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Seat
Von Holger Zehden – Berlin – Es gibt sie wieder: Die kleinen Neuwagen für unter 10.000 Euro. Auch wenn Volkswagen mit dem Up das Rad nicht ganz neu erfunden hat, wie es die Wolfsburger gerne darstellen, rangiert der kleinste VW seit Markstart stetig ganz oben in den Zulassungsstatistiken seines Segments. Mit dem Mii schickt nun auch die Konzernmarke Seat ihre Interpretation des Kleinstwagens für die Stadt ins Rennen, der ab 12. Mai zu den Händlern rollt. auto.de konnten den quirligen Spanier bereits ausgiebig testen. Dafür schlängelten wir uns durch den dichten Verkehr von Deutschlands Hauptstadt Berlin.
Die Basis des kleinen Dreigestirns aus VW Up, Skoda Citigo und Seat Mii ist stets die gleiche. Unterschiede gibt es nur im Detail. Seat verpasst dem Mii das neue Markengesicht im „Arrow Design“, welches bisher nur beim neuen Ibiza zum Einsatz kommt. Mit den spitz zulaufenden, dreigliedrigen Scheinwerfern macht der Seat Mii eine durchaus dynamische Figur und lässt seine beiden Halbgeschwister sogar etwas blass aussehen. Im Profil tritt die gemeinsame Plattform am deutlichsten zutage. Nur in der Zeichnung der Fenster unterscheidet sich der Up von seinen Brüdern. Während die Unterkante der Fenster bei Citigo und Mii beinahe waagrecht gen Heck läuft und dort einfach der Form des Hecks folgt, wird die Linie beim Up dynamisch nach oben geführt. Das sieht etwas sportlicher aus, geht jedoch zulasten der Aussicht im Fond. Das Heck bildet beim Spanier eine konventionelle Klappe aus Blech, während der Up hier getöntes Glas trägt.
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Während die Ingenieure von Seat beim Design noch ein wenig Spielraum hatten, fährt sich ein Mii exakt wie ein Citigo oder Up. Als Antrieb dient ein 1.0-Liter Ottomotor mit drei Zylindern, den es in den beiden Leistungsstufen mit 44 kW/60 PS und 55 kW/75 PS gibt. Zum Jahresende hin soll eine Erdgas-Variante (CNG) folgen. Die Leistung beider Benzin-Aggregate ist vollkommen ausreichend. Mit 95 Nm sind die Dreizylinder zwar keine Drehmomentriesen, angesichts des niedrigen Gewichts von nur 929 Kilogramm schwimmt der Seat Mii jedoch flink im Strom des Stadtverkehrs mit.
Dank mehr als kompakter Abmessungen von lediglich 3.550 mm Länge und 1.640 mm Breite schlängelt sich der Seat Mii behände auch durch den dichtesten Großstadtverkehr und passt in jede noch so kleine Parklücke. Beim Rangieren helfen gegen Aufpreis Parksensoren, die sowohl akustisch als auch optisch den Abstand zum Hintermann anzeigen. Diese und andere Fahrzeuginformationen werden im Up, Mii und Citigo nicht (nur) über den konventionellen Bordcomputer dargestellt, sondern zusätzlich über das zentrale Seat Portable System von Navigon. Doch dazu später mehr. Die Lenkung reagiert direkt, die Bremsen packen bei bedarf ordentlich zu. Auch die fünf Gänge des manuellen Getriebes flutschen leichtgängig durch die Schaltgassen.
Negativ fiel bei allen drei Konzern-Geschwistern der Verbrauch auf: so auch beim Seat Mii. Auch wenn die Hersteller mit Verbräuchen von 4,1 Litern (bei der 44 kW Ecomotive Version, unter anderem mit Start/Stopp und Leichtlaufreifen) bis 4,7 Litern werben, verbrannte der 55-kW-Mii bei unserem Test (ohne Ecomotive) im Schnitt fast sieben Liter Kraftstoff pro 100 km. Da ausgerechnet die Stadtautobahn in Berlin aufgrund eines großen Feuers gesperrt werden musste, kamen wir am Testtag im gesamten Stadtgebiet nur im Stop-and-Go voran. Da die Stadt mit all ihren verkehrstechnischen Tücken aber den hauptsächlichen Lebensraum des Mii ausmacht, müsste er sich auch in derartigen Ausnahmefällen beweisen. Immerhin soll der Mii laut Hersteller im reinen Stadtverkehr nur 5,9 Liter verbrauchen. Die erreichte auto.de jedoch nicht. Dass auf der Autobahn bei 160 km/h bzw. 170 km/h Schluss war, ist bei einem City-Flitzer wie dem Seat Mii dagegen eher Nebensache.
Der Seat Mii kommt in drei Ausstattungslinien Mii, Reference und Style. Zur Individualisierung liefern die Spanier zusätzlich zwei Style Packete sowie zahlreiche Sonderausstattungen und Zubehör-Optionen. Das Basismodell beinhaltet Antiblockiersystem ABS, eine verstellbare Lenksäule, Seitenairbags und Isofix. Bei Style gehören etwa die elektrischen Fensterheber und die Zentralverriegelung zum Paket. Die beiden Ausstattungspakete Chic und Sport lassen die Wahl, den Innenraum mit speziellen Farben und Dekor-Elementen zu individualisieren. Leichtmetallräder und ein Lederlenkrad sind immer dabei, bei der Version Chic werten Chromapplikationen den Innenraum auf, während bei Sport dunkel getönte Scheiben und eine sportliche Fahrwerksabstimmung für einen dynamischeren Eindruck sorgen.
Gegen 225 Euro Aufpreis bietet Seat ebenfalls den City Safety Assistent an. Bei Gefahr in der Stadt warnt der Mii seinen Fahrer oder bremst sogar automatisch. Ein Lasersensor erkennt andere Fahrzeuge in Fahrtrichtung, egal ob sie fahren oder stehen. Falls bei weniger als 30 km/h ein Unfall droht, warnt das System den Fahrer. Wenn der nicht reagiert, bremst der Mii automatisch – das kann den Crash in vielen Fällen ganz vermeiden, oder zumindest abschwächen.
Innovativ ist ebenfalls die Lösung von Navigation und Infotainment. Wie auch bei VW Up und Skoda Citio – auto.de berichtete – bietet Seat (gegen Aufpreis) das Seat Portable System – Navigations- und Entertainment System an. Das Gerät von Navigon mit 5-Zoll-Bildschirm ist herausnehmbar für den mobilen Einsatz und doch auch in die Fahrzeugelektronik integriert. Zu den Funktionen gehören das Navigationssystem, die Telefon-Freisprechanlage mit Sprachbedienung oder ein Bordcomputer. Auch das Radio kann über das Gerät gesteuert werden.
Unter der kurzen Haube des Mii stecken die gleichen Dreizylinder-Benziner wie bei seinen Geschwistern aus Wolfsburg und Mladá Boleslav. Das Aggregat mit einem Liter Hubraum gibt es in den zwei Leistungsstufen von 44 kW/60 PS und 55 kW/75 PS. Den Verbrauch gibt Seat mit 4,5 und 4,7 Liter je 100 Kilometer. In der Realität liegt dieser jedoch deutlich höher.
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Von beiden Motorvarianten gibt es eine sparsamere Ecomotive-Version. Dank Start-Stop-System, Bremsenergierückgewinnung (Rekuperation) und weiteren verbrauchsenkenden Maßnahmen, sollen diese mit nur 4,1 bzw. 4,2 Liter Kraftstoff pro 100 km auskommen, was einem CO2-Wert von 96 und 98 g/km entspricht. Gerade mal 86 g/km CO2 erreicht der kleine Seat mit dem später verfügbaren CNG-Erdgas-Antrieb. Alternativ zum manuellen Getriebe ist für den Mii eine automatisierte Schaltbox lieferbar, hier übernehmen zwei Elektromotoren den komfortablen Gangwechsel.
Mit dem Mii kehrt Seat ins Segment der Kleinstwagen zurück und tritt in die Fußstapfen des bis 2000 produzierten Seat Arosa. Viel bemängeln lässt sich beim Seat Mii nicht. Optisch hat der Mii gegenüber seinem Wolfsburger Pendant gar die Nase vorn, wirkt dynamischer und frecher. Die Materialauswahl und -verarbeitung kann ebenfalls überzeugen. Doch wie bei Up und Citigo trübt auch beim Mii der Verbrauch den Eindruck etwas ein, sind die 3-Zylinder-Aggregate doch deutlich durstiger als vom Hersteller angegeben. Schade ist zudem, dass wohl kein Seat Mii das Werk als günstige Basis-Version für 8.890 Euro verlassen dürfte. [foto id=“416364″ size=“small“ position=“right“]Denn wer verzichtet schon freiwillig auf Radio, Sonnenblenden oder die hinteren Kopfstützen? All das fehlt bei der „nackten“ Einstiegsvariante. Unser „Foto-Modell“ kam dank Vollausstattung auf nicht ganz so kleine 14.575 Euro, liegt damit jedoch immerhin 1.500 Euro unter einem VW Up mit vergleichbarer Ausstattung.
Da es beim Dreigestirn VW Up, Skoda Citigo und Seat Mii technisch und qualitativ keinerlei Unterschiede gibt, entscheidet letztich die Vorliebe fürs Design darüber, welcher der City-Zwerge es am Ende wird. Wer Wert auf dynamische Optik legt, jedoch auf einen belederten Schaltknauf und Sitze in Lederoptik verzichten kann – die bietet nur der Up gegen 410 Euro Aufpreis – fährt mit dem Spanier am besten. Der markenfernen Konkurrenz, etwa einem Ford Ka oder Toyota Aygo, fährt der Seat Mii dank ausgefeilter Technik und guter Verarbeitung deutlich davon. Mit dem Mii zeigt Seat erfolgreich, wie Lifestyle auf Spanisch aussieht.
Bewertung – Seat Mii Style (55 kW) |
|
Exterieur-Design | 1,6 |
Interieur-Design | 2,0 |
Multimedia | 1,5 |
Navigation | 1,5 |
Fahrbetrieb | 1,6 |
Verbrauch | 2,5 |
Kosten pro Jahr* | |
Anschaffungspreis Testfahrzeug | 14.575,00 Euro |
Kraftstoffkosten** | 1.683,00 Euro |
Steuern | 20,00 Euro |
Wertverlust | 2.186,25 Euro |
Gesamtkosten pro Jahr: |
3.889,25 Euro |
Testergebnis/Gesamtprädikat: |
1,8 |
*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.) |
Datenblatt – Seat Mii | |
drei- oder fünftüriger, viersitziger Kleinstwagen, Frontantrieb | |
Länge/Breite/Höhe (3-Türer): | 3.557 mm/1.641 mm/1.478 mm |
Länge/Breite/Höhe (5-Türer): | 3.557 mm/1.645 mm/1.478 mm |
Radstand: | 2.420 mm |
Motoren | Dreizylinder Ottomotor |
Hubraum: | 999 ccm |
Leistung: | 44 kW/60 PS oder 55 kW/75 PS |
max. Drehmoment: | 95 Nm bei 3.000 – 4.300 U/Min. |
Höchstgeschwindigkeit: | 160 km/h (44 kW) oder 171 (55 kW) |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 14,4 sbzw. 13,2 s |
Verbrauch Hersteller (Mittel): | 4,1 bis 4,7 l/100 km |
CO2-Ausstoß Hersteller: | 96 g/km bis 108 g/km |
Testverbrauch (Mittel): | 5,0 l (44 kW), 5,6 l (55 kW) |
Test-CO2-Ausstoß (Mittel)**: | 194 g/km |
Schadstoffklasse: | Euro 5 |
Effizienzklasse: | C (als Ecomotive B) |
Gewichte/Zuladung | |
Leergewicht: | 929 kg |
zul. Gesamtgewicht: | 1.290 kg |
Kofferraumvolumen: | 251 – 951 l |
Preis | |
Basismodell: | ab 8.890 Euro |
Testwagen: | 14.575 Euro |
***Basierend auf Berechnungen des bayerischen Landesamt für Umwelt |
geschrieben von auto.de/holger zehden | fotos: auto.de veröffentlicht am 04.05.2012 aktualisiert am 04.05.2012
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