umgeklappten Sitzen) für einen Kleinwagen vorbildlich viel Platz, darüber hinaus ragt die Heckklappe 1,92 Meter hoch auf und minimiert so die Gefahr, sich den Kopf zu stoßen. Versucht man aber die Klappe nach dem vorgesehenen Mechanismus zu schließen, läuft man Gefahr sich die Finger(-nägel) zu brechen. Anstatt in eine Schlaufe oder Griffmöglichkeit auf der Innenseite, steckt man die Hand auf der Klappenkante in eine Öffnung und zieht nach unten. Während des Schwungs sollte man die Finger dann rechtzeitig wieder entfernen – nach ein paar Versuchen greift man lieber außen auf die Klappe und riskiert dreckige Pfoten.[foto id=“496352″ size=“small“ position=“right“]
Richtig gut mitgedacht haben die Franzosen hingegen in Sachen schlüsselloser Zugang. Prinzipiell natürlich keine Besonderheit. Aber was denkt die typische Clio-Fahrerin, wenn sie den wendigen Cityflitzer (mit serienmäßig geschwindigkeitsabhängiger Servolenkung) in die Parklücke (Parksensoren 350 Euro) geklemmt hat und von dannen eilt? ‚Habe ich eigentlich abgeschlossen?‘ ‚Piep‘ macht das Auto, sobald sie sich mitsamt der Schlüsselkarte einige Meter entfernt hat und schließt einfach von selbst ab. Kommt sie vollgepackt mit Einkaufstüten wieder, entfällt die Schlüsselsuche, ein Druck auf den Kopf im Türgriff genügt.
Schlüssellosen Zugang (nämlich mit Karte) gewährt der Clio serienmäßig, die ‚Handsfree‘-Funktion gibt es optional für ‚Dynamique‘, eine Stufe höher ist sie inklusive. Doch auch in dieser mittleren Ausstattung (ab 15.000 Euro) fährt der Clio bereits gut ausgestattet vor, unter anderem mit 16-Zoll-Rädern, Lederlenkrad, Klimaanlage und Multimedia-System mit Navi. Elektrische Fensterheber, LED-Tagfahrlicht und Tempopilot mit Geschwindigkeitsbegrenzer sind bereits serienmäßig an Bord. Und wer sich verführen lässt, der kann bei den ‚Look‘-Paketen zuschlagen und den Konfigurator bemühen: [foto id=“496353″ size=“small“ position=“left“]300 Euro für das Exterieur-Paket, 300 Euro für den Dachaufkleber, 100 bis 150 Euro für das Interieur-Paket – faire Preise für ein bisschen individuellen Schnickschnack.
Zurück zum äußerlich sportlichen Auftritt des Franzosen. Von dem sollte man sich nämlich nicht unbedingt verführen lassen, wenn man Wert aufs Spritsparen legt. Meint: Wer den agilen Kleinwagen dauerhaft sportlich um die Ecken jagen will, möge sich einen der potenteren Benziner holen, im Zweifel den kräftigen 1,6-Liter-Turbo (147 kW/200 PS) aus dem Clio RS. Wir fuhren das Downsizing-Aggregat, das aus 0,9 Litern beachtliche 66 kW/90 PS holt. 4,5 Liter auf 100 Kilometer sollen laut Normangabe durch die[foto id=“496354″ size=“small“ position=“right“] Leitungen fließen. In der Praxis ist es ein guter Liter mehr, was in Ordnung geht, ebenso wie Fahrleistungen und auch die Laufkultur trotz Dreizylindrigkeit. Nur dynamisch fahren, das mag er nicht besonders. Denn die permanent höhere Drehzahl quittiert der Mini-Motor mit Lautstärke und mächtigem Durst – und sieben Liter Durchschnittsverbrauch ist kein Wert, den man in einem Kleinwagen anstreben sollte.
Wer aber gemächlicher fährt, dessen Auto kommt auf den Boulevards sowieso viel besser zur Geltung. Und das ist doch gewollt, wenn man sich schon so viel Mühe am Konfigurator gegeben hat, oder?
Fünfsitziger, fünftüriger Kleinwagen | |
Länge/Breite/Höhe (m): | 4,06/1,73/1,45 |
Kofferraumvolumen: | 300 – 1.146 Liter |
Motor: | 3-Zylinder-Turbobenziner |
Hubraum: | 0,9-Liter |
Leistung: | 66 kW/90 PS |
maximales Drehmoment: | 135 Newtonmeter ab 2.500 U/min |
0-100 km/h: | 12,2 Sekunden |
Vmax: | 182 km/h |
Durchschnittsverbrauch: | 4,5 Liter/100 Kilometer |
CO2-Ausstoß: | 105 Gramm CO2/km |
Effizienzklasse: | B |
Testverbrauch: | 5,7 Liter |
Preis Ausstattung ‚Luxe‘: | 17.400 Euro (Einstiegspreis Clio: 12.800 Euro) |
Alternative zu: | langweiligeren Kleinwagen |
Passt zu: | jungen Autofahrern, die Wert auf Individualität legen |
Sieht gut aus: | oh, lala – ja! |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 13.01.2014 aktualisiert am 13.01.2014
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